Die neunte Vienna Autoshow (rechnet man den VW-Marken-Auftritt von 2011 dazu, wäre es sogar die zehnte) steht unmittelbar bevor. In der bewährten Melange mit der Ferien-Messe werden ebenso wie im Vorjahr rund 150.000 Besucher erwartet. Für diese geht die VAS heuer vom 15. bis 18. Jänner über die Bühne. Bereits morgen treffen dort Handel und Importeure aufeinander. Und auf dieses Date sind Auto-Branche und Presse besonders gespannt!
Anlässlich der vorjährigen VAS-Eröffnung rechneten Dr. Felix Clary, Sprecher der Automobil-Importeure, und Burkhard Ernst, Bundes-Gremialobmann des Fahrzeug-Handels, für 2014 mit rund 320.000 Pkw-Neuzulassungen. Und das in seltener Eintracht. Traditionell sei es nämlich so, erklärte Ernst, dass der Fachhandel mit seinen Prognosen nie so optimistisch liege wie die Importeure. Der erfahrene Funktionär hätte gut daran getan, diese Tradition beizubehalten. Grund: Nach einem Rückgang von 4,9 Prozent hat sich der vorjährige Neuwagen-Absatz bei rund 303.500 Stück eingebremst. So viel zum Schönsprechen.
Denn genau mit solchen, wahrscheinlich sogar gut gemeinten Prognosen, um die Branche in eine neuerliche Aufbruchs-Stimmung zu versetzen, erweist man dieser einen Bärendienst. Weil man der Öffentlichkeit gegenüber vermittelt, dass der heimische Fahrzeug-Handel – entgegen dem Ist-Zustand – noch immer wie die Made im Speck lebt. Und weil man damit dem zugriffswütigen Fiskus die moralisch scheinbar gerechtfertigte Handhabe gibt, den Auto-Käufern noch tiefer in die Tasche greifen zu können. Inklusive den potenziellen, die sich’s anders überlegt haben (siehe Verkaufs-Ergebnis oben). Kein Wunder also, dass die heimische Auto-Lobby(?) in Sachen NoVA & Co derart „erbarmungslos über den Tisch gezogen wurde“, wie ein Insider meint. So viel zum Räsonieren.
Unfassbar: Die wichtigste Branche im „Autoland“ Österreich schreit um Hilfe!
Dass es hier zu Lande einem beträchtlichen Teil der Auto-Händler nach zwei, drei absatzstarken Jahren heute alles andere als rosig geht, hat vielerlei Gründe, von denen wir einige hier nur in Stichworten nennen: Da gibt es – je nach Marke – zunehmend strengere Importeurs-Vorgaben, die vor allem kleinere Betriebe kaum mehr zu erfüllen vermögen. Wobei sich immer öfter die „visionäre“ Frage stellt, weshalb kleinere und größere Händler ihre individuellen Stärken nicht bündeln und kooperieren können?
Dann gibt es natürlich „göttliche“ Internet-Portale, die das Thema Handels-Spanne im Neuwagen-Verkauf endgültig ad absurdum führen. Zumal viele Kunden glauben, dass sich enorme Preis-Nachlässe bei Ladenhütern, Auslauf- oder Sonder-Modellen auch aufs reguläre Fahrzeug-Angebot umlegen lassen. Und um die Laune in der Branche noch weiter zu heben, wird sie mit angeblichen Horror-Szenarien konfrontiert, wonach viele stationäre Händler in den nächsten Jahren wie die Fliegen sterben werden.
„Angeblich“ deshalb, weil man von Seiten der Importeure natürlich bemüht ist, bei den Vertrags-Partnern nicht Angst und Schrecken zu verbreiten. Dazu rufen wir ein Interview in Erinnerung, dass wir vor gut einem Jahr mit Seat-Chef Mag. Wolfgang Wurm geführt haben (bitte runterscrollen bis zum Zwischen-Titel „Solche Debatten finde ich für die gesamte Auto-Industrie gefährlich“).
