„Wer viel von Autos versteht, kauft teurer ein als jene, die keine Affinität dazu haben“, offenbarte uns kürzlich ein Brancheninsider. Denkt man darüber nach, steckt kein Widerspruch in dieser Erkenntnis. Weil sich Kenner eben oft nur mit dem Besten begnügen. Doch was ist „das Beste“? Und was ist verzichtbar? Relativ viel, sofern man ein Basis-Topprodukt wählt. Eines wie den brandneuen Audi Q2 als 1.6 TDI. Das ideale SUV für die Generation der Best Ager.
116 Diesel-PS für ein 4,2 Meter kurzes SUVerl? Die sollten eigentlich für ausreichend Vortrieb sorgen. Allerdings bringt selbst der Q2-Einsteiger 1.6 TDI sport, den Audi zum Listenpreis von 28.580 Euro seit November ausliefert, bereits 1.400 kg auf die Waage. Doch Zweifel an der Leistung des kleinen Selbstzünders, der schon ab 1.500 U/min immerhin 250 Nm mobilisiert und den Norm- Durst des Q2 auf 4,6 l/100 km beschränkt, sind rasch verflogen: Das Auto zieht sogar auf Steigungen noch im vierten Gang enorm kräftig an und verfügt bei Landstraßen-Tempo jederzeit über genügend Überholreserven. Ergo klingt die angegebene Spitze von eindrucksvollen 197 km/h durchaus glaubwürdig, zu der auch der gute cw-Wert von 0,30 verhilft.
Und so wird – wie man es von einem Einstiegsmodell mit Premium-Anspruch schließlich erwartet – gleich beim Kennenlernen das wohlige „Mehr-Auto-brauchst-wirklich-nicht“-Gefühl vermittelt. Dafür sorgt zum Beispiel die gelungene Getriebe-Übersetzung, wobei sich alle sechs Vorwärtsgänge im taufrischen Testexemplar knackig und exakt durchschalten ließen. Ein weiteres Highlight ist die sehr direkt agierende Progressiv-Lenkung, die sich bei gemächlicher Fahrt ein wenig schwergängig zeigt. Allerdings genau so dosiert, dass sie im Q2 zu sportlicher Fahrweise animiert, der sich dafür im Stand ohne Kraftaufwand manövrieren lässt. Gewonnen wurden diese Eindrücke im normalen „Auto“-Modus des an Bord befindlichen Audi drive select, weil es im Q2 nicht zum Serienumfang gehört.
Über eine eher unerfreuliche Serienmitgift eines SUV muss man dagegen nicht mehr ins Grübeln geraten – über einen „ungünstigen Schwerpunkt“, der sich zumindest bei modernen Vertretern dieses Fahrzeug-Segments nicht im Geringsten bemerkbar macht. Der mit 1,51 Metern relativ flache Q2 ist dafür ein treffendes Beispiel: Seine hohe Fahrsicherheit und Kurvenstabilität sind vorbildlich. Daher hier gilt auch hier die Basis-Devise: Mehrkosten für ein aufwändiges quattro-Fahrwerk, das für den 1.6 TDI ohnehin nicht verfügbar ist, kann man sich getrost sparen – sofern das Auto nicht immer für extreme Wetterverhältnisse oder gar Offroad-Einsätze optimal gerüstet sein muss.
Motor topp, Fahreigenschaften topp, Sitzkomfort topp – was will man mehr?
Als Fronttriebler mit „einfacher“, aber präzise geführter Verbundlenker-Hinterachse liegt der Q2 wie das sprichwörtliche Brett auf der Straße, wobei der Federungs-Komfort selbst auf dem Kopfsteinpflaster einer Wiener Höhenstraße nicht auf der Strecke bleibt. Übrigens: Bevor diese auftrocknete, hat uns auch die Traktion des 2WD-Q2 positiv überrascht. Bestückt war das Testexemplar mit Continental-Winterreifen auf 18-Zoll-Alus. Wie auch immer: Das Handling des Audi Q2 ist schlichtweg phänomenal! Woran die exzellente Lenkung freilich einen großen Anteil hat. Berücksichtigen muss man jedoch, dass das Testexemplar mit dem optionalen S-line-Paket inklusive Sport-Fahrwerk ausgestattet war.
Für jene, deren Wirbelsäule (ebenso wie beim Autor dieser Zeilen) sich zunehmend unbeliebt macht, spielt der Audi Q2 natürlich auch in der „untersten“ SUV-Klasse seine gattungstypischen Vorzüge aus – durch einen bequemen Ein- und Ausstieg. Das im Q2 sport serienmäßig ausgeprägt konturierte Gestühl dürfte nahezu jeder FahrerIn-Statur wie angegossen passen. Mit anderen Worten: Auch in diesem Audi lässt die Sitzergonomie nichts zu wünschen übrig. Womit unsere einst gestellte Frage, ob die Sitzposition den ergonomischen Bedürfnissen der 60plus-Generation entgegenkommt, hinlänglich beantwortet wurde.
Ebenfalls nichts zu beanstanden gibt es an der Bedienungsergonomie im Q2, dessen Cockpit-Funktionen sich auf Anhieb erschließen. Vor allem dann, versteht sich, wenn man den Neuwagen bei der Bestellung nicht mit optionalen Goodies überfrachtet, die man in der Praxis ohnehin kaum vermissen würde. Damit meinen wir weniger die großteils sinnvollen „Assistenz-Systeme aus der Oberklasse“, wie sie Audi für den Q2 vollmundig anpreist (man beachte dabei die bereits im Serienzustand hervorragende Crashtest-Bewertung). Vielmehr geht es um die – zumindest aus unserer Sicht – prinzipiell grenzwertigen „Infotainment-Systeme aus der Oberklasse“. Wer sie tatsächlich komplett zu nutzen vermag, dem ist zwar unsere Hochachtung gewiss. Aber nur solange er seine Multitasting-Fähigkeiten nicht überschätzt und dadurch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet. Das hieße dann nämlich: Infotainment- hebelt Assistenz-System aus. Die Ironie, die sich dahinter verbirgt, ist im Ernstfall sicher nicht zum Lachen – und betrifft natürlich nicht allein Multimedia-Vorreiter wie Audi, sondern generell eine Entwicklung, die immer fragwürdiger wird. Das musste mal wieder gesagt werden!
Was sonst noch speziell zum Audi Q2 gesagt werden muss, erfahren Sie in der nachstehenden Foto-Galerie.
Stand: Dezember 2016
Website des Importeurs: www.audi.at