Dieser Tage startet die Markteinführung des neuen VW Golf Cabriolets. Für eine – ausgedehnte – Probefahrt wählte Auto-Kaufberatung.at die beiden Einstiegs-Modelle: den Benziner (1.2 TSI) und den Diesel (1.6 TDI) mit jeweils 105 PS. Vom preiswerten TSI erwartet VW den weitaus größten Käuferzuspruch. Zu Recht! Beweist er doch eindrucksvoll, wie gut sich Spaß und Vernunft miteinander vereinbaren lassen.
Die neueste Cabrio-Version des VW Golf wird ein Selbstläufer! Für diese Erkenntnis brauchen wir weder hellseherische Fähigkeiten noch den unerschütterlichen Glauben an den lieben Golf. Wir haben sie einfach ausgiebig gefahren, die jüngste Oben-ohne-Kreation von Volkswagen. Und obwohl wir ernsthaft bemüht waren, ihr mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen, kamen wir unweigerlich zu dem Schluss: Die VW-Leute haben wieder einmal neue Maßstäbe gesetzt.
Doch der Reihe nach. Vor mittlerweile neun Jahren wurde das letzte klassische Golf Cabrio gebaut. Klassisch? Natürlich mit „Henkel“. Der hatte sich zwar keinen Designpreis verdient, war aber der passiven Sicherheit zuträglich. Nebenbei verschaffte er dem erstgeborenen offenen Golf vor 32 Jahren den wenig schmeichelhaften Kosenamen „Erdbeerkörbchen“.
Damit ist es ab dem Jahrgang 2011 allerdings aus und vorbei. Der neue Frischluft-Golf ist henkelfrei und verfügt ebenso wie sein größerer Bruder, der Eos mit fünfteiligem Blechdach, über einen notfalls blitzschnell ausfahrenden Überschlagsschutz. Doch der Neuling hat noch viel mehr auf dem Kasten. Oder besser gesagt: im Verdeckkasten.
Die auf Anhieb Vertrauen erweckende Stoffdach-Konstruktion erweist sich in der Anwendung als geradezu dekadent komfortabel. Serienmäßig vollautomatisch, öffnet und schließt sie den Golf in Rekordzeit. Einem Roadster-Puristen, der den Umgang mit seinem Fetzendachl wahrscheinlich als Zeremonie betrachtet, dürfte sich bei dieser Convenience-Vorstellung der Magen umdrehen.
Nach lässiger Fahrt im Golf Cabrio, die man natürlich mit optionalem Windschott (kostet rund 310 Euro) genossen hat, betätigt man ebenso lässig einen Hebel zwischen den Vordersitzen und beobachtet, wie das massive Faltdach innerhalb von elf Sekunden tresorartig auf der Frontscheibe einrastet. Danach ist man von der Außenwelt regelrecht abgekapselt – wie in einem „normalen“ Golf.
Das Öffnen des elektrohydraulischen Verdecks (selbstredend ebenfalls nur unter Zuhilfenahme des rechten Zeigefingers) erfolgt sogar in sagenhaften neun Sekunden. Womit dieser Vorgang auch endgültig abgeschlossen ist. Man muss nicht abwarten, bis sich über den Verdeckkasten noch eine Schutzkappe legt.
Warum das so simpel funktioniert? Allein die Oberseite des so genannten Frontspriegels deckt beim geöffneten Dach fast den kompletten Bereich des Verdeckkastens ab. Übrig bleibt ein kleiner Teil des zusammengelegten Gestänges (in Höhe der Fond-Kopfstützen), der ohne Abdeckung auskommen muss. Das Auge stört’s nicht – weil alles makellos verarbeitet ist und man nur einen winzigen Einblick in den Faltmechanismus bekommt (siehe Foto-Galerie).
Wie schaut es aus – das beste Golf Cabrio zum besten Preis?
