Mit einem Grundpreis von 18.990 Euro ist der Honda Jazz Hybrid Österreichs günstigstes Automodell, in dem zwei Herzen schlagen: ein Benzin- und ein Elektro-Motor. Nur noch fünf Tage lang (bis 31. März!) geht’s sogar noch tiefer – dank einer sensationellen Honda-Aktion für Lager-Fahrzeuge. Was den vielfach unterschätzten Jazz Hybrid darüber hinaus auszeichnet: dass er mit einem Griff vom Spar- zum Spaßmobil mutiert.
Fast 70 Prozent der Österreicher mit eigenem Auto könnten sich vorstellen, ein Hybrid-Fahrzeug zu kaufen. Das fand Dr. Harald Wimmer vom Institut für Marketing-Management an der WU Wien bei einer Umfrage unter 500 Autofahrern heraus. Allerdings, so schreibt Wimmer im Wirtschaftsmagazin medianet, sei für 39 Prozent der Befragten die Schmerzgrenze schon bei einem Anschaffungspreis von 15.000 Euro und für eine fast ebenso hohe Prozentzahl bei 25.000 Euro erreicht.
Datenblatt | |
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Motor | 8V-R4-Benziner, 1.339 ccm, Euro 5 (plus Elektro-Antrieb) |
Leistung | 65 kW/88 PS bei 5.800/min (plus 10 kW/14 PS bei 1.500/min) |
Spitze | 175 km/h |
Testverbrauch | 5,9 l ROZ 95/100 km |
Normverbrauch | 4,5 l ROZ 95/100 km |
CO2 | 104 g/km |
L/B/H | 3.900/1.695/1.525 mm |
Leergewicht | 1.258 kg |
Gesamtgewicht | 1.600 kg |
Preis | EUR 20.990,- inkl. 3% NoVA und 20% MwSt. (Elegance) |
Stand: März 2012 |
„Dieser Preispräferenz“, so Wimmer wörtlich, „steht kaum ein Angebot gegenüber, denn unter 20.000 Euro gibt es überhaupt kein Hybridauto am Markt.“ Hier irrt der Studienautor ausnahmsweise. Denn in der Basisversion ist der Honda Jazz Hybrid, wie eingangs erwähnt, schon deutlich darunter zu haben. (Kleine Einschränkung: Bei Honda geht’s „nur“ um so genannte milde Hybridtechnik. Doch dazu später.)
Trotzdem gehört der kompakte Japaner mit dem Doppelherzen hier zu Lande zu den automobilen Exoten. Und das, obwohl kleinere Hybrid-Modelle über das Potenzial einer idealen Kern-Zielgruppe verfügen, wie Wimmer erklärt: „Autofahrer im urbanen Bereich und Pendler, die überwiegend Kurzstrecken unter 20 Kilometern zurücklegen.“ Generell freilich „sollten primär Frauen angesprochen werden, sie sind beim Thema ,Automobil’ umweltbewusster als Männer.“
Wirklich nachvollziehbar ist es also nicht, dass die große Mehrheit der heimischen Autofahrer und -innen bei Hybriden immer noch ein zögerliches Kaufverhalten an den Tag legt. Ein extrem zögerliches sogar. Denn mit Ende Februar 2012 erzielten alle Hybrid-Neuwagen zusammen einen Marktanteil von gerade einmal 0,1 Prozent (Quelle: Statistik Austria). Wobei die weitaus erfolgreichsten Modelle von Vollhybrid-Pionier Toyota kommen.
