Gelungen! Skodas zweite Scout-Generation stellt die erste glatt in den Schatten. Trotzdem könnte es ihr schwer fallen, die Octavia-Position als Österreichs meistverkaufter Allrad-Kombi auch in Zukunft zu stärken. Grund: „Stiefmutter“ VW schickt fesche Scout-Jäger wie den Seat Leon X-Perience und den Golf Alltrack ins Rennen. Womit der Konzern eine kleine, aber feine Markt-Lücke erschließt: jene der preiswerten Offroad-Kombis.
Fast könnte man meinen, in der Preisklasse so zwischen 30.000 und 40.000 Euro dreht sich heute alles ums aufstrebende Kompakt-SUV – und der klassische Kombi ist der Wurschtel. Ist er in gewisser Hinsicht auch. Denn auch den Kombi „kann kaner derschlagen“, um hier Heinz Conrads’ liebstes Wienerlied zu bemühen. Ganz egal, bei welcher Modellreihe mit alternativem Limousinen-Pendant: Gegenüber dem Kombi zieht das Stufenheck (bzw. die Fließheck-Limo mit großer Heck-Klappe) in aller Regel den Kürzeren, führt oftmals nur ein Mauerblümchen-Dasein, selbst wenn es noch so elegant geraten ist.
Was liegt angesichts eines solchen Kaufverhaltens also näher, als in besagter Preisklasse einen Kombi zu kombinieren? Und zwar mit den Fahrwerks-Qualitäten eines Allrad-SUV, um damit quasi zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Eine Markt-Lücke, die augenscheinlich nur der VW-Konzern wirklich bedient – zum einen mit dem Skoda Octavia Combi Scout 4×4, der in seiner zweiten Auflage seit Anfang September ausgeliefert wird, und zum anderen durch den Newcomer Seat Leon ST 4Drive X-Perience, der am 17. Oktober sein Markt-Debüt hatte.
Wobei der Dritte im Bunde schon in den Startlöchern steht: Voraussichtlich Anfang 2015 wird erstmals auch ein VW Golf Alltrack offeriert. Sozusagen in Gefolgschaft der nächsten Alltrack-Version des neuen Passat, die preislich freilich etwas höher angesiedelt sein wird. Ungefähr auf dem Level des höher gelegten Audi A4 Avant, der ja gemeinsam mit dem A6 Avant als allroad quattro die Premium-Abteilung der Offroad-tauglichen Kombis im VW-Konzern repräsentiert.
Und was hat der Mitbewerb in dieser Hinsicht zu bieten? In der eingangs erwähnten Preisklasse wenig bis gar nichts. Und wenn, dann Modelle die den Markt zumeist in homöopathischen Dosen durchsetzen. Treffendes Beispiel: Allrad-Pionier Subaru, der vom Kombi namens Outback in den ersten drei Quartalen dieses Jahres gerade mal 42 Stück verkauft hat (Quelle: Statistik Austria).
Ad hoc fällt uns außerdem der Opel Insignia Country Tourer ein, der aber ebenso wie der Passat Alltrack bereits in einer höheren Liga spielt. Erst recht natürlich Volvos AWD-Versionen der Baureihen XC60 und XC70. Ansonsten kommt uns noch Peugeots Diesel-Hybrid 508 RXH mit wählbarer 4×4-Hilfe in den Sinn, der eine Art Sonder-Stellung einnimmt.
Wurde bei dieser Auflistung irgendein Kombi nicht berücksichtigt, mit dem man sich ins mittelschwere Gelände wagen kann, bitten wir um Nachsicht. Ein direkter Scout-Konkurrent dürfte uns aber kaum entgangen sein.
