Ob Fließheck oder Stufe: Der kommt in die Hufe

Bis in die 1980er Jahre war an dieser Doktrin nicht zu rütteln: Bei einem privat genutzten Auto gehören Insassen- und Kofferraum voneinander getrennt. In der Luxus-Klasse ist dieser Grundsatz ja immer noch gültig. Doch in den Klassen darunter sind Limousinen nur noch selten gefragt. Erst recht in der Kompakt-Klasse, wie sie der Mazda3 repräsentiert. Dort macht das Stufen- gegenüber dem Fließheck kaum einen Stich. Zu Recht?

mazda3_cd150_revolution Freilich: So kompakt, wie sie einst waren, sind Modelle der Kompakt-Klasse schon lange nicht mehr. Der Mazda3 ist dafür ein treffendes Beispiel: In der Stufenheck-Version misst das aktuelle Modell von Stoßfänger zu Stoßfänger exakt 4,58 Meter. Eine solche Außenlänge erzielte bis vor wenigen Jahrzehnten noch eine Limousine der „gehobenen Mittel-Klasse“, zum Beispiel der bis 1977 gebaute Opel Rekord D resp. II. Heute werden dessen Maße sogar vom Kadett-Nachfolger Astra übertroffen. Geringfügig, aber immerhin.

Datenblatt
Motor 16V-R4-Biturbo-Diesel, 2.191 ccm, Euro 6
Leistung 110 kW/150 PS bei 4.500/min
Drehmoment 380 Nm bei 1.800/min
Spitze 213 km/h
Testverbrauch 5,2 l/100 km
Normverbrauch 3,9 l/100 km
CO2 104 g/km
L/B/H 4.580/1.795/1.450 mm
Leergewicht 1.310 kg
Gesamtgewicht 1.910 kg
Preis € 27.590,- inkl. 3% NoVA und 20% MwSt. (Ausstattung „Revolution“)
Stand: April 2015

Kein Wunder also, wenn die ältere Generation am Stammtisch über die Autos von damals gern ins Schwärmen gerät. Weil sie „nicht überdimensioniert waren“, weil sie „noch in Garagen passten“, weil man „deren Ecken anpeilen konnte“, weil „die Rund-Umsicht viel besser war“ etc. Stimmt schon. Aber: „Was bei diesem Nostalgie-Gerede jedes Mal untern Tisch fällt“, weiß unser Senior-Tester, „ist das Thema Sicherheit! Kommt dann mein Hinweis, dass man die geliebten Oldies nach einem genormten Crash-Test mit dem Handbesen aufkehren könnte, herrscht plötzlich eisiges Schweigen.“ Einem Crash, wie ihn der Mazda3 mit der Top-Wertung von fünf Sternen bestand.

Doch auch innerhalb des Mazda-Programms kann der Dreier bestehen: Derzeit verkauft er sich hier zu Lande deutlich besser als die anderen Baureihen. Wozu auch die Eintausch-Aktion ihr Scherflein beigetragen haben dürfte, die man kürzlich bis Ende Juni verlängert hat. Noch interessanter ist aber, wie sich die Neu- Zulassungen beim Mazda3 zwischen dem viertürigen Stufenheck- und dem fünftürigen Fließheck-Modell aufteilen: In Österreich lag der Verkaufs-Anteil der Limousine voriges Jahr bei genau 18,48 Prozent. Nicht viel, aber immerhin mehr als in Deutschland, wo sich für die Limousine nur rund 13 Prozent der Käufer erwärmten (erhoben Mitte 2014). Dort allerdings kostet das Stufenheck-Modell in jeder Version 500 Euro mehr als das Fließheck-Modell, wogegen bei uns die Mazda3-Preise einheitlich sind.

„Besser könnte sich die Limousine verkaufen“, meint der Senior-Tester, „würde man das Automatik-Getriebe für den einzigen Diesel in der Mazda3-Palette nicht ausschließlich im Fünftürer anbieten. Denn ausgerechnet dem älteren Käufer-Publikum, das wohl eher zu einer Limousine mit Automatik tendiert, bleibt dann die Qual der Wahl – den Mazda3 CD150 entweder mit Sechsgang-Automatik und Fließheck oder mit Sechsgang-Schaltung und Stufenheck.“

Authentische Erfahrungsberichte: Guter Rat ist teuer – wenn er nicht gehört wird

mazda3_cd150_revolution Natürlich wird Auto-Kaufberatung.at oft auch mit Autofahrern jenseits der 70 konfrontiert, die aus Gewohnheits-Gründen partout nicht von Schalt- auf Automatik-Getriebe wechseln wollen. „Die sind leider beratungsresistent“, so die harsche Kritik des Senior-Testers, der dazu allerdings zwei aufschlussreiche Anekdoten liefert…

„Wir kennen beide Herrn L., der sich im Vorjahr entgegen unserer Empfehlung ein günstiges Auslauf-Modell mit Schaltung zugelegt hat – obwohl er wusste, dass ihm eine Knie-Operation bevorsteht. Danach konnte er wegen der Schmerzen im linken Bein nicht mehr die Kupplung bedienen und musste erst recht auf ein Fahrzeug mit Automatik umsteigen. Die zuvor erstandene Okkasion hat er dabei mit großem Verlust verkauft, weil sie heuer halt nur noch ein Vormodell war.“

