Seats neueste Idee ist der Alhambra „High!“-GT

Bei Seat läuft’s. Kein Wunder: Seit 2012 gibt es unentwegt neue Modelle oder zumindest Auffrischungen. Zuletzt aber eine, die ein bisserl im Verborgenen blüht, weil man (noch) zu wenig Notiz von ihr nimmt: Der große Alhambra steht nicht nur in der Blüte seines Produktionslebens, er legt sich auch noch mal richtig ins Zeug – als erster GT, der in seiner Baureihe gleichzeitig als Top-Modell und als das eigentliche Bestpreis-Angebot glänzt.

Seat Alhambra 2.0 TDI GT Derzeit dreht sich bei Seat (fast) alles um den neuesten Star, den Leon ST. Die Kombi-Version des „spanischen Golf“ ergänzt die Qualitäten der erfolgreichen Hatchback-Version um einen entscheidenden Vorteil: Ihr Laderaum bietet zwischen 207 (Grund-Volumen) und 260 Litern (maximale Kapazität) mehr Platz. Ansonsten wurde über den Leon ST bereits alles geschrieben, was berichtenswert ist (einfach durch jeden Link klicken).

Doch mit dem bald verfügbaren Alhambra in neuer GT-Aufmachung hat Seat ein weiteres heißes Eisen im Feuer. Für Auto-Kaufberatung.at ist er der heimliche Star im Seat-Programm. Vor allem dank seiner Österreich-Exklusivität und seinem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis, das jenes des vorigen Alhambra GT, der nur ein kurzlebiges Sondermodell war, klar übertrifft.

„Anders als beim früheren Alhambra GT haben wir ins neue GT-Modell so ziemlich alles an Mehr-Ausstattung gesteckt, was gut und teuer ist“, sagt der Chef von Seat Österreich, Allmobil-Geschäftsführer Mag. Wolfgang Wurm. „Vom Navigations-System übers Xenon-Licht bis zur exklusiven Leder-Alcantara-Polsterung ist bei diesem Auto alles serienmäßig an Bord.“

Aufschlussreich sind die Preis-Vergleiche mit der seinerzeitigen GT-Variante: Der neue „Lockvogel“ um 39.990 Euro ist jetzt der 115-PS-TDI, der damit sogar um 350 Euro billiger wurde. Das frühere Modell zu diesem Einstiegs-Preis, der kaum gefragte 150-PS-TSI, kostet dafür um 1.300 Euro mehr. Der Alhambra GT als 140-PS-TDI schlägt mit einem Mehrpreis von nur 650 Euro zu Buche, und der 177-PS-TDI (vormals 170 PS) mit DSG kostet gerade mal 770 Euro mehr. Wie gesagt, der neue GT ist deutlich besser ausstaffiert.

Mühselig gestalten sich dagegen Vergleiche mit dem baugleichen Konzern-Bruder Sharan, weil der preislich höher angesiedelte Volkswagen zahlreiche Möglichkeiten zur Fahrzeug-Individualisierung und auch zusätzlich Sinnvolles bietet (Stichwort: Assistenz-Systeme), wo Seat passen muss. Ausnahmen bestätigen freilich die Regel, wie im folgenden Interview mit Wolfgang Wurm zu erfahren.

Mit dem frischen Alhambra GT will Seat auch Ford S-Max-Kunden erreichen

wolfgang_wurm Auto-Kaufberatung.at: Die Probefahrt mit dem 140 PS starken GT-Modell verlief ohne Überraschungen. Ein schwerer Fronttriebler mit gutmütigem Fahrverhalten, der in Kurven berechenbar untersteuert, aber dank des Sport-Fahrwerks weniger behäbig, sondern recht agil wirkt und dabei etwas straffer, aber keineswegs unangenehm federt. Fahren Alhambra-Kunden auf so einen Van ab?
Wolfgang Wurm: Das tun sie! Es ist zwar unüblich, in diesem Segment ein sportlicher abgestimmtes Auto anzubieten, aber es gibt gar nicht so wenige Kunden, die den Alhambra mit dieser Abstimmung bevorzugen. Ford verkauft mit dem S-Max ein eigenes Modell nach dieser Philosophie, und an diesem Kuchen wollen wir halt auch ein bisserl mitnaschen.

AKB: Qualitativ befindet sich der Alhambra mit dem Sharan natürlich auf Augenhöhe. Aber bei den Zielgruppen spreizt es sich offenbar. Auf der einen Seite die eingefleischten VW-Fahrer, auf der anderen die preisbewussten Seat-Fahrer mit dem Fokus auf günstige Ausstattungs-Pakete. Stimmt sie noch, diese Differenzierung?
Wurm: Im Grunde schon. Umso höher es hinaufgeht, also umso mehr Ausstattung verpackt ist, desto mehr schlägt das Pendel zu Gunsten von Seat aus, das war auch vorher schon so. Beim Alhambra GT wird sich diese Tendenz aufgrund seiner besonders umfangreichen Serien-Ausstattung noch etwas deutlicher bemerkbar machen.

