Ist von einem Allrounder die Rede, denkt man zumeist an einen variablen Kombi, Van oder ein SUV mit guter Raum-Ökonomie, geringem Verbrauch und – für alle Fälle – Allrad-Antrieb. Wer dagegen einen alltagstauglichen Sportler mit überlegenen Fahrleistungen und souveränem Fahrverhalten favorisiert, kommt am Golf GTI nicht vorbei. Das war immer schon so. Jedenfalls bis zum Performance-Modell. Das Bessere ist des Guten Feind.
Auf rhetorische Fragen gibt’s selten überraschende Antworten: „Nein, ein Golf GTI mit 4Motion-Antrieb ist definitiv nicht angedacht und würde auch nicht der GTI-Philosophie entsprechen“, stellt Volkswagen-Sprecher Rudolf Glass gegenüber dem AKB-Redakteur klar. „Aber unsere Kunden können alles haben, auch einen sportlichen Golf mit Allrad-Antrieb – der Golf R steht schon in den Startlöchern.“
Ein bisserl Geduld ist freilich das Wenigste, was man für diesen 300-PS-Boliden benötigt. Auch ein bisserl mehr Kleingeld sollte sich auf dem Konto potenzieller Käufer befinden. Schon der 220 PS starke „Basis“-GTI schlägt mit mindestens 31.690 Euro zu Buche (dreitürig, Sechsgang-Schaltung). Unsere Probefahrt absolvierten wir jedoch mit dem GTI Performance, der 230 PS leistet und serienmäßig zusätzlich über eine größere Bremsanlage mit rundum innenbelüfteten Scheiben sowie über eine elektronisch geregelte Vorderachs-Differenzialsperre verfügt. Als Fünftürer mit Sechsgang-DSG beträgt sein Kaufpreis 36.050 Euro.
Und wenn’s etwas mehr sein darf, ist man bei Volkswagen gerne behilflich. So kam das mit etlichen Aufpreis-Goodies ausstaffierte Testexemplar bereits auf einen Listenpreis von 47.108 Euro. Darin enthalten: Xenon-Scheinwerfer samt Dynamic Light Assist, für die man 1.446 Euro berappen muss. In Deutschland gehören die optimalen Lichtspender dagegen zur Serien-Ausrüstung. Dort kennt man übrigens auch längst den Kaufpreis des Golf R, über den man sich in Österreich bis heute (17. September) noch in Schweigen hüllt.
Doch zurück zum „Volks-Sportler“ GTI, der den Spagat zwischen Cruiser und Racer so locker wie kein Zweiter im direkten Mitbewerber-Umfeld beherrscht. Das liegt vor allem in der straffen und nicht bretthart ansprechenden Federung begründet. Dazu kommen die hervorragenden Serien-Sportsitze, die grobe Fahrbahnstöße deutlich zu mildern vermögen. Trotzdem: Vom hohen Komfort-Niveau des „Normal“-Golf ist der GTI aufgrund seines rund 15 Millimeter tiefer gelegten Sport-Fahrwerks natürlich weit entfernt.
Aber auch hier bietet VW in der Preisliste Abhilfe an: Wer bereit ist, einen zusätzlichen Tausender und ein paar Zerquetschte auf den Tisch zu legen, kann den Golf GTI zum Super-Allrounder aufrüsten. Die beste aller Investitionen sehen wir nämlich in der adaptiven Fahrwerks-Regelung DCC plus Fahrprofil-Auswahl. Diese Option wird zwar schon für jeden Golf ab Comfortline-Ausstattung offeriert, bietet sich aber klarerweise vor allem für den GTI an, der damit die gesamte Bandbreite vom Reisewagen-„Softie“ bis zum Kurvenräuber abdeckt.
So wandelt sich der Golf GTI Performance von „Dr. Jekyll“ zu „Mister Hyde“
Erfahren haben wir diese Bandbreite aber nicht mit dem Testwagen des Importeurs (ohne DCC), sondern mit einem GTI Performance aus dem Handel. Es ist wirklich beeindruckend, mit welcher Nonchalance sogar leichte Straßenschäden durch die adaptiven Dämpfer glatt gebügelt werden. Mit der solcherart entspannten Wirbelsäule kann man dann Serpentinen in Angriff nehmen: Einfach alle Modi der Fahrprofil-Auswahl auf „Sport“ stellen – und schon klebt der Golf kompromisslos und lenkpräzise auf dem Asphalt.
Die beispielhafte Traktion des Fronttrieblers, dessen Power selbst beim kräftigen Beschleunigen aus Kurven so gut wie schlupffrei auf die Fahrbahn übertragen wird, ist natürlich ein Verdienst der variablen Differenzialsperre. Unser erstes Aha-Erlebnis hatten wir diesbezüglich (im „echten“ Testexemplar) auf einem holprigen Kieselweg, der in eine Bundesstraße mündet, die zu dieser Zeit stark frequentiert worden ist: Um den GTI Performance problemlos einzufädeln, haben wir uns quasi im Tiefflug in den fließenden Verkehr eingeordnet – ohne jemanden dabei zu behindern! Dazu war lediglich ein fester Griff am Volant erforderlich, den Rest erledigten Vorderachs-Sperre und DSG-Automatik.
Kaum vorstellbar, dass ein Allrad-Antrieb solche Manöver noch souveräner bewältigt – jedenfalls nicht auf trockenem Untergrund. Womit sich die an Rudolf Glass gestellte Frage nach „GTI und 4Motion“ zumindest beim Performance-Modell von selber beantwortet hat. Darüber hinaus sorgt der 230 PS starke Turbo-Benziner praktisch über den gesamten Drehzahl-Bereich für überlegene Fahrleistungen. Die neue Leichtigkeit des Fahrens – mit dem GTI Performance ist sie erlebbar.
Fazit: Nach Ansicht von Auto-Kaufberatung.at gibt es für alle, die Komfort & Sport unter einen Hut bringen wollen, kein idealeres Gefährt als einen Golf GTI Performance samt optionalem DCC. Allerdings kann es sein, dass diese Erkenntnis ein Ablaufdatum hat – sobald man den neuen Golf R 4Motion mit DCC in die Finger bekommt.
Inzwischen empfehlen wir die Fingerübung mit der Maus, um die Foto-Galerie in Augenschein zu nehmen. Dort finden sich wie gewohnt noch weitere Infos rund um den Test-Kandidaten.
Stand: September 2013
Website des Importeurs: www.volkswagen.at