Allzu leicht hat’s der Jazz Hybrid auch deshalb nicht, weil sich seine direkten Konkurrenten im eigenen Haus befinden – nämlich die konventionell angetriebenen Jazz-Modelle mit spritzigem 90- oder 100-PS-Benzinmotor, die in der Praxis kaum mehr verbrauchen als ihr „grüner Bruder“ mit Elektro-Unterstützung. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Die Hybrid-Vorzüge des Jazz muss man durch keinen höheren Preis erkaufen
Am ehesten vergleichbar mit dem 88 PS starken Jazz Hybrid 1.3 IMA (IMA steht für Integrated Motor Assist) samt serienmäßig stufenloser CVT-Automatik ist der Jazz 1.4 i-VTEC mit 100 PS, der inklusive optionalem CVT-Getriebe und in Elegance-Ausführung 20.600 Euro kostet. Was gegenüber dem Hybrid-Testexemplar in Elegance-Ausstattung einen Preisvorteil von 390 Euro ergibt (Stand: 26. März 2012).
Dazu kommt die tolle, aber mit 31. März 2012 auslaufende Honda-Aktion, bei der für alle Lager-Neuwagen nicht nur ein „Wegfahr-Bonus“ von maximal 2.500 Euro gewährt wird, sondern auch die Spritkosten für 15.000 km übernommen werden. Und danach? Da die Jazz-Preise schon sehr lange stabil sind, erschien uns eine kurz bevorstehende „Anpassung“ nicht abwegig. Doch Honda Austria-Pressechefin Sandra Sommer stellte auf Anfrage klar: „Die Jazz-Preise bleiben per 1.4. unverändert!“
Zurück zum Vergleich der beiden Jazz Elegance-Varianten: Gegenüber dem 1.4 i-VTEC verfügt das Hybrid-Modell zusätzlich über den „Eco Assist“ (erzieht zu ökologischer Fahrweise durch wachsende Blumen-Symbole am Info-Display) samt ECON-Modus (der wiederum das Motor-Management zu mehr Spriteffizienz „erzieht“) sowie über eine klappbare Mittel-Armlehne für den Fahrer und diverse Design-Goodies (Kühlermaske im Chrom-Look, edle Klarglas-Rückleuchten etc.). Ein Ausstattungsvorteil, der den geringen Hybrid-Mehrpreis egalisieren dürfte. Einziger Nachteil beim Hybrid-Modell: sein etwas kleinerer Kofferraum. Platz, den der Akku beansprucht.
Einmal noch sei Studienautor Wimmer zitiert, der für einen größeren Verkaufserfolg von Hybridautos empfiehlt, deren Reichweite im reinen Elektromodus auf 15 bis 20 Kilometer zu erhöhen. Doch rein elektrisches Fahren schafft der Jazz mit seinem lediglich zehn kW starken Elektro-Motor ohnehin nicht. Das technisch relativ einfache Mildhybrid-System spielt seine Vorzüge durch das Speichern der Bremsenergie aus (fließt in den Akku), die dem Benzin-Motor beim nächsten Beschleunigungsvorgang zur Verfügung gestellt wird und ihn somit entlastet.
Die dadurch theoretische Verbrauchsreduktion schlägt sich in der Praxis – wie bei allen Hybrid-Systemen – vorwiegend beim Cruisen auf Landstraßen und natürlich im Stadtverkehr nieder, wo sich außerdem das Start-Stopp-System günstig in Szene setzt. In diesen Phasen begnügte sich der Jazz Hybrid, schenkt man der Anzeige des Bordcomputers Glauben, mit 5,2 Litern auf 100 km. Ein erfreulicher Test-Mindestwert, der freilich vom Normzyklus (4,5 Liter) wie so oft ziemlich abweicht. Wenngleich: Wären wir länger im leistungshemmenden ECON-Modus unterwegs gewesen, hätten wir den Mindestwert sicher unter die Fünfliter-Marke gedrückt.
Im Schnitt wurden gemessene 5,9 Liter erzielt. Die kamen deshalb zu Stande, weil wir den Jazz Hybrid nicht nur als Spar-, sondern auch Spaßmobil nutzten. Dazu genügt es, den Wählhebel des stufenlosen Automatikgetriebes von „D“ auf „S“ (für Sport) zu rücken, wodurch man in den Siebengang-Modus gelangt. Abrufen lassen sich diese programmierten Fahrstufen über Schaltwippen am Lenkrad. Und siehe da: Kaum greift man manuell ins Geschehen ein und holt die Nadel des Tourenmessers aus ihrer Lethargie, spürt und hört man plötzlich den „echten“ Honda-Motor unter der Haube. Sprich: Fahrspaß ohne Ende!
