„So ziemlich das Beste, was es um 10.990 gibt“

Seine Ablöse ist in Sichtweite. Trotzdem bildet der aktuelle, vor zwei Jahren modifizierte i20 noch immer die Speerspitze im Hyundai-Verkauf. Längst wissen die Kleinwagen-Käufer, dass der ausgereifte Euro-Koreaner in der Summe aller Eigenschaften ein Top-Angebot ist. Für eine besonders reizvolle hat der heimische Importeur zusätzlich Sorge getragen – mit dem i20 GO!, der schon seit Herbst 2013 zu einem Sonder-Preis offeriert wird.

hyundai_i20_go Findet ein Produkt reißenden Absatz, wird zumeist auch der Preis „angepasst“. In der Regel nach oben, wie es das Prinzip von Angebot und Nachfrage eigentlich vorschreibt. Doch bei der „Volumen-getriebenen Marke Hyundai“ (so Import-Chef Hansjörg Mayr) geht man andere Wege: Man forciert den Verkauf systematisch durch günstige Preise oder auch die berühmten Tages-Zulassungen, sodass möglichst viele Neuwagen in den Markt geschwemmt werden. Klar, dass sich kostenbewusste Konsumenten da nicht lange bitten lassen.

Datenblatt
Motor 16V-Vierzyl.-Benziner, 1.248 ccm, Euro 5
Leistung 63 kW/85 PS bei 6.000/min
Drehmoment 121 Nm bei 4.000/min
Spitze 168 km/h
Testverbrauch 6,3 l ROZ 95/100 km
Normverbrauch 4,9 l ROZ 95/100 km
CO2 114 g/km
L/B/H 3.995/1.710/1.460 mm
Leergewicht 1.083 kg
Gesamtgewicht 1.515 kg
Preis € 10.990,- inkl. 5% NoVA und 20% MwSt., Sonderm. GO!
Stand: Juli 2014

Und so wird ein „Aktionsmodell“ wie der fein ausstaffierte Hyundai i20 GO! zum sagenhaft niedrigen Fixpreis von 10.990 Euro seit mittlerweile acht Monaten am Leben erhalten. Natürlich inklusive der ebenso anziehungskräftigen Fünf-Jahres-Garantie ohne km- Begrenzung. Doch darauf, dass auch der Vorrat bei den Händlern unbegrenzt ist, sollte man sich besser nicht verlassen. Obgleich wir vor dem Markt-Debüt der nächsten i20-Generation (deren Vorstellung angeblich auf dem Pariser Auto-Salon im Oktober erfolgt) noch mit attraktiven Angeboten fürs Auslauf-Modell rechnen.

„Echte Schwächen“ analysiert unser Senior-Tester, „kann ich in dem ausgereiften Hyundai keine erkennen, auch nicht aus Sicht der älteren Generation.“ Im Gegenteil: „Der i20 ist ein solider kleiner Fünfsitzer mit insgesamt gutem Platz-Angebot und funktionaler Bedienung, die keinerlei Rätsel aufgibt. Sogar die Lenkung, die junge Leute offenbar als zu leichtgängig empfinden, schätz’ ich genau deswegen, weil sie die Parkerei erleichtert – zumal sie bei höherem Tempo für mein Gefühl ausreichend schwergängig und präzise agiert. Bloß der betuliche Saug-Benziner ist irgendwie zum Einschlafen. Was man jedoch nicht auf die nominelle Leistung von 85 PS schieben darf. Hyundai hat im Motorenbau einfach noch ein bisserl Nachhol-Bedarf.“

Also ein Auto ohne prickelndes Fahr-Erlebnis? „Großartiges Fahr-Erlebnis wird keines geboten, aber ein tolles Kauf-Erlebnis gibt’s sicher“, weiß der Senior. „Vor allem wegen der sehr anständigen Ausstattung des i20 GO!, dessen Preis auch bei der Konkurrenz gewisse Emotionen auslösen dürfte. Denn wer in diesem Segment ein neues Auto für elf Tausender sucht, kann sich sonst nur noch bei Dacia & Co umschauen. Ob man dort vergleichbare Qualität erwarten kann, lass’ ich mal dahingestellt. Wobei mir beim i20 besonders gefällt, dass man schon in der Basis-Version ,Life’ nicht an der Sicherheit spart – allein, was die Anzahl der Airbags betrifft. Aufs Testauto gemünzt, sage ich daher: Es ist so ziemlich das Beste, was es um 10.990 Euro auf dem Neuwagen-Markt gibt.

