Man muss nicht immer Zweitwagen, man kann auch Sommerauto sagen. Als Airscape vereint der wendige Citroën C1 beide Ansprüche ideal: Da wird kein Verdeck komplett versenkt, sondern „nur“ ein großes E-Faltdach geöffnet. Es lässt viel Sonne, aber wenig Zugluft hinein. Ist es geschlossen, vermittelt das Airscape-Modell das gleiche Feeling wie in einem Stahldach-C1. Ein netter Ganzjahres-Flitzer also – mit bloß kleinen Schattenseiten.
Derzeit dreht sich bei Citroën alles um den ab 2017 erhältlichen neuen C3. Klarerweise deutlich geräumiger als der C1, aber dennoch stadttauglich dimensioniert, böte sich auch der Newcomer als lifestyliges „Soft-Cabrio“ an. Doch den wird’s lediglich mit einem fest installierten Panorama-Glasdach geben. Bleibt als Alternative aus demselben Haus also nur der Nobel-Ableger DS Cabrio. Dieses schlägt jedoch mit mindestens 18.390 Euro zu Buche. Keine Frage: durchaus bezahlbar. Aber immerhin um 4.850 Euro teurer als der C1 Airscape (bei 1.000 Euro Eintausch-Prämie) mit der gleichen Maschine unter der Haube – dem 82 PS starken 1.2-Dreizylinder-Benziner. Warum also mehr ausgeben? Vor allem dann, wenn man den Oben-ohne-C1 wirklich als Zweitwagen oder primär für Kurzstrecken nutzt. Der günstigste Airscape mit 69 PS kostet übrigens 11.990 Euro. Zum Überblick die aktuelle C1-Preisliste samt Ausstattung.
Datenblatt | |
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Motor | 12V-Dreizylinder-Benziner, 1.199 ccm, Euro 6 |
Leistung | 60 kW/82 PS bei 5.750/min |
Drehmoment | 116 Nm bei 2.750/min |
Spitze | 170 km/h |
Testverbrauch | 5,4 l/100 km |
Normverbrauch | 4,3 l/100 km |
CO2 | 99 g/km |
L/B/H | 3.466/1.615/1.460 mm |
Leergewicht | 887 kg |
Gesamtgewicht | 1.240 kg |
Preis | € 13.540,- inkl. 2% NoVA und 20% MwSt. (Aktion) |
Stand: Juli 2016 |
Freilich hat selbst ein Dreieinhalb-Meter-Winzling wie der C1 gewisse Langstrecken-Qualitäten – auch wenn er seine Kleinstwagen-Klasse nicht verleugnen kann. Dafür giert der kleine Gallier mit seiner ausreichend präzisen Lenkung auf jeglichen Landstraßen geradezu nach Richtungswechseln, dreht sich in enge Kehren willig ein, wird aber im Fall der Fälle vom ESP beherzt eingebremst. Französische Fronttriebler, die man in Kurven hineinzwingen muss? Das war einmal! Diese Agilität wird auch durch den Federungskomfort kaum getrübt, wobei das 900-kg-Wägelchen vor allem lange Bodenwellen gut pariert.
Ist der C1 nicht gerade mit vierköpfiger Besatzung samt Gepäck unterwegs (zumal hier schon die Maximal-Zuladung von rund 350 kg natürliche Grenzen setzt), sorgt der 82-PS-Motor bei adäquaten Drehzahlen für ordentlichen Vortrieb. Weniger zu überzeugen vermag dabei die Laufkultur des Aggregats. Dabei gibt’s ja schon Dreizylinder, die sowohl durch Drehfreude als auch manierliche Akustik glänzen. Doch mit einem gewissen Geräusch-Pegel muss man in diesem Preis-Segment ohnehin leben. Eine üppige Verwendung schalldämmender Materialien ist da kaum zu erwarten.
