Klar: Wenn nichts scheppert, fährt man Hyundai

Selten bilden sich Legenden um Autos, die noch mitten im Produktions-Leben stehen. Schon gar nicht bei Marken aus Korea. Hat man jedenfalls früher gedacht. Doch seit 15 Monaten ist alles anders: Damals, auf der IAA in Frankfurt, hat VW-Boss Martin Winterkorn dem neuen Hyundai i30 vor laufender Kamera ganz klar attestiert, dass „nichts scheppert“. Wir haben ergründet, ob beim i30 Hatchback auch in der Praxis alles so klar geht.

Hyundai i30 Hatchback 1.6 CRDi Premium Das Problematische an großen Fortschritten: Am Anfang ist man erstaunt und voll des Lobes. Doch sobald der Effekt der Gewöhnung eintritt, steigt auch die Erwartungs-Haltung. So ähnlich ergeht es derzeit Hyundai mit neuen Produkten: Nachdem der Mittelklässler i40 und das brandneue SUV Santa Fe so positiv überraschten, sollte eigentlich auch der kompakte i30 zu überzeugen vermögen.

Das hat er – so viel vorweg – sogar schon im Sommer getan, als Auto-Kaufberatung.at ein 110 PS starker Diesel-Hatchback (sprich Fünftürer) zur Verfügung gestellt worden ist. Zu einer Zeit, als gerade die Kombi-Version nachgereicht wurde und der i30 ohnehin voll im Rampenlicht stand. Daher ist unser Test-Exemplar erst jetzt an der Reihe. Dem wir zwar kein Rampenlicht bieten, aber dafür haben wir umso intensiver seine Stärken und Schwächen beleuchtet.

Datenblatt
Motor 16V-R4-Turbodiesel, 1.582 ccm, Euro 5
Leistung 81 kW/110 PS bei 4.000/min
Spitze 185 km/h
Testverbrauch 5,6l/100 km
Normverbrauch 4,3 l/100 km
CO2 114 g/km
L/B/H 4.300/1.780/1.470 mm
Leergewicht 1.420 kg
Gesamtgewicht 1.920 kg
Preis EUR 21.990,- inkl. 4% NoVA und 20% MwSt. (Ausstattung „Premium“)
Stand: Dezember 2012

Die größte Stärke des Hyundai i30 offenbart gleichzeitig eine „leichte“ Schwäche: Der in Tschechien hergestellte Koreaner gehört zu den sichersten und solidesten Kompakt-Autos auf dem Markt. Als Hatchback ist er aber auch ein relativ schweres Bröckerl, dessen Leergewicht von 1.420 kg die meisten Mitbewerber unterschreiten. Dabei bezieht sich dieses Gewicht naturgemäß auf den i30 1.6 CRDi in Standard-Ausrüstung. Der Test-Kandidat mit üppiger „Premium“-Ausstattung verfügt noch über weitere Goodies, wie z.B. ein elektrisches Panorama-Schiebedach. Allein dessen Vertrauen erweckend massive Ausführung dürfte für etliche Zusatz-Kilos sorgen. Worunter die Transport-Talente des i30 freilich nicht nennenswert leiden. Hyundai bescheinigt ihm eine maximale Zuladung von immerhin 500 kg.

Wer die Hersteller-Angaben mit unserem DATENBLATT vergleicht, wird feststellen, dass die Norm-Zyklen voneinander abweichen: Während sich in der Modell-Auflistung der 1.6 CRDi mit Schalt-Getriebe im Drittel-Mix mit 4,1 Litern begnügt (übrigens egal, ob mit 110 oder 128 PS), sind im Zulassungs-Schein des fein ausstaffierten Testwagens 4,3 l/100 km vermerkt. Notabene war dieser mit sportlichen Hankook-Pneus in der Dimension 225/45R17 bestückt. Womit er sich als Anwärter auf ein Sprit sparendes Start-Stopp-System gleich zweifach disqualifizierte: Sowohl in der Kombination mit Panorama-Dach als auch mit Breitreifen wird es nämlich nicht angeboten. Was jedoch verschmerzbar erscheint angesichts eines Test-Verbrauchs von sehr moderaten 5,6 Litern.

Allerdings wird durch die Niederquerschnitts-Reifen der an sich hohe Komfort-Level des i30 etwas beeinträchtigt. Zumindest Fahrbahn-Schäden quittierte das Test-Exemplar ziemlich bockig. Dem Fahrverhalten freilich waren die Breitreifen zuträglich: Enge Kurven durcheilte der Hyundai satt liegend und nur noch zart untersteuernd. Als ideal erwies sich dabei der „normale“ von drei einstellbaren Lenkmodi (ab Ausstattung „Europeplus“), mit dem sich der Diesel-i30 kommod und ausreichend zielgenau durch Serpentinen zirkeln ließ. Ansonsten empfiehlt sich für Überland-Fahrten der „Sport“-Modus, sofern man einen dynamischen Fahrstil bevorzugt.

