Minimales Risiko, maximale Freude

Oft ist von Automodellen zu lesen, mit deren Erwerb man „nichts falsch machen“ könne. In Wirklichkeit kann man diese an den Fingern zweier Hände abzählen. Der Mitsubishi Outlander ist einer von denen. Wobei seine stärkste Diesel-Version – legt man auf souveräne Fahrleistungen Wert – zu den Favoriten gehört. Zumal er mit dem Sprit überraschend sparsam umgeht und trotzdem alle Vorzüge eines großen SUV offeriert.

Mitsubishi Outlander 2.2 DI-D Intense+ Nach rund 1.500 freudvollen Kilometern mit dem Mitsubishi Outlander 2.2 DI-D lässt sich eine gewisse Ratlosigkeit im Team von Auto-Kaufberatung.at nicht leugnen. Grund: Bei den Neuzulassungen im SUV-Segment reißt der geräumige Allradler nicht wirklich ein Leiberl. Sein kleinerer Bruder, der im Vorjahr eingeführte ASX, verkauft sich hier zu Lande um ein Vielfaches besser. Ebenso wie einige direkte Mitbewerber des Outlander. Offenbar spricht er vor allem die Pragmatiker unter den SUV-Fans an. Und die dürften zur Minderheit zählen.

Datenblatt
Motor 16V-Vierzyl.-Turbodiesel, 2.268 ccm, Partikelfilter, Euro 5
Leistung 130 kW/177 PS bei 3.500/min
Spitze 200 km/h
Testverbrauch 7,4 l/100 km
Normverbrauch 6,5 l/100 km
CO2 169 g/km
L/B/H 4.665/1.800/1.720 mm
Leergewicht 1.705 kg
Gesamtgewicht 2.410 kg
Preis EUR 36.040,- inkl. 9% NoVA und 20% MwSt. (Intense+)
Stand: September 2011

Natürlich hat der unprätentiöse Japaner durchaus das Zeug, auch emotional zu überzeugen. Er schaut schließlich gut aus, jedenfalls nach unserem Geschmack. Doch weitaus wichtiger: Er ist nachweislich ausgesprochen zuverlässig, vorbildlich verarbeitet und bietet alle Vorzüge eines variablen SUV-Siebensitzers. So viele Sitzplätze gibt es jedoch erst ab der Ausstattungslinie Intense+.

Üppig dimensioniert ist auch der Gepäckraum, sofern die versenkte Zweier-Sitzbank nicht aufgeklappt wird. Deren Eignung ist allerdings auf Kinderstaturen beschränkt. Durch Gewichtsgrenzen wird man dagegen kaum eingeschränkt – der hohen Zuladung sei Dank.

Allein diese Eigenschaften demonstrieren schon klar: Bei der Suche nach einem universellen Soft-Offroader mit geringer Mängelquote kommt man am großen Mitsubishi-SUV nicht vorbei. Gering ist außerdem der Wertverlust des Outlander, wie ihm auch „AutoBild“ attestiert (in diesem Fall muss man dem deutschen Fachmedium nicht mit Skepsis gegenüberstehen).

Seit der jüngsten Überarbeitung im Vorjahr glänzt der Outlander darüber hinaus mit einem neu entwickelten Diesel-Aggregat, das sowohl mit 140 als auch mit 177 PS angeboten wird. Beliebter bei den Käufern ist naturgemäß die versicherungsgünstige Variante.

Doch wer den Top-Motor wählt, wie von Auto-Kaufberatung.at getestet, wird mit tadellosen Fahrleistungen belohnt: Durchzugskraft bis in höchste Temporegionen und beispielhafte Elastizität (selbst enge Bergkehren werden in der dritten Fahrstufe der Sechsgang-Box von dem 1,7-Tonnen-Auto mühelos bewältigt) gehören zu den Highlights.

Weniger high macht der Trecker-Sound des Selbstzünders, den man allerdings nur bei offenen Fenstern vernimmt. Sind die Scheiben geschlossen, dringen die rauen Töne nicht mehr an die Insassenohren. Und auch an der Zapfsäule gibt sich der leistungsstärkste Outlander überraschend zurückhaltend: 7,4 Liter im Testschnitt zeugen von der hohen Effizienz des Mitsubishi-Triebwerks.

Damit nicht genug, gefällt der solide Japaner auch durch eine ordentliche Federung, die seine Langstrecken-Qualitäten unterstreicht. Die einzige Disziplin, wo er lediglich gutes Mittelmaß erreicht, ist die Fahrdynamik. Hier bremst ihn manch jüngerer – vorwiegend deutscher – SUV-Konkurrent aus, der agiler ums Eck geht. Vor allem dann, wenn man beim Outlander wegen minimal günstigerer Verbrauchswerte den Frontantriebs-Modus fixiert, in dem er ziemlich gnadenlos untersteuert.

