Vom Prius zum Primus: Jetzt passt (fast) alles

Derzeit stehen bei Hybrid-Pionier Toyota vor allem Prius+ und Prius Plug-in im Rampenlicht. Eigentlich zu Unrecht. Denn der Original-Prius mit dem Doppelherzen ist besser denn je: Drei Jahre nach ihrem Debüt erfuhr die dritte Generation heuer eine Frischzellen-Kur, die ihr spürbar gut getan hat. Auch was das Fahrverhalten betrifft. So gilt heute mehr als zuvor, dass man mit der Wahl eines Prius praktisch nichts falsch machen kann.

Toyota Prius 1.8 VVT-i Hybrid Premium Seit dem Jahrtausend-Wechsel gibt’s den Toyota Prius bei uns. Ursprünglich mit einem abschreckend biederen Blechkleid, hat sich die später eingeführte Keilform als typischer Prius-Look voll etabliert. Zumal er handfeste Vorzüge bietet: Fünf Insassen finden tadellose Platzverhältnisse vor. Und auch der Laderaum, der sich – beispielhaft einfach – mit wenigen Handgriffen von 445 auf 1.120 Liter erweitern lässt, schickt sich durchaus für einen 4,5-Meter-Kompakten. Was sich weniger schickt, ist die bekannt miserable Karosserie-Übersicht. Ein „Schicksal“, mit dem sich freilich nicht nur Prius-Eigner abfinden müssen.

Datenblatt
Motor 16V-R4-Benziner, 1.798 ccm, Euro 5 (plus E-Antrieb)
Leistung 100 kW/136 PS (Hybrid), Benziner: 73 kW/99 PS bei 5.200/min, E-Motor: 60 kW/81,6 PS
Spitze 180 km/h
Testverbrauch 4,8 l/100 km
Normverbrauch 4,0 l/100 km
CO2 92 g/km
L/B/H 4.480/1.745/1.490 mm
Leergewicht 1.420 kg
Gesamtgewicht 1.805 kg
Preis EUR 31.163,- inkl. 2% NoVA und 20% MwSt. (Top-Ausstattung Premium)
Stand: Oktober 2012

Womit sie sich hier zu Lande nicht mehr abfinden müssen: Dass man einen Benziner mit Elektro-Unterstützung eher mitleidig belächelt. Langsam entwickelt sich bei den heimischen Autokäufern nämlich ein Umdenkprozess. Statt Skepsis bringen sie Toyotas Vollhybrid-System zunehmend Interesse entgegen. Aus gutem Grund: Weltweit millionenfach bewährt, genießt diese Technologie mittlerweile den Ruf der Unverwüstlichkeit. Selbst was die Lebensdauer der Akkus betrifft!

Egal also, ob mit Hybrid- oder konventionellem Antrieb – die Japaner brillieren mit überragender Zuverlässigkeit. Und genau das ist für die meisten Toyota-Kunden der fetteste Pluspunkt. Auch beim „grünen“ Prius. Ein klares Indiz dafür ist der strapaziöse Taxibetrieb, wo er sich dank seiner Wartungsarmut und geringen Betriebskosten immer mehr durchsetzt.

Für Prius-Kenner ebenfalls nicht neu: Im Stadtverkehr wirkt sich das harmonische Zusammenspiel zwischen Verbrennungs- und Elektro-Motor auf den Verbrauch besonders positiv aus. Hier erzielt man – bei sommerlichen Temperaturen und mit einem leichten Gasfuß – problemlos die Hersteller-Angabe von vier Litern auf 100 Kilometer. Bei den leichtgewichtigeren Prius-Modellen beträgt der Norm-Mix sogar nur 3,9 Liter.

Das Testexemplar mit überkompletter „Premium“-Ausstattung begnügte sich im Mittel mit vorbildlichen 4,8 Litern ROZ 95. Womit es den Auris Hybrid, den wir seinerzeit allerdings bei Eiseskälte getestet haben, um 0,2 Liter unterbot. (Die nächste Auris-Generation steht übrigens schon in den Startlöchern.) Schade nur, dass man mit dem Prius trotzdem keine tausend Kilometer schafft, bis die nächste Zapfsäule angesteuert werden muss. Sein Tank fasst nicht mehr als 45 Liter.

Doch was hat sich nach der Überarbeitung des Prius nun tatsächlich verbessert? Zum Beispiel die Geräusch-Dämmung, wie Toyota erklärt. Was uns nachvollziehbar erscheint: In der Stadt säuselt der Prius zumeist dezent vor sich hin, sofern nicht ohnehin der Elektro-Motor das Kommando allein übernimmt. Sehr selten, aber doch. Wirklich überzeugt von der besseren Dämmqualität ist man spätestens bei höherem Autobahn-Tempo, wenn man den gewohnten Prius-Lärmpegel erwartet – und angenehm enttäuscht wird.