Hot News: Den Octavia gibt’s demnächst auch als „normale“ Allrad-Limousine
Keinesfalls vorenthalten wollen wir freilich jene Info zum Octavia, die uns erst vor wenigen Stunden erreichte: Demnach wird außer dem Combi bald auch die Limousine mit 4×4-Antrieb angeboten. Zwar nicht als geländegängige Scout-, aber immerhin als „zivile“ Allrad-Variante. Nach Auskunft von Skoda-Presseleiter Sebastian Scheibl, MSc, dürfte die 4×4-Limo in drei bis vier Wochen (also gegen Ende November 2014) bestellbar sein. Mit der Auslieferung rechnet man ab Ende Jänner bzw. Anfang Februar 2015.
Welche Meriten den Octavia Scout auszeichnen, haben wir im Grunde schon durch den 1.8 TSI Green tec DSG 4×4 er-fahren. Die Erkenntnisse aus der damaligen Probefahrt lassen sich zumindest onroad fast eins zu eins auf den Scout übertragen – trotz dessen auf 171 mm gewachsener Boden-Freiheit. Aber freilich nur fast! Denn diesmal sorgte nicht der 180-PS-Benziner für eine lustvolle Spritztour, sondern der Zweiliter-TDI mit 184 PS, der bisher dem sportlichen Octavia RS vorbehalten war.
Die Krux für das frontgetriebene Sport-Modell: Mit Allrad-Antrieb verleiht der bullige Selbstzünder dem Octavia noch größere Flügel. So erledigt der Scout den Sprint auf 100 km/h in 7,8 Sekunden, wofür der RS Combi 8,3 Sekunden benötigt. Beides sind Werks-Angaben, die sich jeweils auf die Sechsgang-DSG-Ausführung beziehen. Erklärung: Die leistungsstärksten Scout-Modelle haben ausschließlich das Automatik-Getriebe an Bord.
Zum Drüberstreuen noch den Preis-Vergleich (dient gleichzeitig als Link zu allen technischen Daten sowie zur serienmäßigen und optionalen Ausstattung): Mit dem Top-Diesel unter der Haube kostet der RS Combi samt DSG 34.150 Euro (8% NoVA), für den ebenso motorisierten Scout müssen 35.900 Euro (9% NoVA) hingeblättert werden.
Erfreuliches Detail am Rande: Künftig bietet Skoda den Power-TDI auch für andere und damit günstigere Octavia-Modelle an. Der Reiz der Maschine liegt schließlich darin, dass sie Fahrspaß mit erträglichem Sprit-Konsum kombiniert: Je nach Karosse, Aerodynamik und Antrieb begnügt sich der 184-PS-Diesel im Norm-Mix mit 4,6 bis 5,1 l/100 km. Das gefahrene Scout-Exemplar trieben wir laut Bord-Computer zwar auf 8,8 Liter. Doch in Anbetracht einiger Beschleunigungstests und des auf kurvenreicher Strecke anfänglich gewählten Sport-Modus’ hatten wir sogar mit einem höheren Verbrauchs-Schnitt gerechnet.
Jedenfalls empfiehlt sich bei der Motor-Einstellung eindeutig der Normal-Modus. Zum einen erfolgen die DSG-Schaltvorgänge dabei ebenso sanft wie punktgenau. Zum anderen entfaltet das Triebwerk seine Kraft derartig souverän und verzögerungsfrei, dass sich der Wechsel in den hochtourigen Sport-Modus im Grunde verbietet. Der macht bestenfalls dann Sinn, wenn man Serpentinen unbedingt im Rallye-Stil erklimmen will.
Ganz anders verhält es sich bei der Lenkung, die wir ja schon im zuvor erprobten Allrad-Octavia TSI in Normal-Modus nicht wirklich als ausgewogen empfanden. Beim Ansteuern einer Ideallinie wirkt sie zu indifferent und nimmt einem die Lust, das Potenzial des hervorragenden Fahrwerks auszukosten. Kaum nutzt man jedoch den Sport-Modus, lässt sich der Scout wunderbar zielgenau einlenken. Selten, dass sich zwei Modi voneinander so klar unterscheiden. Ein dritter Modus als „Übergang“ steht allerdings auch nicht zur Wahl (siehe unten Foto-Galerie).
