Nun reagiert Österreichs Autobranche darauf, worüber Auto-Kaufberatung.at in Zusammenhang mit einer polemischen VCÖ-Aussendung bereits berichtet hat: auf den EU-Vorstoß, Diesel längerfristig höher zu besteuern. Der „Arbeitskreis der Automobil-Importeure“ liefert dazu ein klares Statement ab. Er spricht sich gegen einen den Wettbewerb verzerrenden Einfluss auf Diesel-Kraftstoffe aus.
Auto-Kaufberatung.at veröffentlicht die Stellungnahme der österreichischen Automobil-Importeure im vollen Wortlaut:
„Österreich kommt eine bedeutende Rolle im Bereich der Forschung und Entwicklung von Dieseltechnologien zu, was sich in mehreren tausend Arbeitsplätzen auf diesem Gebiet widerspiegelt. Österreichs Entwicklungsingenieure haben in den letzten Jahrzehnten einen großen Beitrag dazu geleistet, den Dieselmotor effizienter und damit auch umweltfreundlicher zu machen. Sich gegen den Dieselmotor auszusprechen, wäre ein Schlag gegen das Automobilland Österreich und würde sowohl wirtschaftliche als auch umwelttechnische Nachteile mit sich bringen. Man denke nur an die Entwicklungssynergien zwischen PKW- und LKW-Motoren. Zudem würde man rund der Hälfte der heimischen Autokäufer unterstellen, sich heute mit dem Kauf eines modernen und sparsamen Dieselmodells gegen die Umwelt zu richten.
Noch in den 70er Jahren waren Dieselmotoren nahezu ausschließlich auf Langlebigkeit ausgelegt. Mit heutigen Motoren haben diese längst ausgedienten „Saurier“ nur noch den Namen gemein. Durch die ständig weiterentwickelte Zusammensetzung des Kraftstoffs bot sich der Industrie die Möglichkeit, Motoren zu konstruieren, denen es möglich ist, die höhere Energiedichte in zusätzliche Reichweite umzumünzen. Immer neuere Maßnahmen wie der Dieselpartikelfilter und zuletzt die Harnstoff-Einspritzung haben dazu beigetragen, dass es heute möglich ist, Umweltbewusstsein mit einem aktuellen Diesel-Fahrzeug in allen Fahrzeug-Klassen zu demonstrieren. Den Beweis dafür liefert das große Angebot an Diesel-Fahrzeugen, die weniger als 120 Gramm CO2 ausstoßen.
Die heimischen Produktionsleistungen im Sektor der Dieseltechnologie sind dabei nicht nur für die gesamte Zulieferkette bedeutend, sondern stellen auch einen wesentlichen volkswirtschaftlichen Faktor dar, wurden doch in Österreich allein im letzten Jahr rund 600.000 Dieselmotoren gebaut. Dies und die Zulieferindustrie sowie die Motorenforschung sichern mehrere tausend Arbeitsplätze in den Betrieben. Abgesehen von den damit einhergehenden positiven Auswirkungen auf die Exportstatistik ist die Produktion von essentieller Bedeutung, da Österreichs Entwicklungen rund um das Thema Dieseltechnologie zum Großteil nach Europa exportiert werden und damit den Industriestandort Europa durch Technologievorsprung stärken. Dies ist der Grund, warum sich auch der Verband der europäischen Fahrzeugindustrie, die European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA), gegen jegliche Benachteiligung des Diesels gegenüber den heutigen Marktverhältnissen ausspricht.
Neufahrzeuge mit Dieselmotor, egal ob PKW oder LKW, müssen heute die strenge Euro-5-Norm erfüllen, während die nochmals deutlich verschärfte Euro-6-Norm schon fast vor der Türe steht. Um diese Vorgaben erfüllen zu können, sind erneut große Anstrengungen nötig. Anstrengungen, die die heimischen Motorenhersteller ebenso wie die Zulieferindustrie gerne auf sich nehmen, um mit der Erfüllung der Euro-6-Norm erneut zeigen zu können, dass nochmals weitere Verbrauchsreduktionen mit Dieselmotoren realisierbar sind. Unsere Aufgabe muss es daher sein, Kunden für den Umstieg von alten auf neue Kraftfahrzeuge mit Dieselmotor zu motivieren, denn nur so lassen sich all die gemachten Entwicklungen nützen. Es hilft nichts, wenn wir die modernste Technologie anbieten können, die Kunden aber weiterhin teils Jahrzehnte alte Technologie im Alltag nützen, die hinsichtlich der Abgase deutlich schlechtere Werte aufweisen. Eine zusätzliche Verunsicherung, die den Wechsel von alt auf neu durch eine angedrohte Steuerkeule verlangsamt, ist demnach für die Umwelt genauso kontraproduktiv wie für die heimische Autobranche.
Weniger Treibstoff zu verbrennen, ist und muss das Ziel sein. Ein Ziel, an dessen Erreichung der Dieselmotor aus heutiger Sicht noch lange einen bedeutenden Anteil haben wird und dessen Entwicklung nicht durch unüberlegte Zusatzbesteuerung gefährdet werden darf.“