Honda hat sich in Österreich mit dem neuen Civic ein hehres Ziel gesetzt: Längerfristig soll sich der Absatz des kompakten Japaners zu 70 Prozent aus Käufern zusammensetzen, die von Fremdmarken „überlaufen“. Honda Austria-Boss Roland Berger gibt sich zuversichtlich, denn: „Das ist uns mit dem Jazz schon vor zwei Jahren gelungen, das waren es sogar rund 80 Prozent!“ Potenzial sieht Berger vor allem im künftigen Diesel mit 120 PS.
Hondas Autosparte hat seit den Naturkatastrophen im Vorjahr schwer zu kämpfen. Die Werke von Japans drittgrößtem Autohersteller waren sowohl vom Erdbeben samt Tsunami im Heimatland als auch von den Überschwemmungen in Thailand erheblich betroffen und konnten lange nur auf Sparflamme produzieren. Die verheerenden Folgen: Das im März auslaufende Geschäftsjahr dürfte dem Autokonzern einen Gewinneinbruch von rund 60 Prozent bescheren.
Die Auswirkungen waren natürlich auch in Österreich spürbar: Während die meisten Mitbewerber 2011 traumhafte Absatzrekorde einfuhren, musste Honda Austria wegen der Lieferengpässe ein Minus von 18 Prozent bei den Neuwagen-Zulassungen verkraften. Doch mittlerweile befindet man sich wieder im Aufwind. Honda Austria-Präsident Roland Berger: „Im Jänner 2012 haben wir gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr ein Plus von 20 Prozent erzielt!“ Zum Vergleich: Der deutsche Honda-Importeur hat im Jänner einen Absatz-Rückgang von 10,4 Prozent verzeichnet (Quelle: „AutoBild“).
Für weitere Höhenflüge – zumindest sukzessiv – soll hier zu Lande die neunte Generation des Honda Civic sorgen (Erstbericht am 13. September 2011). Beachtlich: Seit 1973 wurden von dem Japaner, der damals noch ein quirliger Kleinwagen war, weltweit mehr als 20 Millionen Stück verkauft. Zwischenzeitlich zum Raumriesen der „Golf-Klasse“ gereift, erfolgt im März die Markteinführung des jüngsten Urenkels, der gegenüber dem Vorgänger zahlreiche Verbesserungen erfahren hat (Preisliste siehe Foto-Galerie).
Doch vorläufig muss sich der neue Civic noch mit zwei Saug-Benzinern, die 100 und 142 PS leisten, sowie mit einem 2,2-Liter-Turbodiesel begnügen. „Begnügen“ deshalb, weil der Selbstzünder 150 PS mobilisiert und damit um zehn mehr als die versicherungsgünstige Version im Vormodell. Die geht jetzt ab!
Auf die Frage von Auto-Kaufberatung.at, wann von einem traditionsreichen Motoren-Spezialisten wie Honda wieder ein kleineres Triebwerk mit wegweisender Technologie zu erwarten sei, kündigt Berger eine völlige Neuentwicklung an: „Ende dieses Jahres werden wir im Civic unseren ersten Downsizing-Motor auf den Markt bringen, einen 1,6-Liter-Diesel mit 120 PS“ (siehe auch Foto-Galerie). Womit im Dieselland Österreich die Weichen für eine erfolgreiche Civic-Generation gestellt sein dürften.
Viel Hubraum, aber wenig Sprit: Auch der konventionelle Diesel ist ein Hit!
Da der neue Selbstzünder aber erst 2013 „greifen“ wird, gibt sich Honda Austria für heuer noch mit einem relativ bescheidenden Absatzziel zufrieden: In den verbleibenden zehn Verkaufsmonaten sollen 1.100 Civic-Einheiten den Besitzer wechseln (europaweit übrigens 100.000 jährlich), davon schätzungsweise 80 Prozent als Benziner! Danach soll sich nicht nur der Motoren-Mix, sondern auch das Absatzvolumen ändern: 2013 will man 1.500 und 2014 bereits 1.800 Civic verkaufen, wobei sich dann Diesel und Benziner mit jeweils 50 Prozent die Waage halten sollen.
Trotzdem: Dass sich die Honda-Manager in Österreich vorerst einen 80-prozentigen Benziner-Anteil beim neuen Civic erwarten, überrascht etwas. Zumal der kräftige Diesel deutlich sparsamer sein soll als der schwächere Vorgänger und im Normzyklus mit CO2-Emissionen von 110 g/km „den absoluten Benchmark-Wert im C-Segment setzt“, wie Honda Austria-Car-Divisionsleiter Christian Schaden betont. Nicht zuletzt dank Optimierung des Ölflusses und verminderter Reibung.
Andererseits freilich könnte die etablierte Civic-Klientel schon auf Benziner eingeschworen sein, nachdem der kompakte Honda bis 2009 mit Diesel gar nicht verfügbar war. Doch von wegen „etabliert“. Längerfristig erwartet sich Honda Austria nämlich Wachstum durch Fremdgeher.
Im Klartext: Die Civic-Kundschaft soll sich zunehmend durch „Downgrader“ von Premium-Marken und Umsteiger aus dem C-Segment entwickeln – nach Vorstellung des Honda-Managements bis zu einem Anteil von 70 Prozent. Wunschdenken? Berger: „Ganz und gar nicht! Eben weil wir so großes Potenzial im neuen Diesel-Programm des Civic sehen, ist es realistisch, diese ambitionierte Zielgruppe anzupeilen.“ Und schließlich sei es vor zwei Jahren schon beim Jazz gelungen, dass man dessen Kunden zu rund 80 Prozent von Fremdmarken abziehen konnte.
Und welche Fremdmarken? Mit der Positionierung des neuen Civic nimmt Honda vor allem folgende Mitbewerber-Modelle ins Visier: Audi A3, BMW 1er, Ford Focus, Hyundai i30, Mazda3, Opel Astra, Seat León, Toyota Auris und VW Golf. Kommentar eines amüsierten Managers aus der Volkswagen-Gruppe: „Bei den Civic-Stückzahlen wird uns das sicher keine schlaflosen Nächte bereiten.“ Nachsatz: „Aber das schreiben Sie bitte nicht“, so der nun namenlose Wortspender. „Denn uns ist natürlich jeder Kunde wichtig!“
Und uns ist wichtig, dass Sie jetzt in die Foto-Galerie einsteigen, wo wir Ihnen noch mehr Infos über den neuen Honda Civic bieten und unsere Eindrücke von der Probefahrt vermitteln.
Stand: Februar 2012
Website des Importeurs: www.honda.at