Bemerkenswert, wenngleich schon erwähnt, ist die Fahrsicherheit des Octavia Scout. Die gegenüber den Standard-Modellen mit Front- und Allrad-Antrieb um 31 mm größere Boden-Freiheit sorgt auf unwegsamem Terrain zwar für den erwünschten Effekt, wird auf Asphalt aber selbst in flott durcheilten Kurven nicht unangenehm registriert. Möglich, dass man im direkten Vergleich etwas mehr Seiten-Neigung oder minimale Einbußen beim Federungs-Komfort verspürt. Aber nachdem man dies nur vermuten kann, gebührt den Technikern für die Fahrwerks-Adaption ein ganz dickes Lob.
Trotz allem hat Auto-Kaufberatung.at hinterfragt, wie Skoda mit der neuen Konkurrenz umgeht, die dem Octavia Scout unterm eigenen Konzerndach erwächst. Wir sprachen darüber mit Sebastian Scheibl (28), der im heurigen Frühjahr die Marken-Kommunikation übernahm.
„Skoda setzt auch beim Scout auf die zahlreichen Octavia-Stammkunden“
Auto-Kaufberatung.at: Zahlt es sich aus, ins Scout-Programm auch den 180-PS-Benziner aufzunehmen? Da ist doch ein Anteil von kaum mehr als einem Prozent zu erwarten – oder?
Sebastian Scheibl: Beim normalen Octavia haben wir 1,7 Prozent im Mix. Wobei man dazusagen muss, dass der Scout eigentlich die Sperrspitze unserer Octavia-4×4-Baureihe ist und damit schon einen gewissen Premium-Anspruch erhebt. Das heißt, es kann sein, dass beim Scout der Benziner-Anteil sogar etwas höher ausfällt.
AKB: Die Einführung des Scout …
Scheibl: … erfolgte zeitgleich mit der Allrad-Messe, die wir für den Marktstart genutzt haben. Das erste Kontingent des Scout wurde also bereits Anfang September ausgeliefert. Beim Händler bestellbar ist er hingegen schon seit Anfang Juli.
AKB: Und bestellt man heute, ist der Scout voraussichtlich wann lieferbar?
Scheibl: Mit der Lieferzeit sind wir wegen der großen Nachfrage mittlerweile im Februar 2015 angelangt. Das ist das einzige Manko, das wir haben. Wobei mir rund vier Monate noch relativ human erscheinen (lacht).
AKB: Jetzt aber widerfährt dem Scout durch den Seat Leon X-Perience im eigenen Konzern heftige Konkurrenz. Der Spanier ist zwar etwas kompakter als der Tscheche, doch bei Seat ist der Leon ebenso ein Zugpferd wie bei Skoda der Octavia. Glaubt man bei Skoda, mit einem nunmehr harten Mitbewerber das Verkaufsniveau des vorigen Scout beim neuen halten zu können?
Scheibl: Der Scout ist zu unserem Glück eine fixe Größe und ein gelerntes Modell und war eigentlich der Begründer der Offroad-Optik im Kompaktwagen-Segment.
AKB: Apropos „kompakt“: Mit der Einordnung des großen Octavia in die Kompakt-Klasse haben manche so ihre Probleme.
Scheibl: Der Octavia ist dort aber definitiv beheimatet, auch preislich.
AKB: Zurück zum Mitbewerb in den eigenen Reihen. Nach dem Leon X-Perience und dem kürzlich angekündigten VW Golf Alltrack ist auch vom neuen Passat mit einer entsprechenden Offroad-Variante zu rechnen. Der Scout wird dann konzernintern also gleich von drei Seiten bedrängt. Daher nochmals die Frage, ob Sie glauben, dass das neue Modell unter diesen Umständen den Verkaufserfolg des Vorgängers wiederholen kann?
Scheibl: Wir gehen davon aus, dass der Scout zirka elf Prozent vom gesamten Octavia-Verkauf ausmachen wird, bisher waren es auch immer so um die zehn Prozent. Und bis dato stehen die Verkaufszahlen gut, wir sind voll im Plan.