Seinem Allroundtalent verleiht daher das elektronisch geregelte 4WD-System, bei dem maximal 80 Prozent der Antriebsleistung auf die Vorderräder wirken, den letzten Schliff – onroad durch eine erhöhte Fahrstabilität und ein neutraleres Kurvenverhalten sowie offroad durch den Lock-Modus, der der Hinterachse mehr Drehmoment zuteil werden lässt. Was nicht nur im Gelände, sondern auch bei Glätte und anderen widrigen Straßenverhältnissen zweckdienlich sein kann.

Fazit: Für Outlander-Piloten, die lieber zügig unterwegs sind, ist der Frontantriebs-Modus dank des intelligenten 4WD-Antriebs so gut wie entbehrlich. Nützlich ist er am ehesten in Städten und Ortschaften und dabei natürlich auf trockener Fahrbahn. Dann reduziert sich der Verbrauch auch um den einen oder anderen Zehntelliter.

Andererseits gibt es immer mehr SUV-Käufer, die auf die Allrad-Vorzüge verzichten, eine verbrauchsarme Fahrweise bevorzugen und sich ein schlichtes 2WD-Modell zulegen. Wodurch sie sich mitunter einen Batzen Geld ersparen.

Mitsubishi führt zwar nur mit einem einzigen Outlander 2WD in Versuchung, aber dessen Preisvorteil hat’s in sich: Einfacher ausstaffiert als die 4WD-Brüder und mit nicht mehr als fünf Sitzen, wird er samt kräftigem, aber effizientem Benziner um wohlfeile 22.650 Euro angeboten – und damit um 8.240 Euro billiger als das 4WD-Einstiegsmodell in der Outlander-Palette. Vom umfangreich ausgerüsteten Powerdiesel-Testexemplar, dessen – fairer – Listenpreis 36.040 Euro beträgt, trennen das Basismodell sogar 13.390 Euro.

Wie gesagt: Mit dem Kauf eines Mitsubishi Outlander kann man nichts falsch machen. Beim Kauf hingegen anscheinend schon – sofern man die eigenen Bedürfnisse und die Befindlichkeit des Bankkontos nicht genau hinterfragt.

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

Unser mittlerweile 73-jähriger Senior-Testfahrer gehört – es sei ihm vergönnt – zu den solventen Pensionisten in unserem Land. Ergo käme für ihn „ausschließlich ein SUV mit Allradantrieb infrage. Vorteile wie eine erhöhte Sitzposition oder einen verrenkungsfreien Zustieg bietet zwar jeder Outlander, wobei der Öffnungswinkel der Türen ein wenig größer sein könnte. Aber ehrlich gesagt, ich tät’ mich genieren, wenn ich mit einem Fronttriebler, der wie ein Allradler aussieht, im Schnee irgendwo hängen bleibe. Dann heißt’s womöglich, der Alte hat ein Auto mit Vierradantrieb, aber umgehen kann er nicht damit.“

Das war ein tiefer Blick in die Psyche unseres Seniors. „So sind doch die Leute. Hab’ ich nicht Recht? Außerdem will auch meine Generation noch ein bisserl Fahrfreude genießen. Und bei den Slalomfahrten hatte ich den Eindruck, dass im 2WD-Modus das ESP früher eingreift. Das ist der Sicherheit zweifellos zuträglich. Doch wenn ich stattdessen gleich den 4WD-Modus wähle, bin ich von Haus aus flotter und flüssiger unterwegs.“

„Flotter und flüssiger“ ging’s offenbar auch im leichten Gelände dahin, und das sogar bei Dunkelheit: „Auf Forststraßen waren mir die Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht eine große Hilfe. Bei Schrittgeschwindigkeit muss man das Lenkrad zwar stärker einschlagen, bis die Scheinwerfer in die Kurve leuchten. Aber die Sekundenbruchteile, in denen man früher zum Beispiel herumliegende Äste erkennt, haben mir die Fahrt deutlich erleichtert.“

Weiteres Lob resp. Beanstandungen in Kurzfassung: „Das Umklappen der Rücksitze mit den Hebeln im Laderaum ist sehr praktisch. Der Sitzkomfort könnte trotz der vielen Verstellmöglichkeiten aber besser sein. Die Bedienung über große Drehschalter ist einfach am besten, das gilt sowohl für die Klimaautomatik als auch für die Wahl des Antriebsmodus’.“

Also alles im grünen Bereich? „Was mich am meisten störte, war dieser Witz von Hupe. Die hab’ ich als Fahrer ja kaum selber gehört.“ Klingt vielleicht ein bisserl übertrieben, aber ganz unberechtigt ist die Kritik des Seniors hier nicht. Wir empfehlen daher einen Huptest vor der Übernahme des eigenen Outlander. Man will ja am End’ nicht noch doch etwas falsch machen…

Website des Importeurs: www.mitsubishi-motors.at

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