Bei SUV- oder Crossover-Modellen wird die Kaufentscheidung selten übers Thema Fahrdynamik getroffen. Oft sind es ohnehin nur Nuancen, die die Spreu vom Weizen trennen. Trotzdem fällt auf, dass die Asiaten in dieser Disziplin zugelegt haben. Der Mazda CX-3 gehört zweifelsohne dazu. Er vereint seine Skyactiv- quasi noch mit einer „Roadactiv“-Technologie. Vor allem dann, wenn man einen CX-3 mit spurstabilem Allradantrieb wählt.
Kommen wir gleich zu den Preisen, die sich innerhalb der CX-3-Palette seit dem Vorjahr verdichtet haben. So hat es zwar bei jedem Modell eine moderate Erhöhung von 100 Euro gegeben, dafür wurde der Aufpreis für die Spitzen-Ausstattung Revolution Top um 500 Euro reduziert. Macht nach Adam Riese eine um 600 Euro verringerte Differenz zu den anderen Ausstattungs-Varianten. Erklärung: Das vormals ohne Aufschlag wählbare weiße Leder-Interieur stieß bei den Kunden auf wenig Gegenliebe, weshalb es nun zu den Optionen gehört.
Ansonsten kann sich Mazda Austria über mangelnde Gegenliebe nicht beschweren. Im Vorjahr gelang dem heimischen Importeur das beste Verkaufsergebnis seit fünf Jahren. Und auch heuer fährt man bisher auf der Gewinnerstraße. Zwar wurde der für 2016 angepeilte Marktanteil von 3,4% nach Auswertung des ersten Quartals mit 3,3% knapp verfehlt (was übrigens exakt dem vergleichbaren Wert von 2015 entspricht). Trotzdem erzielte Mazda bei den Neu-Zulassungen +5,5%, während sich der gesamte Pkw-Markt mit einem kumulierten Zuwachs von 4,4% „begnügen“ muss.
Tageszulassungen: Wunsch und Wirklichkeit gehen manchmal auseinander
Datenblatt |
Motor |
16V-Vierzyl.-Saugbenziner, 1.998 ccm, Euro 6 |
Leistung |
110 kW/150 PS bei 6.000/min |
Drehmoment |
204 Nm bei 2.800/min |
Spitze |
195 km/h |
Testverbrauch |
7,4 l/100 km |
Normverbrauch |
6,3 l/100 km |
CO2 (6-EAT) |
146 g/km |
L/B/H |
4.275/1.765/1.535 mm |
Leergewicht |
1.265 kg |
Gesamtgewicht |
1.785 kg |
Preis |
€ 29.690,- inkl. 11% NoVA und 20% MwSt. (Ausstattung „Revolution Top“) |
Stand: April 2016 |
Einen entscheidenden Anteil am guten Mazda-Lauf hat der im Juni 2015 eingeführte CX-3 als neues Zugpferd der Marke. Denn ein kleines echtes SUV, das als Diesel oder Benziner, mit Front- oder Allrad-Antrieb und auch mit Automatik offeriert wird, hat nicht jeder im Programm. Als einzige Unwägbarkeit bleibt eine mitunter begrenzte Verfügbarkeit, um die weltweite Nachfrage mehr oder weniger ausgewogen zu befriedigen. Deshalb sehe man auch weiterhin keinen Grund, heißt es aus der Mazda-Zentrale in Klagenfurt, „bei Rabatt-Schlachten oder Tageszulassungs-Kampagnen mitzumachen“.
Freilich: Österreichs „göttlichem“ Online-Anbieter entkommt auch Mazda nicht ganz. So wurde dort Anfang April ein CX-3 CD105 AWD (AWD = Vierrad-Antrieb) sehr wohl als Tages-Zulassung mit adäquatem Nachlass offeriert. Doppelt reizvoll, zumal der 105 PS starke und sparsamere Diesel dem nominell um 45 PS kräftigeren Benziner (sprich unserem Test-Exemplar G150) zwar auf dem Papier, nicht aber fühlbar unterlegen ist. Tatsächlich lässt sich Mazda den Selbstzünder auch besser bezahlen: Der Listenpreis für den CD105 AWD liegt um 1.200 Euro über jenem des G150 AWD – ganz egal, ob mit Schalt- oder mit Automatik-Getriebe.
