Herbst 2012: Auf dem Pariser Autosalon wird jenes Vorserien-Modell des neuen Mondeo bewundert, das auch im Jänner 2014 auf dem Ford-Stand der Vienna Autoshow das meiste Interesse erregt. Damals war klar: Mitte 2013 ist das Mondeo-Debüt. Später hieß es 2014. Und mittlerweile soll die Markt-Einführung Anfang 2015 stattfinden. „Gelungen“ ist diese Verzögerung in Belgien, wo Ford bis Ende 2014 noch das aktuelle Modell fertigen muss.
Gewerkschaften sind mächtig. Mitunter sogar so mächtig wie jene in Belgien, die einem Volumen-Hersteller wie Ford zu ungewohnten Modell-Zyklen „verhilft“: Bis 2015 bleibt uns die im Juni 2007 eingeführte (und 2010 überarbeitete) vierte Generation des Mondeo noch erhalten. Macht nach Adam Riese eine Lebens-Dauer von gut achteinhalb Jahren. Und das zu einer Zeit, in der die Modell-Wechsel allgemein in tendenziell kürzeren Abständen erfolgen.
Wie es zum Langzeit-Mondeo kam, ruft uns Ford Austria-Pressechef Mag. Stefan Skrabal in Erinnerung, der auch erklärt, mit welchen Angeboten die Ford-Händler die lange Durststrecke bis zum neuen Mondeo überwinden. Auto-Kaufberatung.at hat das Gespräch mit Skrabal auf der Vienna Autoshow geführt.
Auto-Kaufberatung.at: Das hier ausgestellte neue Mondeo-Modell geistert seit dem Pariser Autosalon 2012 durch Europa. Erkundigt man sich bei Ford-Händlern, warum uns die fünfte Generation bis Anfang 2015 vorenthalten wird, rollen die Verkäufer nur mit den Augen.
Stefan Skrabal: Warum das so ist, sollte eigentlich jedem Ford-Mitarbeiter bekannt sein, zumal es dafür eine ganz banale Begründung gibt, aus der auch niemand ein Geheimnis macht. Wir werden unseren Produktions-Standort für den Mondeo sowie für den Galaxy und den S-Max wechseln, die ja derzeit alle über ein Band im belgischen Genk laufen. Und weil Ford dort die Kapazitäten einfach nicht mehr im vollen Umfang benötigt und deswegen die Produktion ins spanische Valencia verlagern wird, kann die Produktion des neuen Mondeo erst später starten.
AKB: Aber dieser Produktionsstart dürfte sich noch ein bisserl ziehen, oder?
Skrabal: Die Diskussionen bzw. Verhandlungen mit der doch sehr starken Gewerkschaft in Belgien haben sehr lange gedauert, zumal es dort auch sehr lange Kündigungs-Fristen gibt. Und das bedeutet für Ford, dass bis Ende 2014 in Belgien das bestehende Modell produziert werden muss, wodurch wir mit der Produktion des neuen Mondeo nicht so rasch beginnen können, wie ursprünglich geplant war.
AKB: Im Klartext heißt das…?
Skrabal: Im Klartext heißt das, dass Ford im Herbst mit der Produktion in Valencia beginnen wird, sodass das der neue Mondeo ab Anfang 2015 in den Schauräumen unserer Händler stehen wird.
AKB: In der US-Version Fusion gibt’s den neuen Mondeo dafür schon eine ganze Weile.
Skrabal: Seit ungefähr zwei Jahren. Als der Mondeo in Paris den Europäern vorgestellt wurde, gab es ja noch den Plan, die Produktion entsprechend früh starten zu können.
AKB: Aber irgendwie ist es faszinierend, dass sich ein Konzern wie Ford von einer Gewerkschaft derart in die Knie zwingen lässt, dass er sich mit einem nicht mehr ganz taufrischen Mondeo gegenüber dem Mitbewerb behaupten muss.
Skrabal: Es geht dabei natürlich um Kosten. Man kann nicht an einem Standort, den man schließen will und wird, noch in eine komplett neue Produktions-Anlage für die Nachfolger der bestehenden Modelle investieren.