Der nächste Fall passt punktgenau aufs Test-Exemplar, weil’s um einen Mazda3 mit 150-PS-Diesel geht: „Hier hat uns das Problem des Käufers zwar überrascht“, gesteht der Senior. „Aber weil wir immer darauf pochen, vor dem Kauf eine Probefahrt zu absolvieren, hat eh alles ein gutes Ende gefunden. Der fast 80-jährige Herr wollte einen CD150 mit Schalt-Getriebe – weil eben so gewohnt. Doch schon im Stadtverkehr hatte er den Eindruck, wie er sagte, dass die Maschine zu stark für ihn sei. Ja, klar: Beim Anfahren im ersten Gang gab er meist zu viel Gas, wodurch die Traktion des Fronttrieblers überfordert war.“

Letztendlich hat es doch noch mit einem CD150 geklappt: „Anfangs war ich nicht sicher, dass mein Vorschlag den gewünschten Erfolg haben wird“, erinnert sich der Senior. „Aber nachdem ich unseren Kunden zu einer Probefahrt mit einem Automatik-Diesel überreden konnte, war plötzlich alles eitel Sonnenschein.“ Aus gutem Grund: „Die Wandler-Automatik hat sowohl ihn als auch mich auf Anhieb begeistert. Genauso wie beim seinerzeit getesteten CX-5. Sie harmoniert mit dem kräftigen Selbstzünder dermaßen gut, dass man über den Aufpreis von 1.900 Euro erst gar nicht lang nachdenken sollte. Für mich hat sich die Zwangs-Kombination Stufenheck-Diesel plus manueller Schaltung damit erledigt.“

Mazdas Diesel-Power: Ob Schalter oder Automat – die steht jederzeit parat!

mazda3_cd150_revolution Doch Getriebe-Wahl hin oder her – für sich allein betrachtet, ist der Mazda-Turbodiesel ein besonders feines Stück Technik, das in der 150-PS-Klasse keinen Vergleich scheuen muss. Sowohl Elastizität als auch Drehfreude samt kontinuierlicher Kraft-Entfaltung können uneingeschränkt überzeugen. Gibt man dem doppelt aufgeladenen Triebwerk mit üppigen 2,2 Liter Hubraum und ebenso sattem Drehmoment die Sporen, verleiht es dem Auto ab rund 1.800 Touren solch einen Schub, dass die Antriebs-Kräfte ein herzhaftes Zupacken am Lenkrad erfordern. Dabei sorgt das für einen Selbstzünder auffallend niedrige Verdichtungs-Verhältnis von 14:1 für eine Stickoxid-Reduktion bei der Verbrennung, wodurch die Euro-6-Abgasnorm ohne gesonderte AdBlue-Einspritzung erfüllt werden kann. Garniert wird das Ganze durch einen sensationellen Praxis-Verbrauch von 5,2 Litern – natürlich mit Schalt-Getriebe und i-stop-Funktion.

Auch die Langstrecken-Qualitäten bewegen sich im Mazda3 auf einem Niveau, das im Kompakt-Segment zur Spitzenklasse gehört. Wozu vor allem das gute Raum-Angebot und die feine Federung beitragen. Kurvenräubern liegt dem Japaner zwar weniger, doch der Fahrstabilität tut dies keinerlei Abbruch. Ebenso gibt es an der Lenkgenauigkeit samt Rückmeldung nichts zu beanstanden. Zumal die Testwagen-Bereifung (Dunlop SP Sport Maxx TT der Dimension 215/45 R18) mit exzellentem Grip zu glänzen vermochte.

Nicht weniger exzellent ist das Preis-Leistungs-Verhältnis: Mit der umfangreichen Revolution-Ausstattung des Test-Exemplars beläuft sich der Listen-Preis des CD150 auf sehr faire 27.590 Euro. Übertroffen wird diese Ausstattungs-Linie nur noch von der 3.000 Euro teueren Revolution Top, die außerdem Leder-Polsterung mit elektrisch verstellbarem Fahrersitz, adaptives Kurvenlicht, einen adaptiven Tempomaten und durchaus sinnvolle Assistenz-Systeme umfasst. Leider sind diese bei günstigeren Dreier-Modellen weder für Geld noch gute Worte zu haben. Mit festgeschnürten Ausstattungs-Paketen muss man bei asiatischen Autos halt leben.

Genauso wie mit den Vor- und Nachteilen einer Limousine: Das vom Insassen-Raum getrennte Gepäck-Abteil offeriert beim Mazda3 ein Grund-Volumen von 419 Litern. Das sind 55 mehr als beim Fließheck-Modell namens „Sport“. Variabel erweiterbar sind die Laderäume zwar bei beiden Karosserie-Varianten. Doch mit einer großen Heckklappe ist man bekanntlich besser dran, wenn mal der Transport sperrigen Ladeguts ansteht. „Und wenn das nicht den Ausschlag beim Kauf-Entscheid gibt“, klinkt sich der Senior-Tester abschließend ein, „ist es garantiert das Automatik-Getriebe!“

Ein Schlusswort anderer Art hält die Foto-Galerie noch bereit: Dort gehen wir auf Details im Mazda3 näher ein, von denen sich einige Kritik in der Praxis einhandelten.

Website des Importeurs: www.mazda.at

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