Zum Testauto: Mit einem ermittelten Durchschnittsverbrauch von 7,4 Litern hat sich der Skyactiv-Zweiliter-Benziner mit 150 PS nicht unbedingt als das viel gepriesene Verbrauchswunder entpuppt, zumal der auf dem Mazda2 basierende CX-3 kein Schwergewicht ist. Doch in Anbetracht des AWD-Antriebs sowie der sechsgängigen Wandler-Automatik, die ebenfalls an Bord war, ist der Durst akzeptabel. Ganz so harmonisch wie mit einem starken Mazda-Diesel funktioniert der Selbstschalter allerdings nicht.
Tadellos benimmt sich die Automatik auf verwinkelten Landstraßen oder auf Serpentinen, wo sie in Stellung „D“ sowohl immer Power als auch stets die ideale Fahrstufe parat hält (ein Verdienst von Active Adaptive Shift, worauf wir noch zu sprechen kommen). Auf Autobahnen empfiehlt es sich dagegen, manuell den höchsten Gang einzulegen, weil im Automatik-Modus unerwünscht oft zurückgeschaltet wird. Jedenfalls dann, wenn man Cruisen bevorzugt. Bloß nach Baustellen sollte man wieder dem Automaten die Arbeit überlassen oder mit den Schalt-Wippen spielen. Denn aus niedrigen Touren zu beschleunigen, ist mit dem beispielhaft laufruhigen Saugmotor eine ziemlich zähe Angelegenheit.
Wenn der Berg ruft, zeigt der CX-3 als Allradler seine „roadactive“ Seite
Der Fahrspaß kommt, wie schon angedeutet, vor allem beim Erklimmen von Bergstraßen nicht zu kurz. Dafür sorgen im Verein mit der spontan agierenden Automatik auch eine recht straffe Fahrwerks-Abstimmung, die nur minimale Komfort-Einbußen bedingt, eine präzise Lenkung sowie das selbsttätig und natürlich unmerklich eingreifende 4×4-System, das bei Traktionsbedarf die erforderliche Antriebskraft an die Hinterachse leitet. Klingt jetzt recht nüchtern. Doch auf alpinem Asphalt entwickelt der Allradler eine Fahrdynamik, die man ihm schlichtweg nicht zugetraut hätte. Auch ohne „Sport-Modus“ (siehe unten). Umso seltsamer, dass Mazda in der dicken Betriebsanleitung eher verschämt auf den Allrad-Antrieb verweist und diesem gerade mal eine Seite widmet.
Apropos Anleitung: Manche darin erwähnten Features sollte man nicht verwechseln. So habe die so genannte Rollschutz-Funktion bei CX-3-Modellen mit Automatik-Getriebe nichts mit dem Berganfahr-Assistenten zu tun, klärt Mazda Austria auf: „Die Rollschutz-Funktion spricht nach dem selbstständigen Anstarten des Fahrzeugs aus dem i-stop-Betrieb an (Start-Stopp-System, Anm. d. Red.). Der Berganfahr-Assistent wiederum ist bei Steigungen immer verfügbar und setzt keinen i-stop-Betrieb voraus.“
Für Verwirrung kann überdies der AAS-Modus (Active Adaptive Shift) sorgen, den man ad hoc auch als den Sport-Modus deuten könnte. Schließlich heißt es in der Betriebs-Anleitung, dass in Wählhebel-Stellung „D“ beim Befahren von Steigungen und Gefällen, beim Kurvenfahren, beim Fahren in Höhenlagen oder beim raschen Drücken des Gaspedals in den AAS-Modus umgeschaltet werden kann. Ein bisserl unglücklich formuliert. Denn hinter dem AAS-Modus verbirgt sich gewissermaßen das Automatik-Gehirn. Und das aktiviert sich klarerweise von selber.