Ambitionen dazu werden durch das verhalten wirkende Diesel-Triebwerk aber kaum geweckt. Was mehr an dessen Leistungs-Charakteristik liegt als an den rund 1,5 Tonnen, die in Bewegung gesetzt werden müssen. Denn im direkten Vergleich mit einem 105 PS starken VW Golf TDI VI zeigte sich der 110-PS-Selbstzünder des i30 durchaus elastisch. Er brummt jedoch angestrengter, wenn man ihm die Sporen gibt, wodurch man zu einer eher „gesitteten“ Fahrweise neigt. Was freilich nicht den genügsamen Verbrauch erklärt, der auf einer gesonderten Test-Strecke ermittelt worden ist.

Ergo stellt sich die Frage, ob „Leistungshungrige“ zur 1.6 CRDi-Version mit 128 PS greifen sollten, was mit einem Mehrpreis von 1.000 Euro und einer höheren Kfz-Steuer-Stufe verbunden wäre. Wir glauben, dieses Geld wäre besser in das eine oder andere optionale Ausstattungs-Paket angelegt. Eine Meinung, die auch unser Senior-Tester vertritt, der jetzt auf die zahlreichen Vorzüge des Hyundai i30 eingeht – von der Bedienung übers Raumangebot bis zur Verarbeitung (siehe dazu auch die Foto-Galerie). Zuvor spart er jedoch nicht mit Kritik. Die allerdings nicht an Hyundai adressiert ist, sondern an die Redaktion…

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

Unser bald 75-jähriger Kollege übt sich nicht gerade in „Altersmilde“. Im Gegenteil: „Mit diesem Jammern auf hohem Niveau, wir Ihr es gern nennt, vermittelt ihr von dem Auto eigentlich ein verzerrtes Bild. Dass der Diesel für Euch eine Spaßbremse ist, meinetwegen. Aber das so episch auszubreiten, find’ ich übertrieben. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass der Hyundai i30 auf unserem Markt der härteste Widersacher des Golf ist.“

Also sag’ was, worüber wir uns einig sind: „Das ist ganz sicher das Cockpit! Vor allem der Bereich um die Mittelkonsole, wo den Designern quasi die Quadratur des Kreises gelungen ist – ein eigener, pfiffiger Stil, den man bei den neuen Hyundai-Modellen konsequent durchzieht. Und trotzdem ist alles so logisch, griffgünstig und übersichtlich aufgebaut, dass ich keine Optimierungs-Vorschläge hätte. Hoffentlich wird das bei der nächsten Generation nicht verschlimmbessert, weil man sich verpflichtet fühlt, was ,revolutionär Neues’ zu bringen.“

Und auch sonst macht sich Hyundais europäisches Entwicklungs-Zentrum, das im deutschen Rüsselsheim ansässig ist, positiv bemerkbar: „Für einen kompakten Fünfsitzer gehen die Platz-Verhältnisse mehr als in Ordnung. Fahrersitz- und Lenkrad-Position lassen sich so einstellen, dass die Ergonomie für jede Körperstatur passt.“ Demutsvoller Nachsatz: „So weit wir das als ausgewachsene Mannsbilder eben beurteilen können.“

In guter asiatischer Tradition setzt sich dagegen die Sechsgang-Schaltung in Szene: „Ein eng gestuftes, vor allem in den unteren Gängen ideal übersetztes und leicht schaltbares Getriebe“, lobt unser Senior-Tester. „Von der durchwegs professionellen Verarbeitung und ansehnlichen Material-Qualität gar nicht zu reden.“ Durchwegs? „Ja, ich weiß. Ihr habt da so ein flatterhaftes Teil entdeckt. Aber das ist lächerlich!“ Schau’n wir mal in der Foto-Galerie.

Zu würdigen weiß der Senior auch das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis. Noch. „Denn bei mancher Baureihe sieht man ja, dass Hyundai mittlerweile recht selbstbewusst kalkuliert. Den i30 hingegen stufe ich in Anbetracht der fairen Preise und der umfangreichen Serien-Ausstattung noch als Fast-Schnäppchen ein. Und das, obwohl die ganzen Aufpreis-Pakete sehr raffiniert geschnürt worden sind. Aus Sicht von Hyundai, versteht sich. Man braucht zwar nicht alles. Aber unsereins entdeckt dann, dass ein Paket eine Lordosen-Stütze enthält, das andere wiederum Xenon-Scheinwerfer oder eine Rückfahr-Kamera – einmal im Innen-Spiegel, einmal am großen Navi-Monitor – oder die Einpark-Hilfe für vorn oder eine Einstiegs-Beleuchtung. Für viele Senioren sinnvolle Optionen. Doch dann ist man plötzlich nicht um 22 Tausender, sondern gleich um dreißig ärmer.“

Aber um ein gutes Auto reicher. Unser nettes Schlusswort für die Vorweihnachtszeit.

Website des Importeurs: www.hyundai.at

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