AKB: Und kompensiert sich der Alhambra-Preisvorteil gegenüber dem Sharan eigentlich noch immer – mehr oder weniger – beim Wiederverkauf?
Wurm: Nein! Mittlerweile sind die Restwerte bei beiden Modellen überall gleich. Wenn man sich die aktuelle Marktsituation in diesem Fahrzeug-Segment ansieht, stellt man nämlich fest, dass alle verlieren und es nur einen Gewinner gibt, und das ist der Alhambra. (Anm. d. Red.: Schon im Vorjahr erzielte der Alhambra 150-PS-TSI laut der Restwert-Prognose von Bähr & Fess Forecasts in seiner Klasse den zweiten Rang. Übrigens: Als wertstabilstes Fahrzeug in der Mittelklasse hat der mittlerweile sanft entschlafene Seat Exeo gegolten.)

AKB: Mit den Neuzulassungen des Alhambra zeigten Sie sich ja schon zu Anfang des Jahres zufrieden.
Wurm: Stimmt. Heuer dürften wir jedenfalls ebenso wie im Vorjahr rund 3.000 Einheiten verkaufen, was auch fürs Werk extrem viel ist. (Anm.: 2012 waren es 2.964 Stück, 2013 bis Ende Oktober 2.699 Stück.) In Österreich hängt das natürlich mit dem Vorsteuer-Abzug zusammen, aber auch damit, dass der Alhambra bei Firmenflotten eine immer stärkere Rolle spielt. Hatten wir beim vorigen Modell noch mehr Privat- als Flottenkunden, sind es mittlerweile zu 90 Prozent Flottenkunden! Natürlich auch deshalb, weil heuer wirklich große Flottenkunden auf den Alhambra eingeschwenkt sind, die gleich 20 Autos auf einmal abnehmen. Man muss aber dazusagen, dass wir für unsere Privatkunden mit dem Alhambra Family nach wie vor ein besonders attraktives Angebot im Programm haben.

AKB: Wie ist denn das Verhältnis Sieben- zu Fünfsitzer im Verkauf?
Wurm: Etwa 60 zu 40 Prozent zu Gunsten des Siebensitzers, wobei wir für den Fünfsitzer die beliebte Option eines in der Höhe verstellbaren Ladebodens anbieten. Für den Sharan gibt es das nicht.

AKB: Mit dem erstmals beim Alhambra offerierten 200-PS-Benziner bietet Seat zwar alle Motoren an, die es auch in der Sharan-Palette gibt, im Verkauf dürfte er aber eine eher untergeordnete Rolle spielen?
Wurm: Das kann man sagen. Wir bieten ihn zwar an, Fakt ist jedoch, dass der Alhambra in Österreich zu nahezu 100 Prozent als Diesel mit 140 bzw. 177 PS geordert wird, wobei für den stärksten Selbstzünder ganz eindeutig primär die Automatik gewählt wird. Der 115-PS-Diesel, der ja beim GT jetzt preislich den Einstieg markiert, folgt im Verkauf erst mit sehr großem Abstand.

AKB: Wann und warum ist der letzte Alhambra GT eigentlich so klammheimlich ausgelaufen?
Wurm: Das ist schon wieder zwei Jahre her. Der letzte Alhambra GT basierte ja noch auf der Grundversion Reference, schaute auch sehr gut aus, hatte aber nicht alle Options-Möglichkeiten. Doch Kunden, die einen GT kaufen, haben höhere Ansprüche, weshalb der neue GT zum einen auf der gehobenen Style-Ausstattung basiert, von Haus aus über die sagenhafte Mehr-Ausstattung verfügt und zum anderen noch mit allen restlichen Optionen aufgerüstet werden kann.

AKB: Bedeutet das, dass die neue GT-Version des Alhambra nicht mehr den Status eines kurzlebigen Sondermodells hat, sondern „regulär“ ins Programm aufgenommen wird?
Wurm: In Österreich schon, weil der GT eben eine rein österreichische Kreation ist. Daher werden wir das neue GT-Modell sicher bis Ende 2015 halten. Jedenfalls so lange, bis der ganz neue Alhambra kommt. Zumal auch fürs Werk eine lange Laufzeit die Voraussetzung dafür war, dass allein der GT mit Leder-Alcantara-Sitzen ausgestattet wird.