Wer den reiz- und großteils auch sinnvollen Optionen der üppigen Aufpreisliste nicht erliegt, kann selbst mit einem Golf Cabrio zum Grundpreis von 24.990 Euro glücklich werden. Zumal wesentliche Features wie ESP, Klimaanlage, vier E-Fensterheber und kühlbares Handschuhfach zum Serienumfang gehören. Und 16-Zoll-Aluräder sind immerhin beim „Null-Euro-Startpaket“ dabei. Beschränkt man sich zumindest auf die günstigsten Ausstattungspakete, die u.a. so feine Goodies wie Xenon-Scheinwerfer, akustische Einparkhilfe vorn/hinten und ein besseres Radiosystem als in Serie beinhalten, kommt man mit gut 28.000 Euro auch noch preiswert davon.
Vorausgesetzt, man entscheidet sich für die Basismotorisierung. Denn Oben-ohne-Genuss plus Fahrspaß vermag bereits der Cabrio-Golf 1.2 TSI mit 105 PS zu bieten. Gegen den macht auch der bewährte und nominell gleich starke 1.6 TDI keinen Stich – abgesehen vom etwas günstigeren Verbrauch: im Norm-Mix 5,7 Liter Super gegen 4,4 Liter Diesel. Beide Triebwerke verfügen übrigens über BlueMotion Technology mit Rekuperation und Start-Stopp-System. Ansonsten haben die Vierzylinder nicht viel gemeinsam: Acht- versus 16-Ventiler, Kette versus Zahnriemen etc.
Der 1.2 TSI dürfte derzeit der einzige Benziner sein, dem man in dieser Hubraum-Klasse das Adjektiv „seidig“ zugestehen kann. Exzellente Laufkultur, harmonische Leistungsentfaltung und ein beispielhaft exaktes Sechsgang-Getriebe lassen den Wunsch nach einem stärkeren Triebwerk erst gar nicht aufkommen. Frustmomente erlebt man höchstens beim untauglichen Versuch, einem davonfliegenden Golf Cabrio 2.0 TSI mit 210 PS (kommt erst im Spätherbst auf den Markt) auf den Fersen zu bleiben. Doch wer gepflegtes Cabrio-Fahren, sprich Cruisen, bevorzugt, findet mit dem 1.2 TSI vollkommen das Auslangen.
Das mit 1,5 Tonnen Leergewicht 80 Kilo schwerere TDI-Cabrio, das außerdem um 1.900 Euro mehr kostet als das Benziner-Einstiegsmodell, kann ihm nicht ernsthaft Paroli bieten. Im direkten Vergleich wirkt der im Grunde tadellose Diesel schwerfälliger, wobei auch sein Fünfgang-Getriebe nicht mit der gleichen Präzision aufwarten kann wie die Sechsgang-Schaltung im TSI. Das Bessere ist eben der Feind des Guten. Selbst wenn man einräumen muss, wie Presse-Fuhrparkleiter Stephan Hackl betont, dass das TDI-Exemplar zur Testzeit erst wenige Kilometer absolviert hatte – im Gegensatz zum eingefahrenen TSI-Pendant.
Wenn schon TDI, dann sollte man sich im relativ schweren Golf Cabrio (die Verstärkungen der äußerst steifen Karosserie fordern eben ihren Tribut) die empfehlenswerte 140-PS-Version mit Sechsgang-Getriebe oder DSG gönnen. Und etwas in Geduld üben. Denn besagter 2.0 TDI ist ebenso wie der stärkste TSI erst ab dem Spätherbst lieferbar. Zeitnah verfügbar ist neben dem 105-PS- nur noch der 160-PS-TSI.
Aber machen Sie sich selbst ein Bild über die aktuelle Modellpalette des Golf Cabrio. Dort, wo man die komplette Übersicht hat – auf der entsprechenden Volkswagen-Website.
Website des Importeurs: www.volkswagen.at
Stand: Juli 2011