Dazu wieder Mazda Austria: „Das Getriebe-Steuergerät erkennt von Eingangs-Signalen, ob sich das Fahrzeug am Berg (Luftdruck), in einer Kurve (Quer-Beschleunigung) oder z.B. in einer Beschleunigungs-Phase (Gaspedal-Stellung) befindet und unterdrückt dann z.B. während einer Kurvenfahrt einen Schaltvorgang. Dadurch bleibt die Fahrzeug-Stabilität weiterhin aufrecht und man riskiert keinen Traktionsverlust an den Rädern.“
Was übrigens den Sport-Modus betrifft, hat unser Senior-Tester nicht ganz zu Unrecht dessen Sinn hinterfragt: „Wozu Mazda bei einer schaltfreudigen Automatik, die derart prompt auf Gasbefehle reagiert, noch einen Sport-Modus anbietet, ist mir schleierhaft. Ein Komfort-Modus wäre sinnvoller gewesen.“ Zwar verspricht Mazda im Sport-Modus ein noch besseres Ansprech-Verhalten, um Überholvorgänge einen Tick rascher zu erledigen. Doch ehrlich: Im Testwagen haben wir diesen Unterschied nicht wirklich überrissen.
Platz da im Mazda? Der CX-3 ist eher ein Pärchen- statt Familienfreund
Platzverhältnisse: Ausgesprochen raumökonomisch ist Mazdas Neo-SUV nicht geraten. Für langbeinige Fahrer reicht die Sitzverstellung zwar ebenso wie die Schenkel-Auflage noch aus, doch im Fond hält sich die Kniefreiheit für Erwachsene in engeren Grenzen. Relativ üppig präsentiert sich dafür das Gepäckabteil. Immerhin: 350 Liter Grundvolumen (bis zu 1.260 Liter bei umgeklappten Rücksitz-Lehnen) sind nur 30 Liter weniger als in einem Siebener Golf. Im umfangreich ausstaffierten Revolution Top-Modell schrumpft der Laderaum allerdings auf 287 bzw. 1.197 Liter. Grund: Der Platz im „Tiefparterre“ wird von der serienmäßigen Bose-Sound-Anlage beansprucht.
„Aber das Wichtigste“, meint der Senior-Tester, „ist ohnehin der SUV-typische Einstiegs-Komfort.“ Was ihm beim CX-3 sonst noch positiv auffällt? „Zum einen die weitgehend hochwertige Verarbeitung, zum anderen das übersichtliche Cockpit im konsequent einheitlichen Mazda-Look. Und nicht zuletzt die großen Außenspiegel – auch wenn sie Windgeräusche produzieren.“
Weniger angetan ist der 78-Jährige davon, „dass selbst die teuerste Variante keinen automatisch abblendbaren Innenspiegel hat und nur die Fahrerseite über einen Fensterheber mit One-touch-Funktion verfügt. Aber das kennt man ja von den Japanern und Koreanern. Da sind sie sich einig.“ Nicht ganz. Mittlerweile gibt es auch fernöstliche „Rundum-One-Toucher“ wie etwa den jüngsten Toyota Auris.
Als praxisfremd empfindet unser Senior, was bei Mazda & Co halt leider üblich ist. Nämlich: „Dass man gängige Optionen, von denen man irgendwann vermutet, dass sie gar nicht angeboten werden, beim Zubehör suchen muss.“ Beispiel Mittelarm-Lehne. „Die brauch’ ich für entspanntes Fahren. Hätte ich sie als Interessent nicht entdeckt, würde der CX-3 allein deshalb für mich nicht infrage kommen. Das wäre doch bedauerlich.“ Wäre es. Daher im Zweifelsfall einfach den nächsten Händler kontaktieren. Fragen kostet bekanntlich nichts.
Durchaus bezahlt macht sich hingegen ein Blick in die Foto-Galerie – wo wir uns zum Mazda CX-3 noch die eine oder andere Randbemerkung erlauben.
Website des Importeurs: www.mazda.at