AKB: Dann setzen Sie ins neue GT-Modell offenbar auch größere Hoffnungen, als das beim alten der Fall war?
Wurm: Weitaus größere! Der Alhambra wird ja schon heute fast ausschließlich in der – bis dato – höchsten Ausstattungs-Linie bestellt. Die Style-Einbaurate liegt bei über 80 Prozent. Und der GT ist kaum teurer als der Style, aber wesentlich höherwertig ausgestattet.

AKB: Heißt also im Klartext, dass der GT vom Preis-Leistungs-Verhältnis her der bessere Kauf ist?
Wurm: Absolut. Wir erwarten uns, dass viele Alhambra Style-Fahrer auf den GT umsteigen werden.

AKB: Das hat’s beim vorigen Alhambra GT freilich nicht gespielt.
Wurm: Überhaupt nicht. Obwohl wir uns bei Sonderwünschen der Kunden als Importeur sehr eingebracht haben, weil das vorige GT-Modell ja nur auf der Reference-Ausstattung aufbaute.

AKB: Und ab wann definitiv ist das schon seit Monaten bestellbare GT-Modell endlich lieferbar?
Wurm: Sie waren gerade mit dem derzeit einzigen Auto unterwegs. Aber die ersten Modelle werden im Laufe des Dezembers bzw. Anfang Jänner bei den Händlern eintreffen.

„Solche Debatten finde ich für die gesamte Auto-Industrie gefährlich“

autohaendler AKB: Abschließend würde uns Ihre Meinung als Branchen-Insider zu einem Horror-Szenario aus Deutschland interessieren, das den Autohändlern bevorstehen soll. Eine Studie des Wirtschaftsprüfers PwC und der NTT Data geht davon aus, dass von den derzeit 7.800 deutschen Autohändlern bis zum Jahre 2020 nur noch 4.500 existieren könnten, also unglaubliche 3.300 weniger! Schuld an dem Händlersterben würden – vor allem wegen des demografischen Wandels – eine radikal sinkende Zahl an Autokäufern sowie die zunehmende Bedeutung des Neuwagen-Vertriebs übers Internet sein.
Wurm: Ich kenne diese Prognose und halte nichts davon, kann dazu aber klarerweise nur aus Seat-Sicht etwas sagen: Ich habe bei Seat heute mehr Bewerber als Händler, weil viele Betriebe ja auch eine zweite oder dritte Marke suchen, mit der sie sich entsprechende Markt-Chancen ausrechnen. Und warum? Natürlich bin ich Auto- und Marken-Enthusiast, aber in erster Linie bin ich Kaufmann. Das Wichtigste ist schließlich, dass die Händler Geld verdienen. Andererseits können auch wir uns diesen Preisschlachten, die heuer massiv aufgetreten sind, nicht ganz entziehen. Und da geht manches natürlich aufs Händler-Ergebnis. Wobei der Handel sein wirkliches Geld, auch das ist klar, im Service verdient. Umso gefährlicher empfinde ich solche fragwürdigen Debatten für die gesamte Audi-Industrie, von der allein in Österreich Hunderttausende Menschen leben. Denn im Grunde steckt doch vor allem eines dahinter: Es ist en vogue geworden, das Auto madig zu machen.

AKB: Und explizit zum Thema Internet?
Wurm: Keine Frage: Die Sondierung übers Internet ist hoch, dort schaut man sich die Gebraucht-Wagen an, informiert sich auch über Neuwagen, gekauft wird dann freilich beim stationären Händler. Von daher sehe ich kein Händlersterben auf uns zukommen. Außer vielleicht bei jenen Marken – es sind ja viele neue am Markt –, die eher die Philosophie vertreten, dass sich durch eine größere Anzahl an Händlern eine Art Selbst-Selektion ergibt. Zugegeben: Vor sechs Jahren, als ich zu Seat gekommen bin, hatten wir noch 70 Händler in Österreich, heute sind es 60. Aber diese Reduktion geschah aus dem einzigen Grund, dass jeder unserer Händler in einem bestimmten Umkreis einen sicheren Standort hat.

AKB: Und diese bestehenden Händler werden sich Ihrer Meinung nach in den nächsten sechs Jahren nicht um gut ein Drittel reduzieren?
Wurm: Nein! Nein, sicher nicht! Das sind reine Horror-Szenarien. Wir müssen leider damit leben, dass über die Zukunft der Autobranche vieles erzählt wird, was einfach nicht stimmt.

Dafür dürfen wir um „Einstimmung“ bitten – auf die Foto-Galerie mit dem Alhambra im neuen GT-Look.

Stand: Anfang Dezember 2013

Website des Importeurs: www.seat.at

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