Bei den Kleinen, den Kompakten und den SUVs hat sich Hyundai erfolgreich im europäischen Markt eingenistet. Jetzt wollen sich die Koreaner bei uns auch mit „echten“ Sportwagen profilieren – mit erstmals klassischem Heckantrieb, mächtig Power und einem Fahrgefühl, das viele in Watte gepackte Mitbewerber nicht mehr zu bieten vermögen. Gestatten: Genesis Coupé.
Das Wortspiel mit den „bayrischen Genen“ im Genesis ist natürlich zu weit hergeholt. Aber es war der erste Gedanke, der dem Autor durch den Kopf schoss, als er mit dem 303 PS starken Sport-Coupé einige Testkilometer absolvierte: dieses puristische Fahrvergnügen, die (bei abgeschaltetem ESP) ungezügelte Kraft auf die Hinterräder – all das erinnerte an den seligen BMW Alpina B3 3,3 (E46), mit dem er einst durch die Lande driftete.
Freilich: Die Servolenkung agiert deutlich leichtgängiger und auch etwas unverbindlicher als im Bajuwaren. Und die Fahrstufen der Sechsgang-Schaltung rasten zwar exakt ein, gegen ein Durchreißen der Gänge setzt sie sich aber erfolgreich zur Wehr.
Trotzdem: Das bärenstarke V6-Triebwerk mit nicht gerade sozial verträglichen 3,8 Litern Hubraum gefällt durch seine Drehfreude und den markigen Sound. Wobei das Genesis Coupé nicht nur zum Quertreiben einlädt (ist der Grip der hinteren 245er Pneus überfordert, hilft das eingeschaltete ESP, die Fuhre auf Kurs zu halten), sondern ebenso zum Cruisen. Zumal die Federung feinfühliger anspricht als bei so manchem Mitbewerber. Von einer „trockenen Abstimmung“, wie in deutschen Fachgazetten behauptet, kann jedenfalls keine Rede sein.
Auch die Sitzposition im gut konturierten Ledersitz könnte nicht besser sein. Ergo sieht man darüber hinweg, dass sich das griffige Volant nur ein bisserl in der Höhe, nicht aber axial justieren lässt. Ansonsten findet sich ohnehin nichts, wo man ein Auge zudrücken muss. Denn Funktionalität und Verarbeitung können auch in diesem Hyundai voll überzeugen.
Kann denn so viel Fahrspaß Sünde sein?
Stellt sich die Frage aller Fragen: Kann so viel Fahrspaß Sünde sein? In diesem Fall eindeutig ja – weil der fesche Koreaner so verdammt preisgünstig angeboten wird. Für das selbstverständlich üppig ausstaffierte Genesis Coupé 3.8 V6 verlangt Hyundai lediglich 39.990 Euro. Allerdings inklusive einer (übrigens sehr empfehlenswerten) ZF-Sechsgang-Automatik samt Lenkrad-Schaltwippen!
Beim Testexemplar mit manueller Sechsgang-Schaltung handelt es sich nämlich um ein aus Belgien eingeführtes Einzelexemplar. Sollte diese Version auf verstärkte Nachfrage stoßen, so heißt es von Hyundai Österreich, könnte sie nächstes Jahr ins Programm aufgenommen werden. Und dann nochmals um rund 1.500 Euro günstiger!
Wer prinzipiell lieber Hand anlegen will, um die Leistung des Genesis Coupés abzurufen, muss sich derzeit mit dem Zweiliter-Turbo-Vierzylinder „begnügen“, der immerhin 213 PS an die Hinterräder schickt. Der Preis: konkurrenzlose 34.990 Euro.
Durch einen Klick kann man sich hier über die kompletten technischen Daten sowie den serienmäßigen Ausstattungsumfang der beiden Sport-Coupes informieren.
Doch nicht nur der Heckantrieb ist ein Novum bei Hyundai. Das Genesis Coupé – ausgesprochen [Tschenesis] – ist außerdem nur in limitierter Auflage verfügbar. Ursprünglich für den US-Markt konzipiert, wo das Genesis Coupé vor eineinhalb Jahren debütierte, wurde es nun für den europäischen Markt technisch adaptiert. Heuer ist das Europa-Kontingent auf genau 2.000 Exemplare begrenzt (je 1.000 Stück vom 2.0 Turbo und vom 3.8 V6). 110 davon konnten für Österreich abgezweigt werden, wo man sich auf einen Modell-Mix von 75 Prozent Vier- und 25 Prozent Sechszylinder eingestellt hat.
Freilich: In Anbetracht der im Vorjahr abgesetzten Mitbewerber-Stückzahlen dürften die 110 verfügbaren Genesis-Exemplare für 2011 durchaus realistisch bemessen sein. So wurden 543 VW Scirocco, 312 Peugeot RCZ, 232 BMW Z4, 223 Porsche 911, 172 Mazda MX-5, 131 VW Eos und – welch ein Zufall – exakt 110 Audi TT in der Alpenrepublik 2010 verkauft. Einziger Ausreißer nach oben ist der variantenreiche Audi A5 mit 1.630 abgesetzten Exemplaren.
Erhältlich ist der koreanische 2+2-Sitzer übrigens nur bei ausgewählten Hyundai-Händlern, die sich – so Hyundai Österreich-Boss Hansjörg Mayr – „proaktiv“ um das Genesis Coupé bemüht haben. Rund zehn Prozent dürften nach Schätzung Mayrs bereits verkauft sein. Ranhalten könnte also nicht schaden, will man dieses Jahr noch eines von 99 Sport-Coupés zum Diskonttarif ergattern. „Denn an seiner Exklusivität, sprich limitierten Verfügbarkeit“, versichert Mayr, „wird sich auch 2012 nichts ändern.“
Website des Importeurs: www.hyundai.at
Stand: März 2011