Des Seniors Eindrücke decken sich praktisch mit jenen Notizen, die von der Redaktion während der Testzeit zu Papier gebracht wurden: Qualitativ hinterlässt der i20 einen Vertrauen erweckenden Eindruck. Natürlich darf man sich im Interieur nicht an der Optik des Hartplastiks stoßen. Hauptsache, es ist alles sauber verkleidet und routiniert verarbeitet. Lediglich der Klang schließender Türen kann sich bei diesem i20 keinen Sound-Preis verdienen. Aber das sind Feinheiten, die Hyundai beim Nachfolger sicher in den Griff kriegen wird.

Wer suchet, der findet – doch viel gibt’s am i20 GO! nicht wirklich zu meckern

hyundai_ix20 Ansonsten fällt beim i20 vor allem eines auf: Unauffälligkeit in allen Belangen. Eine Beurteilung, die auf Anhieb wenig befriedigen mag, für dieses Hyundai-Modell aber bezeichnend ist. Beispiel Raum-Gefühl: Die rutschfesten Stoff-Sitze wirken, als ob sie auf europäische „Norm-Insassen“ regelrecht zugeschnitten wurden. Das vordere Gestühl ist ebenso adäquat dimensioniert wie konturiert, wobei deren Verstellbarkeit für Langbeinige (maximal 1,95 Meter) gerade noch passt. Nutzt man die Längs-Verstellung nicht vollkommen aus, finden dahinter auch 1,75 Meter große Personen genügend Bein-Freiheit vor. Kleiner Kritik-Punkt: Für die Lehnen-Verstellung der Front-Sitze erhoffen wir uns beim neuen Modell ein Drehrad statt der lästigen Hebel-Betätigung.

Das Gepäck-Abteil wiederum bietet im Vergleich zu vielen Mitbewerbern jenes Quäntchen mehr Platz, das den i20 im Endeffekt als reisetauglichen Klein-Wagen qualifiziert. Leider wird die „offizielle“ Größe von Hyundai vorenthalten. Im Internet finden sich zwar diverse Daten zum Minimal-Volumen, allerdings von 270 bis 370 Litern! Angaben, die wir in dieser Form nicht nachprüfen konnten. Doch bei aufgestellten Fondsitz-Lehnen schluckt der Laderaum fünf genormte Getränke-Kisten. Und das ist durchaus respektabel (siehe auch die Foto-Galerie).

Viel Licht und wenig Schatten also. Die „knochige“, überaus exakte Fünfgang-Schaltung macht da keine Ausnahme. Lediglich der R-Gang hat sich beim Test-Exemplar manchmal etwas widerborstig gezeigt. Der 85 PS starke, ohne Turbo befeuerte 1,25-Liter-Benziner wirkt in der Stadt noch recht spritzig. So kann es bei Ampelstarts schon mal passieren, dass er die Traktion des Fronttrieblers überfordert. Aber im oberen Drehzahl-Bereich mangelt’s an Durchzugs-Vermögen. Ist der solcherart motorisierte i20 außerdem schwer beladen, verkneift man sich das eine oder andere Überhol-Manöver.

Zum Verbrauch: Der ermittelte Schnitt von 6,3 l/100 km geht in Ordnung, zumal auch kein Start-Stopp-System an Bord ist. Was in dieser Preis- und PS-Klasse freilich ebenso selten anzutreffen ist wie eine sechste Fahrstufe.

Fahrverhalten und Federungskomfort? Auch hier hat uns im wahrsten Wortsinn nichts erschüttert. In Kurven präsentiert sich der i20 als braver Untersteurer vor dem Herrn. Und jene Fahrbahn-Unebenheiten, auf die er uns deutlicher aufmerksam gemacht hat, kann man an den Fingern einer Hand abzählen.

Ha! Etwas kann man dem i20 GO! tatsächlich noch „ankreiden“: Man muss das Sonder-Modell – auch wenn’s ein Euro(!)-Koreaner ist – so nehmen, wie es ist. Wer sich zum Beispiel auch E-Fensterheber für hinten oder gar eine Sitz-Heizung wünscht, kann die Brieftasche getrost wieder einstecken. Optionen gibt’s keine. Der Hyundai i20 GO! ist eben „nur“ ein verdammt preisgünstiger Klein-Wagen. Einen, den man sich für die Familie vielleicht gleich zweimal vor die Haustür stellen sollte. Denn solche Angebote sind rar. So rar wie ein vierblättriges Kleeblatt.

Website des Importeurs: www.hyundai.at

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