AKB: Anders gefragt: Der Mitbewerb im eigenen Haus soll das Geschäft im speziellen Segment der Allrad-Kombis beleben? Und alle sollen davon profitieren?
Scheibl: Genau. Immerhin greifen 29 Prozent der Octavia-Käufer zu einer 4×4-Version, also entweder zum konventionellen Combi mit Allrad oder zum Scout. Wobei der generelle Combi-Anteil beim Octavia 79 Prozent ausmacht. Damit ist der Octavia in Österreich der Pkw mit dem höchsten Allrad-Anteil.
AKB: Und Skoda hofft wirklich – ich muss da ein bisserl insistieren –, dass dies auch so bleibt? Trotz des Markt-Eintritts des Leon X-Perience? Zumal der kompakte Seat-Schönling ja sogar dem Golf bereits Kunden abspenstig macht.
Scheibl: Skoda setzt auch beim Scout auf die vielen Octavia-Stammkunden. (Anm. d. Red.: Bis inklusive September verzeichnet der Octavia heuer ein Zulassungs-Plus von 24,16%.) Zumal sich der Octavia fast schon als Marke in der Marke manifestiert hat. Bei ihm spricht man ja nicht mehr davon, dass man einen Skoda fährt, sondern eben einen Octavia. Dessen Stellenwert erkennt man auch an der hohen Nachfrage nach gehobenen Ausstattungs-Linien. Da macht sich das gute Preis-Leistungs-Verhältnis deutlich bemerkbar. Der Anteil der Basis-Ausstattung ist dagegen ziemlich gering.
AKB: Wie sieht es denn bei den Tages-Zulassungen aus? Ist dieses Thema auch bei einem insgesamt rückläufigen Neuwagen-Markt – aktuell liegt er um 4,33% unter dem Vorjahres-Wert – immer noch eines, das bei Skoda an Bedeutung verliert?
Scheibl: Skoda selbst ist bei den Neuzulassungen ja im Plus und erzielte in den ersten neun Monaten dieses Jahres mit sieben Prozent einen neuen Marktanteils-Rekord für diesen Zeitraum. Womit wir gleichzeitig den dritten Rang in der heimischen Zulassungs-Statistik belegen. Wir begreifen uns als Fairplayer und sehen Tages-Zulassungen nur punktuell als notwendig an – also wenn man zum Beispiel fürs Service Ersatz-Fahrzeuge benötigt.
AKB: Meine nächste Frage bezieht sich nämlich auf einen Eurer Erzrivalen, der durch Tages-Zulassungen und auch Diskont-Angebote manche seiner Modell-Reihen ordentlich pusht. Ich denke da etwa an den kurz vor der Ablöse stehenden Hyundai i20, der dem variantenreichen VW Polo in dessen Mitbewerber-Umfeld mittlerweile am nächsten kommt und den Skoda Fabia im Verkauf heuer sogar überholt hat, obwohl der i20 ohne Kombi-Version offeriert wird. Ist bei den VW-Konzern-Marken irgendwann eine Reaktion auf diese Hyundai-Strategie zu erwarten, oder will man solche Entwicklungen noch eine Zeit lang beobachten?
Scheibl: Wir beobachten das natürlich. Wobei es mir nicht zusteht, die Strategien von Konkurrenten zu kommentieren. Zum Thema i20 kann ich nur sagen, dass der neue Fabia in den Startlöchern steht …
AKB: … und der neue Hyundai i20 ebenso …
Scheibl: … natürlich auch der i20. Aber der neue Fabia wird in jeder Beziehung erwachsener, innovativer und individueller als sein Vorgänger und damit das vielfältige Skoda-Angebot in dieser Klasse – also gemeinsam mit Rapid und Rapid Spaceback – ganz massiv stärken. (Anm. d. Red.: Siehe dazu unseren „Vorgriff“ vom 1. Oktober. Der Fabia Kurzheck ist übrigens seit 27. Oktober bestellbar.)
Stand: Oktober 2014
Website des Importeurs: www.skoda.at