SKODA SUPERB: HERRSCHAFTS-ZEITEN
(18.2.2015) Die dritte Generation des neuen Skoda Superb dürfte selbst über die Mittel-Klasse hinaus für eine Menge Mitbewerber noch schwerer zu verdauen sein als bisher. Natürlich hat das Flaggschiff der Tschechen- Marke in seinen Außenmaßen ebenso wenig mit diesem Segment zu tun wie der Octavia mit der Kompakt-Klasse: Der Neo-Superb ist in der Länge um 28 mm auf ca. 4,86 m und in der Breite sogar um 47 mm auf fast 1,87 m gewachsen. Da darf man in der Park-Garage schon auf Augenhöhe mit der Oberklasse am Lenkrad kurbeln. Immer nützlich sind auf jeden Fall +6 mm in der Höhe. All dies wirkt sich im Verein mit dem deutlich größeren Radstand (+80 mm), der durch einen kürzeren vorderen Überhang (–61 mm) kompensiert wurde, merklich im Innenraum aus: So stellt der imposante Skoda mit +157 mm Knie-Freiheit im Fond bereits die meisten Luxus-Limousinen in den Schatten, wobei die Ellenbogen-Breite um 69 mm zugelegt hat. Davon gibt es +39 mm auch vorn, wo die Kopf-Freiheit immerhin um 3 mm zugenommen hat, die wiederum hinten dank +25 mm brillante 980 mm beträgt. So viel Luft überm Scheitel ist, wie Skoda betont, „Bestwert im Segment“ (womit freilich die Mittel-Klasse gemeint ist). Ebenso Spitze ist der um 30 auf jetzt 625 Liter gewachsene Kofferraum. Spät, aber doch holt der Superb in Sachen Konnektivität aus – und zwar gleich zum Rundum-Schlag: Insgesamt gibt es vier neue Infotainment-Systeme auf Basis des modularen Baukastens (MIB) des VW-Konzerns. Die Top-Version namens Columbus verfügt optional über einen integrierten Hochgeschwindigkeits-Internet-Zugang auf Basis des LTE-Standards. Erstmals kann man den Superb auch mit dem Smartphone vernetzen und ausgewählte Anwendungen (Apps) auf dem Bildschirm des Infotainment-Systems bedienen. SmartLink deckt die Standards MirrorLink, Apple CarPlay sowie Android Auto ab. Und über die von Skoda entwickelte Schnittstelle SmartGate kann der Fahrer bestimmte Fahrzeug-Daten abrufen. Mit der neuen Media Command App und dem in Columbus integrierten Wi-Fi-Hotspot kann außerdem die Fern-Bedienung des Infotainment-Systems zum ersten Mal vom Fond aus genutzt werden (von dort lässt sich übrigens auch der Beifahrer-Sitz griffgünstig elektrisch verschieben). Last but not least dürfte das optionale Sound-System Canton mit 12 Laut-Sprechern und 610 Watt Ausgangs-Leistung dem viel zitierten Vergleich mit einem (fahrenden) Konzert-Saal Genüge tun.Quasi in dieser Tonart geht’s weiter, zumal auch bei den Assistenz-Systemen ein gewisser Nachhol-Bedarf bestand: Als erster Skoda bietet der Superb nun die adaptive Fahrwerks-Regelung DCC inkl. Fahrprofil-Auswahl. Zum Serien-Umfang gehören der Abstands-Warner Front Assist mit City-Notbremse sowie die Multi-Kollisions-Bremse und der Müdigkeits-Sensor Driver Alert. Optional erhältlich sind die Distanz-Regelung ACC, die durch den Crew Protect Assist (siehe Euro NCAP-Bewertung beim Octavia) ergänzt werden kann, sowie der Spurhalte-Assistent Lane Assist und der Emergency Assist (falls der Fahrer auf Lane Assist nicht reagiert, siehe am Beispiel VW-Passat) und schließlich der neue Traffic Jam Assist (Funktion siehe nochmals beim Passat). Ebenfalls einsatzbereit ist ein Toter-Winkel-Warner, wobei für besagten