EXKLUSIV: ZUCKERLN FÜR DEN e-GOLF
(15.12.2015) Mit teilweise überraschenden Infos wartete gestern die Porsche Holding Salzburg (PHS) auf, wobei wir natürlich die für Endverbraucher relevanten Themen in den Fokus stellen: Keine Sorgen muss man sich jedenfalls um den heimischen PKW- Markt machen, wie PHS-Chef Alain Favey versichert: „Mit heuer 305.000 erwarteten Neuzulassungen ist er auf einem stabilen Niveau.“ Auch Österreichs VW-Marken-Importeur kann zufrieden sein, nachdem man dieses Jahr mit einem Marktanteil von 35% abschließen dürfte. Favey: „Der befindet sich zwar etwas unter dem vorjährigen Niveau, ist aber immerhin der vierthöchste in der Unternehmens-Geschichte.“ Faszinierend dabei: Bis inklusive September wurde ein Marktanteil von insgesamt 34,9% erzielt, die Marke VW erreichte 17,1%. Doch während sich der Anteil der Konzern-Marken im Oktober & November auf 34,0% reduzierte, stieg jener von Volkswagen auf 18,4%! Zum Vergleich: In den Gesamt-Jahren 2014 und 2013 betrug VWs Marktanteil in der Alpen-Republik 18,06% bzw. 18,10%. Der Stickoxid-Skandal hat sich auf die VW-Präferenz der heimischen Autokäufer also nicht ausgewirkt. In Summe, sprich in den ersten elf Monaten des laufenden Jahres, liegt der Marktanteil von VW bei 17,3%. Ein Rekordjahr wird dagegen Porsche dank des „Macan-Effekts“ (Favey) verzeichnen: Per Ende November wurden 1.235 Neuwagen zugelassen, was einem Zuwachs von 22,3% entspricht. Ansonsten hat es auf dem Gesamtmarkt bislang weder bei Marken noch Modellen markante Ausreißer gegeben.Für sinnlose Aufregung sorgte bekanntlich Wolfsburgs selbst inszenierter „CO2- Skandal“ (nach unten scrollen): Im Endeffekt werden, wie bereits gemeldet, nur noch fünf VW-Modelle hier zu Lande geprüft, von denen ganze 336 Fahrzeuge zugelassen sind. Wobei diese Prüfung ergeben kann, dass sich auch bei diesen Autos der Verdacht auf minimal erhöhte CO2-Werte einfach in Luft auflöst. Nicht mehr in Luft löst sich allerdings auf, dass ausgerechnet diese Thematik eine Verunsicherung bei potenziellen Neuwagen-Käufern bewirkt hat. Was, so Favey, „in den letzten Wochen eine kleine Delle im Verkauf zur Folge hatte“.
Zunehmend Gestalt nimmt der organisatorische Ablauf der Rückruf-Aktion für EA 189-Diesel-Autos an. Allerdings sind in Österreich jüngsten Erhebungen zufolge nicht 363.400 Stickoxid-Sünder der VW-Konzern-Marken betroffen, sondern rund 388.000. Ein Zuwachs, der auf Eigen-Importe zurückzuführen ist, die von der PHS zuvor nicht erfasst worden sind. Der Start, um den NOx-Ausstoß der manipulierten EU4- und EU5- Selbstzünder (V6-TDI zählen in Europa übrigens nicht dazu) gesetzeskonform zu reduzieren, erfolgt 2016 gestaffelt: für den 2.0 TDI in der vierten Kalender-Woche, für den 1.2 TDI in der KW 22 und für den 1.6 TDI, der auch eines Eingriffs in die Hardware bedarf, in der KW 39. Trotzdem soll die Umrüstung, die auch mit bereits geplanten Werkstatt-Terminen kombiniert werden kann, je nach Aggregat nicht mehr als 30 bis 60 Minuten dauern. Die Mehrbelastung für die Service-Partner macht Favey zufolge „nach ersten Berechnungen rund 4,2% der jährlichen produktiven Stunden aus“. Für die Kunden gibt’s, wie hier schon berichtet, auf Wunsch ein kostenloses Ersatzauto. Neu ist hingegen die heute aus Wolfsburg verlautbarte Meldung, wonach EA 189-Betroffene nicht nur bis Ende 2016, sondern sogar bis 31.12.2017 Ansprüche auf Gewährleistung stellen können. Außerdem gelte der Verjährungs-Verzicht ab sofort auch für bereits verjährte Ansprüche. Ein erstes Rückruf-Schreiben an alle 388.000 betroffenen Audi-, Seat-, Skoda- und VW-Eigner ist laut Favey bereits vor sechs Wochen ergangen. Sollte nach einer gewissen Zeit noch kein Werkstatt-Termin vereinbart worden sein, würden weitere Briefe folgen, in denen die Fahrzeug-Halter dazu aufgefordert werden. Durchschlüpfen könnte daher keiner, meint der für die Rückruf-Aktion zuständige Servicetechnik-Leiter Johann Schmidinger. Würden Kunden gar nicht reagieren, sei es freilich Sache der informierten Behörde, entsprechende Konsequenzen zu ziehen. „Wir werden unsere Meldungs-Pflicht jedenfalls erfüllen“, betont Favey. Außerdem, ergänzt Schmidinger, könne man via Internet anhand der Fahrgestell-Nummer überprüfen, ob ein Fahrzeug „erledigt“ sei oder nicht.