Mit „BusinessPlus“ im Zulassungs-Plus: Der alte Ford Mondeo schlägt sich tapfer
MITTELKLASSE IM VERGLEICH | |
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Der alternde Citroën C5 verkaufte sich im Vorjahr 339-mal (minus 45,85%), der eigentlich noch junge Hyundai i40 wechselte auch nur 552-mal den Besitzer (minus 40,77%), der erfolgreiche Neo-Mazda6 wurde den Händlern 1.876-mal aus den Händen gerissen (plus 68,55%), der unterm Jahr renovierte Opel Insignia wurde beachtliche 1.819-mal verkauft (minus 4,16% liegen immerhin unter dem Gesamt-Rückgang auf dem PKW-Markt), der Peugeot 508 wurde nur noch 771-mal abgesetzt (minus 50,06%), der ebenso wie der Opel voriges Jahr aufgefrischte Skoda Superb fand 1.520-mal neue Eigentümer (minus 29,76%), und sogar das 3.202-mal verkaufte Österreich-Liebkind VW Passat musste mit minus 28,99% Federn lassen. Ein Fazit unter Freunden der Tages-Zulassung: Die Nr. 2 Ford hat sich um die Mittelklasse offenbar intensiver gekümmert (Mondeo plus 22,36%) als die Nr. 1 Hyundai. |
AKB: Da sollte man aber vielleicht die Verluste gegenrechnen, die ein betagtes Modell verursacht, das im Mittelklasse-Segment sukzessiv Marktanteile verliert. (Anm. d. Red.: Diese Behauptung, wir gestehen es mit gesenktem Haupt, war leider falsch. Tatsächlich hat der Mondeo im Vorjahr mit 613 Neu-Zulassungen um 22,36% zugelegt. In absoluten Stückzahlen relativiert sich dieser Zuwachs freilich ein wenig, siehe Kasten „Mittelklasse im Vergleich“.)
Skrabal: Das stimmt nur bedingt. 2013 war ein recht positives Jahr für den Mondeo, da waren die Zulassungs-Zahlen durchaus in Ordnung. Wir haben im Vorjahr generell eine relativ starke Ausrichtung aufs Gewerbe, also auf Fuhrpark-Kunden, gehabt und dafür das Sonder-Modell BusinessPlus entwickelt, das übrigens nicht nur bei Mondeo-Käufern sehr gut ankommt. Wobei der Mondeo ohnehin ein traditionelles Flotten-Fahrzeug ist, und auch der Focus läuft noch gut im Fuhrpark-Geschäft, erst die Modelle darunter bewegen sich primär im Privatkunden-Bereich. Wie gesagt, die BusinessPlus-Modelle sind 2013 sehr gut angenommen worden, und wir hoffen, dass wir auf dieser Schiene heuer ebenso erfolgreich fahren werden.
AKB: Beim Nachfolger, der Anfang 2015 rund drei Jahre alt sein wird, stellt sich dann aber die Frage, ob er vom hiesigen Käufer-Publikum noch als wirklich neues Modell wahrgenommen wird?
Skrabal: Sicher, weil der neue Mondeo eine Fülle an Innovationen bieten wird. Bei ihm wird Ford den Gurt-Airbag einführen, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen, in weiterer Folge kommt eine Hybrid-Version, und später wird es den Mondeo auch mit Allrad-Antrieb geben, der ihm hier zu Lande sicher neue Käuferschichten erschließt. Um den Erfolg des neuen Mondeo mache ich mir also keine Sorgen, zumal mich die Besucher hier auf der Messe auf kein Modell so oft ansprechen wie auf den Mondeo.
AKB: Na ja, die Leute warten ja auch schon lange genug. Letzte Frage dazu: Sind Ford von den langjährigen Mondeo-Kunden, die auf ein völlig neues Modell wechseln wollten, nicht viele durch den Umstieg auf eine andere Marke abhanden gekommen? Und wird es dann nicht schwer sein, diese wieder zu Ford zurückzuholen?
Skrabal: Im Privatkunden-Bereich können wir angestammten Mondeo-Fahrern, die ja großzügige Platzverhältnisse gewohnt sind, durchaus Alternativen anbieten, auf die auch – so höre ich das aus dem Handel – gerne ausgewichen wird. Ich denke da vor allem an den S-Max, der als Sport-Van in einer eigenen Liga spielt. Mag sein, dass sich mancher Mondeo-Kunde trotzdem für eine andere Marke entschieden hat, aber dafür hat er nächstes Jahr einen umso besseren Grund, wieder zu Ford zurückzukehren.
Und unsere Leser haben fünf gute Gründe, noch einen Blick in die kleine, aber feine Foto-Galerie der neuesten Ford-Modelle zu werfen.
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