VW BETREIBT NUN SELBSTGEISSELUNG
(3.11.2015) Der erste Teil ist abgedreht, jetzt folgt Abgas-Affäre, die zweite: Bei internen Untersuchungen habe man festgestellt, heißt es heute aus dem VW-Konzern, dass es bei der Bestimmung des CO2-Werts für die Typ- zulassung von Autos zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. Sprich: Bei einigen Modellen wurden zu niedrige CO2- und damit auch zu niedrige Verbrauchs-Angaben „festgelegt“. Betroffen könnten rund 800.000 Fahrzeuge der Konzern-Marken sein. Und zwar „ganz überwiegend“ welche mit Diesel-Motoren. Also erstmals auch Benziner. Natürlich setze Volkswagen alles daran, so die Wolfsburger in ihrer offiziellen Erklärung, nach Absprache mit den zuständigen Behörden schnellstmöglich eine Klärung der weiteren Vorgehensweise sowie eine korrekte Einstufung der CO2-Werte bei den betroffenen Fahrzeugen vorzunehmen. Ein Eingeständnis, für das VW freilich kein Lob kassiert, weil es sich – wie in deutschen Gazetten zu lesen – „nach Einschätzung der internen Revision nicht um einen Eingriff in die Software, sondern schlicht um betrügerische Angaben handelt“. Mit anderen Worten, „ein Tatbestand in neuer Qualität“. Wofür sich Konzern-Chef Matthias Müller auch öffentlich geißelt: „Ich habe mich von Anbeginn dafür eingesetzt, dass wir die Geschehnisse schonungslos und vollständig aufklären. Das ist ein schmerzhafter Prozess, aber für uns ohne Alternative.“ Trotzdem: Man könne es mit Peitschen-Hieben auf den eigenen Leib auch übertreiben, meinen sogar VW-Konkurrenten. Sie werden wissen, warum. War die Verschleierung von deutlich überhöhten Stickoxid-Werten noch ein echter Skandal, entwickelt sich die Geschichte jetzt langsam zur Farce. Begründung: Zeitungs-Meldungen zufolge geht es aktuell vor allem um besonders sparsame BlueMotion-Modelle, wobei z.B. für den Golf 90 Gramm CO2/km angegeben seien, der aber tatsächlich mehr als 100 g CO2/km ausstoßen soll. Die Krux dabei: Der reale Sprit-Verbrauch der Autos wurde und wird in unzähligen Tests von renommierten Fach-Medien ermittelt. Doch eine auffällige Diskrepanz zum Norm-Verbrauch ist nach Kenntnis von Auto-Kaufberatung.at nie festgestellt worden. Weder von Testern in Deutschland noch in Österreich! Dazu einige Beispiele, die alle von 2014 stammen und – zumindest bei der Motor-Leistung – vergleichbare Modelle verschiedener Marken betreffen.VW Golf 1.6 TDI BlueMotion (110 PS)
Norm: 3,3 l/100 km bzw. 87 g CO2/km
Test: 4,7 l/100 km bzw. 124 g CO2/km
VW Golf 1.6 TDI BMT (110 PS)
Norm: 3,8 l/100 km bzw. 98 g CO2/km
Test: 4,9 l/100 km bzw. 130 g CO2/km
BMW 116d EfficientDynamics Edition (116 PS)
Norm: 3,8 l/100 km bzw. 98 g CO2/km
Test: 4,7 l/100 km bzw. 125 g CO2/km
Citroën C4 Cactus BlueHDi 100 (100 PS)
Norm: 3,4 l/100 km bzw. 89 g CO2/km
Test: 5,4 l/100 km bzw. 142 g CO2/km
Fiat 500L Living 1.6 Multijet II 105 (105 PS)
Norm: 4,5 l/100 km bzw. 117 g CO2/km
Test: 5,5 l/100 km bzw. 145 g CO2/km
Ford Tourneo Connect 1.6 TDCi 115 (115 PS)
Norm: 4,9 l/100 km bzw. 130 g CO2/km
Test: 6,8 l/100 km bzw. 179 g CO2/km
Hyundai i30 Kombi 1.6 CRDi (110 PS)
Norm: 3,9 l/100 km bzw. 113 g CO2/km
Test: 5,1 l/100 km bzw. 134 g CO2/km
Mercedes A 180 CDI BlueEfficiency Edition (109 PS)
Norm: 3,6 l/100 km bzw. 95 g CO2/km
Test: 5,1 l/100 km bzw. 134 g CO2/km
Mini Cooper D Austrian Chili (116 PS)
Norm: 3,6 l/100 km bzw. 95 g CO2/km
Test: 4,8 l/100 km bzw. 128 g CO2/km
Nissan Pulsar 1.5 dCi (110 PS)
Norm: 3,6 l/100 km bzw. 95 g CO2/km
Test: 4,8 l/100 km bzw. 128 g CO2/km
Peugeot 308 SW 1.6 BlueHDi 120 (120 PS)
Norm: 3,2 l/100 km bzw. 83 g CO2/km
Test: 4,5 l/100 km bzw. 118 g CO2/km
Renault Mégane Energy dCi eco² (110 PS)
Norm: 3,5 l/100 km bzw. 92 g CO2/km
Test: 5,3 l/100 km bzw. 141 g CO2/km
Welche Schlüsse man daraus ziehen kann? Unser Vorschlag: Ganz nach Belieben …
NACHTRAG am 4.11.2015: Der heimische Fiskus hat heute versichert, dass sich Eigner von Fahrzeugen, deren CO2-Normwerte nicht den Hersteller-Angaben entsprechen, keine Sorgen wegen Steuer-Nachzahlungen machen müssen. Grund: Die NoVA, die sich nach CO2-Emission und Fahrzeug-Wert richte, werde von den Händlern abgeführt, bei denen daher die Abgabenlast liege. – Derzeit besteht zwar noch gar keine Klarheit darüber, welche und wie viele Autos der VW-Marken in Österreich davon betroffen sein können. Sicher nicht anzunehmen sei jedoch, so hört man aus Insider-Kreisen, dass der Importeur seine Vertrags-Partner im Regen stehen lasse.