Sympathique: Dieser Peugeot macht jeden froh

Vieles hat sich bei Peugeot geändert in den letzten Jahrzehnten. Eines ist aber geblieben: das Positiv-Image. Wer einen großen Peugeot fährt, wird von seiner Umwelt nicht als protzig abgestempelt. Im Gegenteil. Der 508 Kombi namens Station Wagon (kurz SW) ist nicht nur ein Lasten-, sondern auch Sympathieträger – obwohl man dem 508 fast schon „deutsche Perfektion“ anerzogen hat. Qualität wie auch Funktionalität überzeugen.

Peugeot 508 SW 2.0 HDi 140 FAP Allure Nein, er setzt keine neuen Maßstäbe. Doch er gefällt durch die Summe seiner Eigenschaften. Kurzum: Der Peugeot 508, seit knapp elf Monaten am Markt, ist ein überaus angenehmes Auto. Das klingt zwar etwas vage, ist aber die treffende Beschreibung für das Fahrgefühl, das der stattliche Franzose auf Anhieb vermittelt.

Bravourös: die vernünftige HDi-Version mit 140 Pferdestärken, die den (samt Fahrer) rund 1,7 Tonnen schweren Mittelklasse-Kombi mühelos auf Trab halten. Der kultivierte Turbodiesel zeigt sich schon bei niedrigen Drehzahlen quicklebendig und hält auch bei höherem Autobahn-Tempo immer genügend Leistungsreserven parat. In Verzicht muss man sich also nicht üben, wenn man sich für diese versicherungsgünstige Motorisierung entscheidet.

Datenblatt
Motor 16V-R4-Turbodiesel, 1.997 ccm, Partikelfilter, Euro 5
Leistung 103 kW/140 PS bei 4.000/min
Spitze 210 km/h
Testverbrauch nicht ermittelt
Normverbrauch 5,0 l/100 km
CO2 130 g/km
L/B/H 4.813/1.853/1.487 mm
Leergewicht 1.606 kg
Gesamtgewicht 2.140 kg
Preis EUR 34.000,- inkl. 6% NoVA und 20% MwSt. (Ausstattung „Allure“)
Stand: Februar 2012

Worauf man gelegentlich verzichten muss, ist ausreichend Traktion. Zumindest bei Ampelstarts auf nasser Fahrbahn ist der Fronttriebler dem antrittsstarken Triebwerk nicht immer gewachsen. Man lernt daraus und zügelt die Pferde, bis man den zweiten Gang eingelegt hat. Wobei das Wechseln der Fahrstufen wieder zu den freudvollen Erfahrungen mit dem 508 gehört. Der Schalthebel des Sechsgang-Getriebes flutscht widerstandslos durch die Gangebenen. Nur bei Eiseskälte gibt er sich etwas störrisch, wird erst kurz vor Betriebstemperatur wieder umgänglich.

Lenkung und Fahrwerk stellen keine Ansprüche an den Piloten. Der Peugeot lässt sich geschmeidig durch Kurven dirigieren, sofern man sie flott und nicht überambitioniert sportlich angeht. Und selbst wenn, bremst er sich durch Untersteuern brav ein – knapp gefolgt vom ziemlich früh eingreifenden ESP. Eine Gangart, die dem komfortbetonten Charakter des 508 aber ohnehin widerspricht. Er ist ein ausgesprochenes Reise-Fahrzeug, das sich überdies durch gute Geräuschdämmung auszeichnet. Lediglich Querfugen könnte er gelassener parieren.

Willkommen in der guten Stube: Ein Franzose in deutscher Wertarbeit

Dass Bequemlichkeit im 508 groß geschrieben wird, stellt man gleich nach dem Platznehmen fest: auf fest gepolsterten und ordentlich konturierten Sitzen, die für Langbeinige außerdem eine ausziehbare Oberschenkel-Auflage bereithalten. Vorbei die Zeiten, in denen man auf einem Gestühl thronte, das primär auf Sarkozy-Staturen zugeschnitten war.