Einwandfreie Schaltbarkeit kann man jedenfalls dem Fünfgang-Getriebe im C1 attestieren – ungeachtet des zarten Eigenlebens des Schalthebels. „Ein Lastwechsel-Klassiker“, so der Kommentar unseres Senior-Testers. „Da lernt man, die Kupplung mit Gefühl zu betätigen, damit’s im Antriebsstrang nicht ruckelt.“ Definitiv ohne allzu viel Gefühl hat sich das Test-Exemplar im Schnitt mit einem Sprit-Verbrauch von 5,4 l/100 km begnügt. Der höchste Wert von 6,3 Litern ist auf urbanen Stop-and-go-Verkehr zurückzuführen. Apropos: Ein Start-Stopp-System ist beim C1 PureTech 82 leider keines an Bord.
Platz ist in der kleinsten Hütte? Im C1 auf jeden Fall für Fahrer und Beifahrer
Sehr wohl an Bord findet sich hingegen ein Raumangebot, das zumindest auf dem vorderen Gestühl sogar Großgewachsenen genügt. Fond-Insassen bleibt mit „Daddy Langbein“ am Steuer jedoch kaum noch Knieraum übrig. Wobei bereits der Einstieg durch die schmalen hinteren Pforten des Fünftürers jugendliche Gelenkigkeit erfordert. Doch wen wundert’s bei dem Autoformat? Auch Citroën kann nicht die Quadratur des Kreises gelingen.
„Andererseits“, erklärt der Senior-Tester, „kann man sich dank der kleinen Türen in engen Schräg-Parklücken leichter aus dem Auto hieven. Auch vorn, wo man auf den Sitzen mit den integrierten Kopfstützen durchaus bequeme Platzverhältnisse vorfindet. Und wenn Fahrer wie Beifahrer keine Riesen sind, kann man hinten sogar Erwachsenen eine Zeit lang die Mitfahrt zumuten, zumal sich auch die beiden Fond-Kopfstützen hoch genug herausziehen lassen.“
Kritik kassiert der C1 vom Senior aber für diverse Bedienungsmängel: „Das Cockpit ist zwar Citroën-typisch originell, doch im Großen und Ganzen funktionell gestaltet. Und auch Feinheiten wie Silber-Applikationen oder eine Mittelkonsole im Klavierlack-Look erfreuen das Auge. Weniger allerdings, dass man bei Sonneneinfall manches kaum ablesen kann, wie etwa die Tank-Anzeige oder überhaupt diesen Touchscreen-Monitor. Das Gleiche gilt für die fehlende Beleuchtung einiger Schalter, wie zum Beispiel den für die Außenspiegel-Verstellung. Da hat man am falschen Platz gespart.“
Auch sonst trifft Licht auf etwas Schatten: So hat die Verarbeitung, an die man freilich keine teutonisch-perfekten Maßstäbe anlegen darf, insgesamt angenehm überrascht. Die Material-Qualität selber hält dabei zwar nicht mit. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel: Das haptisch überzeugende Stoff-Faltdach ist sauber eingepasst und zeigte sich daher auch nach dem Besuch einer Waschstraße absolut dicht. Der Rotstift wiederum wurde bei den serienmäßigen E-Fensterhebern angesetzt (gibt es nur vorn), die nicht mal fahrerseitig über eine One-touch-Funktion verfügen.
Fazit: Die „traditionelle“ Laisser-faire-Eigenart kleiner Franzosen ist beim Citroën C1 nicht wirklich ausgeprägt. Über die eine oder andere Unzulänglichkeit kann man durchaus hinwegsehen. Zumal das sonnige Gemüt des Airscape-Modells und der Fahrspaß, den es vermittelt, klar überwiegen. Wer ein günstiges Fast-Cabrio sucht, dürfte mit ihm sehr glücklich werden. Ein noch besseres Bild vom C1 Airscape kann man sich in der nachstehenden Foto-Galerie machen.
Website des Importeurs: www.citroen.at