Apropos Tempo: Sportwagen-ähnliche Fahrleistungen darf man sich von dem Hybrid-Auto mit immerhin 136 PS Systemleistung nach wie vor nicht erwarten. Besonders Überholvorgänge sind wenig erbaulich, wenn ungeduldige Ford Transit- oder VW T5-Zusteller im Rückspiegel Format füllend zur Eile nötigen. Abhilfe schafft in solchen Fällen nur eines: Man aktiviert den Power-Modus, was mit überraschend spontaner Gasannahme belohnt wird. Allerdings auch bestraft: Nämlich mit „Spritgurgeln“ und einer überfordert agierenden Stufenlos-Automatik. Zu deren Ehrenrettung: Bei normaler Fahrweise verrichtet sie ihre Arbeit so unauffällig wie ein britischer Butler.

Trotzdem – und dieser Fortschritt macht’s aus – verträgt der aufgefrischte Prius auch einen dynamischen Fahrstil. Seine höhere Karosserie-Steifigkeit und das feiner abgestimmte Fahrwerk verleihen dem Fronttriebler zwar kein agiles, aber ein fast schon stoisch sicheres Fahrverhalten. Jedenfalls im Kombination mit den 17-Zoll-Rädern, die bei den gehobenen Ausstattungs-Varianten „Comfort“ und „Premium“ zum Serienumfang gehören. Nur das Modell in der Basis-Ausrüstung „Business“ kommt auf 15-Zöllern daher.

Nicht zu vergessen der Federungskomfort: Dem ist die Überarbeitung erst recht gut bekommen. „Aber samma ehrlich“, so ein Mitarbeiter von Toyota-Importeur Frey in entwaffnender Offenheit: „Der konnte nur noch besser werden!“ Und mit einem Seitenhieb auf jene, die’s wahrscheinlich unbeeindruckt lassen wird: „Der Prius fährt zwar keine 300, aber er fährt länger…“

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

„I sog’s glei“, spielt unser Senior-Tester den Düringer-Opa vom Kultfilm „Muttertag“, „mir ist der Prius ein wenig zu schwach auf der Brust. Andererseits hat er mich in seiner Parade-Disziplin, dem Spritsparen, voll überzeugt. Sein Problem ist bloß, dass sich manch potenzieller Käufer immer noch vor der Hybrid-Technologie fürchtet. Weil er glaubt, dass sie ihn irgendwie überfordern könnte. Was natürlich Blödsinn ist. Überspitzt formuliert, ist der Prius so einfach zu handhaben wie eine Seifenkiste. Mit dem Unterschied, dass beim Japaner wahrscheinlich weniger kaputtgeht. Das ist ja auch das Faszinierende an ihm: Der Prius hat eine aufwändige Technik an Bord und ist trotzdem das bravste Auto unter der Sonne. Jedenfalls kenne ich keines, auf das man sich mehr verlassen kann.“

Damit nicht genug: „Sehr angetan war ich von den Fahreigenschaften, der Prius liegt satt auf der Straße. Nicht mehr schwammig, so wie ich ihn von früher her kannte. Ein Grund mehr, sich vom Navi-System zu wünschen, gelegentlich auch die tatsächlichen Tempolimits anzuzeigen. Aber darf man das dem Auto überhaupt ankreiden? Hatten wir überhaupt schon einen Testwagen, in dem die Tempolimits immer korrekt angezeigt wurden? Nicht dass ich wüsste. Doch im Prius ist es sowieso interessanter, sich mit der Verbrauchsanzeige zu beschäftigen. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, wie man den Benzindurst niedrig hält, und versteht auch die Freaks, die sich in ihren Internet-Foren gegenseitig mit Fabelwerten unterbieten.“

Was unser Senior leider gar nicht versteht, „ist die Aufpreis-Politik bei Toyota. Einerseits finde ich es toll und beim Prius auch sinnvoll, dass alle Modelle serienmäßig über eine Rückfahr-Kamera und ein Head-up-Display verfügen. Und auch über die opulente ,Premium’-Ausstattung des Testwagens kann man nicht klagen. Aber warum, bitte, muss man sich sogar im Topmodell eine Sitzheizung für vorn mit dem mehr als 1.700 Euro teuren ,Elegance’-Paket inklusive Leder-Polsterung erkaufen? Noch dazu, nachdem zum Beispiel im Prius Plug-in die Sitzheizung bei jeder Ausstattung ohne Aufpreis dabei ist. Die Kosten fürs optionale Navi sind dagegen mit 980 Euro in meinen Augen erträglich.“

Das war’s? „Eigentlich schon. Auf die kinderleichte Variabilität des Kofferraums kommen wir ja noch in der Foto-Galerie zu sprechen. Eine kleine Rüge muss ich aber noch anbringen: Die Komfort-Funktion für den Richtungsanzeiger hab’ ich im Prius vermisst, also dreimaliges automatisches Blinken nach einmaligem Antippen. Erst hat’s ewig gedauert, bis ich diese Funktion akzeptiert habe. Und jetzt geht’s mir richtig ab, wenn sie fehlt.“

Website des Importeurs: www.toyota.at

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