Blind Spot-Sensor erstmals bei Skoda der Auspark-Assistent fixer Bestandteil ist. Natürlich gibt es auch den neuesten Parklenk-Assistenten (sowie erstmals eine Rückfahr-Kamera). Und wer außerdem mit der Superb-Neuheit Travel Assist unterwegs ist, kann und sollte kein Verkehrs-Zeichen mehr übersehen. Apropos sehen: Ein Fernlicht-Assistent mit sensibler Smart Light-Funktion gehört zu den Muss-Optionen. Serie ist dagegen die nunmehrige E-Parkbremse (samt angenehmer Auto-Hold-Funktion), die für mehr Platz bei der Mittel-Konsole sorgt. „Coole Typen“ werden der Skoda-Premiere einer neuen Dreizonen-Klima-Automatik etwas abgewinnen. Zur Wahl stehen außerdem ein Panorama-E-Schiebedach, eine drahtlos beheizbare Front-Scheibe sowie ein Regen-Licht-Sensor. Dazu passt, dass der bislang eine Regen-Schirm in der Fondtür durch zwei in den beiden Fronttüren ersetzt wird. Verfügbar ist auch eine elektrische Heck-Klappe (nicht nur für den Combi, sondern neuerdings auch für die Limousine), die in Kombination mit dem „virtuellen Pedal“ – die bekannte Fuß-Bewegung unterm hinteren Stoßfänger – über ein automatisches Schließ- und Start-System funktioniert.
Und die Freude am Starten dürfte beim neuen Superb nicht zu kurz kommen: Der Norm-Verbrauch der Motoren soll um bis zu 30% reduziert worden sein, woran auch eine optimierte Aerodynamik und ein bis zu 75 kg niedrigeres Fahrzeug-Gewicht beteiligt sind. Das Nonplusultra einer sparsamen Riesen-Reise-Limousine wird dabei fraglos das GreenLine-Modell mit dem 120-PS-TDI repräsentieren, das sich im Norm-Zyklus mit sagenhaften 3,7 l/100 km begnügt, was einem CO2-Ausstoß von 95 g/km entspricht. Dass Skoda damit eine Shuttle-Limousine par excellence im Programm hat, mit der man zwar günstig, aber nicht spaßfrei unterwegs ist, hat ja schon der aktuelle Superb mit nur 105 PS bewiesen, der sich mit genormten 4,5 Litern im Vergleich dazu noch „sinnlos besäuft“. Zurück zum Newcomer: Dessen insgesamt acht Triebwerke, die durchwegs zu den effizientesten im VW-Konzern zählen, verfügen alle über eine Start-Stopp-Automatik, wobei die fünf Benziner 125 bis 280 PS und die drei Diesel 120 bis 190 PS leisten. Mit Ausnahme des Einstiegs-Benziners können alle Aggregate auch mit DSG kombiniert werden (die Top-Benziner mit 220 und 280 PS nur mit DSG). Drei davon (Benziner mit 150 PS sowie Diesel mit 150 und 190 PS) sind wahlweise, der stärkste Benziner ausschließlich mit Allrad-Antrieb verfügbar. Womit wir beim Fahrwerk sind, das laut Skoda komplett neu entwickelt wurde und dem Fronttriebler nicht zuletzt dank der serienmäßigen E-Differenzial-Sperre XDS+ sowie einer um 13% erhöhten Torsions-Steifigkeit zu optimierter Fahrstabilität verhilft. Die Markt-Einführung für die Superb Limousine ist für den Juni geplant, der Combi soll im Herbst folgen. Worauf man wie gewohnt ein bisserl länger warten muss, ist der Sparmeister GreenLine, dessen Debüt gegen Ende 2015 zu erwarten ist.
Dank längeren Radstands, kürzeren Überhangs und fließender Dachlinie ist die neue Superb Limousine weitaus homogener geraten als das Vormodell. Ergo könnte sie dem Combi mehr Käufer als früher abspenstig machen, zumal sie über die vorklappbare Beifahrer-Sitzlehne auch bis zu 3,1 m lange Sperrgüter aufnehmen kann (Fotos: Skoda)