Positiv überrascht ist man im Peugeot 508 aber vor allem vom hochwertigen Interieur. Regelrecht ins Auge springen die griffsympathischen Materialien des übersichtlichen und weitgehend funktionellen Cockpits, dem man im Grunde nur eines wirklich anlasten kann: keine offenen Ablagen! Krimskrams landet daher im tiefen Türfach oder auf dem Beifahrersitz, sofern nicht besetzt. In dieser Hinsicht hat die Franzosen das Streben nach Optimierung offensichtlich verlassen.

Apropos Optimierung: Gegenüber dem etwas kleineren Peugeot 407 (den der 508 ja ebenso ersetzt hat wie das vormalige Flaggschiff 607) ist der Zuwachs an Platzgewinn vor allem im Fond deutlich spürbar. Zwei groß gewachsene Insassen und ein kleinerer in der Mitte sind dort kommod untergebracht. Und auch das variable Gepäckabteil (560 bis 1.581 Liter) sollte den meisten Ansprüchen mehr als genügen.

Doch wie schon eingangs erwähnt: Maßstäbe setzt der immerhin 4,81 Meter lange und 1,85 Meter breite Kombi nirgends. Auch nicht in Sachen Raumökonomie. Er ist einfach „nur“ ein angenehmes Auto.

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

„Oder einfach nur a guat’s Auto“, meint unser – mittlerweile – 74-jähriger Senior-Testfahrer in Anlehnung an den legendären Peugeot-Slogan aus den 1970er Jahren. „Zumal dem Testkandidaten im Schnitt rund sechseinhalb Liter auf hundert Kilometer gereicht haben, wenn man seiner Verbrauchsanzeige Glauben schenken darf. Dank des 72-Liter-Tanks muss der Diesel-508 also nur alle 1.100 Kilometer eine Zapfsäule anfahren. Für uns Ältere zweifellos ein Komfortplus.“

Ähnlich klein wie der Durst des Peugeot ist die Mängelliste des erfahrenen Co-Testers: „Der Öffnungswinkel der Türen könnte beim 508er durchaus etwas größer sein. Wenn ich seitlich Platz habe, will ich auch bequem aussteigen können. Außerdem stört mich die überholte Fernlicht-Aktivierung durch Heranziehen des Lenkstock-Hebels. Betätigt man bei eingeschaltetem Abblendlicht einmal die Lichthupe, muss man sie zum Ausschalten des Fernlichts neuerlich setzen. Wer das übersieht, fährt als Blender durch die Gegend.“

Dagegen sei der optionale Fernlicht-Assistent zwar „was Feines und auch unbedingt zu empfehlen. Das automatische Abblenden funktioniert aber nicht so spontan wie beim – zugegeben teueren – Audi A6.“ Womit der Senior gleich das Thema Preisgestaltung anspricht: „Die Grenzen zwischen asiatischen und europäischen Anbietern, sofern’s keine Premium-Marken sind, verschwimmen zusehends. Der Diesel-508er in der ohnehin schon attraktiven Allure-Ausstattung ist mit einem Anschaffungspreis von 34.000 Euro nicht nur ein faires Angebot, auch seine Extras kann man sich leisten.“

Zählt man nämlich beim Testexemplar dessen wichtigste Optionen wie Bi-Xenon-Scheinwerfer samt LED-Tagfahrlicht plus Fernlicht-Assistent, Navigations-System und Head-up-Display (siehe Foto-Galerie), Vierzonen-Klimaautomatik inklusive Sonnenrollos für die Fond-Seitenscheiben, Sitzheizung vorn, zusätzliche Einparkhilfe vorn sowie elektrische Heckklappe zusammen, bewegt sich der Aufpreis bei moderaten 3.000 Euro.

„Das macht das Auto noch sympathischer, wenn seniorenfreundlich kalkuliert wurde“, resümiert unser Oldie mit Seitenblick auf das Sparpaket der Regierung: „Denn heute müssen auch besser gestellte Pensionisten den Euro zwei Mal umdrehen.“

Wir raten unseren Lesern, lieber eine Runde zu drehen. Und zwar in der Foto-Galerie, wo man sich Plus & Minus beim Peugeot 508 SW im Detail ansehen kann.

Website des Importeurs: www.peugeot.at

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