In wenigen Wochen will die PHS aber auch Eintausch-Schmankerln anbieten, „falls der Kunde wegen der Rückruf-Aktion sein Auto zum Beispiel früher wechseln möchte“ (Favey). Derzeit sei man dabei, für jede Marke konkrete Angebote zu erstellen, die man bis Ende Jänner bekannt geben werde. Audi ist ja diesbezüglich schon Anfang November vorgeprescht – inklusive kostenloser Anschluss-Garantie für fünf Jahre. Wäre es da nicht hoch an der Zeit, so die Frage von Auto-Kaufberatung.at, die Garantie-Thematik in Wolfsburg prinzipiell zu überdenken? Favey: „Natürlich wird über eine Ausweitung der Werksgarantie immer wieder diskutiert. Jetzt haben wir bei Audi zwar diese spezielle Österreich-Aktion mit fünf Jahren Garantie, wobei wir auch die Erkenntnisse auswerten, ob und wie die Kunden solche Angebote annehmen. Doch noch haben wir zum Thema Garantie-Erweiterung keine generelle Antwort. Im Endeffekt ist es uns wichtig, das anzubieten, was die Kunden wirklich wollen…“ Ein Statement also, das sich trotz Diesel-Affäre nicht verändert hat.
Definitiv mit Seitenblick aufs Diesel-Dilemma startet der VW-Konzern 2016 eine E-Mobilität-Offensive. In Österreich, wo der Gesetzgeber im Juli endlich spürbare Vergünstigungen für „Stromer“ beschlossen hat, wird sich der Importeur auf den 115 PS starken e-Golf konzentrieren. So reduzieren sich dessen Anschaffungskosten für Firmenkunden gegenüber einem vergleichbaren Golf TDI Highline mit 110 PS und DSG für 24.720 Euro auf 23.525 Euro. Dieser Preis errechnet sich nach Abzug von 1.000 Euro Unternehmer-Bonus, 1.500 Euro Versicherungs-Bonus (Porsche Bank), 5.705 Euro Vorsteuer, 4.000 Euro „klimaaktiv“-Förderung und 1.000 Euro Landes-Förderung (Beispiel NÖ). Darüber hinaus entfällt natürlich der Sachbezug für privat genutzte Dienstwagen. Doch damit nicht genug (und das ist unsere EXKLUSIV-Info): Die PHS erhöht den Unternehmer-Bonus für den e-Golf um weitere 2.000 Euro! Wodurch der Endpreis 21.525 Euro beträgt. Last but not least können e-Golf-Käufer ein Jahr kostenlos Strom „tanken“, wofür bundesweit mehr als 500 Lade-Stationen diverser Ökostrom-Anbieter zur Verfügung stehen. In diesen Genuss kommen natürlich auch Privatkunden, denen der heimische VW-Importeur den e-Golf mit einem speziellen Leasing-Angebot schmackhaft machen will.
NACHTRAG: Der Verein für Konsumenten-Information (VKI) kritisiert den zuletzt erklärten Verjährungs-Verzicht von Volkswagen: Das klinge zwar gut, sei aber aus österreichischer Sicht ungenügend“, so Mag. Ulrike Wolf, Leiterin der Abteilung Aktionen im Bereich Recht des VKI. Begründung: „VW ist zum einen nicht der direkte Verkäufer und damit auch nicht der Adressat von Gewährleistungs- oder Irrtumsanfechtungs-Ansprüchen. Für diese Ansprüche – die tatsächlich zu verjähren drohen – können nur die Händler auf den Einwand der Verjährung verzichten. Zum anderen verjähren Schadenersatz-Ansprüche gegen VW frühestens im Herbst 2018, sodass ein Verjährungs-Verzicht bis 31.12.2017 wertlos ist.“
Vor allem dank des Macan, der bis Ende Oktober ein Verkaufs-Plus von 76,2% erzielte, konnte Porsche gegenüber dem Vorjahr per Ende November um 22,3% zulegen. Das heuer debütierende erste Seat-SUV dürfte wiederum dazu beitragen, die hier zu Lande starke Position der spanischen Marke weiter zu festigen (Fotos: Auto-Kaufberatung.at und Porsche)