Schon klar: Hinter dem kleinen Hybridauto steckt eine andere Idee, zumal die Öko-Blümchen am Info-Display bei sportlicher Fahrweise gekränkt in der Versenkung verschwinden. Aber gelegentlich, so meinen wir, kann man sich das „zweite Ich“ des Jazz Hybrid durchaus gönnen.
Fazit: Hybridautos können sich schon in der Anschaffung rechnen – dank Hondas kostengünstigen Mildhybrid-Systems. Und damit auch im Vergleich zu Modellen derselben Baureihe, die allein mit einem Verbrennungsmotor auskommen müssen. Fakt ist nämlich: Wer einen Jazz mit automatischem CVT-Getriebe bevorzugt, sollte eher mit dem Hybrid-Modell liebäugeln. Das zusätzliche Drehmoment des kleinen Elektro-Motors macht sich im Alltag positiv bemerkbar.
Und weil wir uns diesmal fast ausschließlich der Wirtschaftlichkeit des Testexemplars widmeten, wird unser Senior-Tester all die anderen Erfahrungen schildern, die er im Umgang mit dem Raumwunder Jazz Hybrid gemacht hat…
SENIOREN SPECIAL (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)
„Mich fasziniert“, schwärmt der Senior, „immer wieder aufs Neue dieses ausgeklügelte und ja auch beim Civic vorhandene Klappsystem der Rücksitze, obwohl es Honda eh schon seit mehr als zehn Jahren anbietet. Notfalls könnte man hier sogar, glaube ich, einen Standard-Kühlschrank verstauen.“
Hinter den Vordersitzen sei der nicht mal vier Meter lange Jazz daher wirklich ein Raumwunder. Doch: „Davor ist er eher japanische Hausmannskost, zumal der Fahrersitz etwas stärker konturiert sein sollte. Und auch dessen Verstellbarkeit nach hinten hätte ein Alzerl großzügiger ausfallen können.“
Angetan zeigt sich unser Team-Doyen „von der Funktionalität des markant gestylten, aber übersichtlich aufbereiteten Cockpits, das außerdem über eine Menge Ablagen und Cupholder verfügt. Die Lenkung agiert ausreichend präzise und ist im Stand bemerkenswert leichtgängig. Das Reversieren ist ein Kinderspiel, die optionale Einparkhilfe erscheint mir deshalb verzichtbar.“ Einziges Manko: „das gewöhnungsbedürftige Ansprechverhalten, wenn man zentimetergenau rangieren will – erinnert mich ein wenig an den guten alten Smart.“
Das Fahrverhalten des Fronttrieblers erachtet der Senior-Tester als gutmütig. Der Federungskomfort sei zwar „kein Highlight“ des Jazz, aber besser denn je. „Ähnlich ist es um die CVT-Automatik bestellt, die beim Beschleunigen nach meinem Dafürhalten nicht mehr so gequält aufheult wie früher. Jedenfalls empfinde ich ihre Geräuschkulisse keineswegs mehr als störend.“ Lob und Tadel wird außerdem für die Bremsen verteilt: „Die packen zwar ordentlich zu, könnten sich aber besser dosieren lassen.“
Ebenso zufrieden wie sein „jugendlicher“ Part bei Auto-Kaufberatung.at ist der Oldie „mit dem Leistungsvermögen der Achtventiler-Maschine, deren Reserven bei unentwegtem Fokus auf den Verbrauch natürlich im Verborgenen bleiben. Das ist ein lebendiger Verbrennungsmotor – man muss ihn nur lassen!“
Womit wir von passionierten Hybrid-Fahrern wohl alle beide mit Verachtung gestraft werden dürften.
Website des Importeurs: www.honda.at