Darüber hinaus dürfte das von Clary und Ernst initiierte Forum Mobilität Freiheit Umwelt (kurz MFU), das als Gegenpol zu VCÖ & Co ins Leben gerufen wurde, nicht nur gescheitert sein, sondern auch zu internen Verstimmungen geführt haben. Von wegen professionelles Auftreten gegenüber der bestens organisierten Propaganda-Maschinerie der Anti-Auto-Fraktion. Nicht zuletzt beklagen sich Auto-Händler über weit überhöhte, auf dem Umsatz basierende Kammer-Umlagen (man bedenke die exorbitant niedrigen Spannen), wie aktuell im Branchen-Magazin Auto & Wirtschaft zu lesen. Dabei geht es um gesalzene Beträge im fünfstelligen Bereich, mit denen manche Betriebe pro Jahr zusätzlich belastet werden.
Eine Menge Troubles also, mit denen sich die Auto-Branche im Allgemeinen und der Fahrzeug-Handel im Speziellen – samt Partnern aus den Importeurs-Reihen – herumschlagen muss. Umso gespannter darf man auf die morgigen Statements von Felix Clary und Burkhard Ernst sein. Eben darauf, ob Klartext gesprochen wird. Und zwar hinausgehend über „lässliche Marketing-Sünden“ (© Ernst), nachdem die Tages-Zulassungen zumindest in den ersten drei Quartalen des Vorjahres wieder etwas angestiegen sind.
Messe-Abstinenz: Diesmal „glänzt“ Volvo durch Abwesenheit auf der VAS
Einer hat anscheinend immer das Bummerl: 2013 „drückte“ sich die PAS (Peugeot und Citroën) vor der Vienna Autoshow, 2014 blieb Subaru fern, und heuer ist Volvo mit „Schwänzen“ an der Reihe. Nahe liegend, dass dies aus Sicht der heimischen Importeure nicht ganz freiwillig geschieht, zumal jeder abwesende Anbieter damit einen klaren Wettbewerbs-Nachteil in Kauf nehmen muss. Aber wenn Konzern-Zentralen, die für solche lokalen Entscheidungen zumeist die Verantwortung tragen, den Finger draufhalten, nutzt das gar nix!
Im Folgenden die Österreich-Premieren und anderen Messe-Highlights der meisten Aussteller, wobei die Angaben ohne Gewähr sind: Alfa Romeo präsentiert als Gustostückerl den Straßen-Boliden 4C. Im Mittelpunkt des Audi-Stands wird wohl – no na – der unerwartete Q7 als Fast-Welt-Premiere stehen. In Österreich erstmals zu sehen sind A1 & A1 Sportback. Bei den anderen Top-Neuheiten handelt es sich um Audis ersten Plug-in-Hybrid A3 Sportback e-tron, um die aufgefrischten Modelle Q3 und A6 sowie um den TT. BMW hat seine VAS-Hingucker (X6, 2er Cabrio, 2er Active Tourer und i8) hier zusammengefasst. Weiter geht’s mit Citroën, wo unter anderem Sonder-Modelle vom C4 Cactus und vom C4 Picasso sowie der neue C1 Airscape und von der Nobel-Linie feine DS3-Varianten im Rampen-Licht stehen.
Bei Dacia hervorzuheben sind die neuen Crossover-Modelle Lodgy & Dokker Stepway. Außerdem erhalten Neuwagen-Käufer gratis ein umfassendes Startklar-Paket. Ebenfalls im Offroad-Look zeigt sich bei Fiat der neue 500X. Bei Ford ist der Mondeo endlich käuflich, der überarbeite Focus freilich schon länger, wobei die meisten Blicke sicher der Mustang einfangen wird. Welche VAS-Feinheiten Honda bietet, hat der Importeur hier aufgelistet. Die größten Hoffnungen dürften auf dem neuen HR-V ruhen, die meisten technischen Raffinessen finden sich beim renovierten CR-V. Wie warme Semmeln dürfte sich der neue i20 von Hyundai verkaufen, wo man außerdem den Saubermann ix35 FCEV bewundern kann. Ebenso wie ÖFB-Teamchef Marcel Koller.
Durch Design und Exklusivität will man bei Infiniti mit dem QX70S und dem Q50 überzeugen. Da steht Jaguar mit dem neuen BMW 3er-Jäger XE mit Sicherheit nicht nach. Bei den Jeep-Neuheiten dürfte – zumindest aus preislicher Sicht – der Renegade den größten Zulauf haben. Mit Kia hält der Mitbewerb aus Korea den neuen Sorento parat. Wer’s dagegen lieber emissionsfrei will, kann sich dem Soul EV zuwenden. Absolute Offroad-Kompetenz präsentiert Land Rover mit dem neuen Discovery Sport, der übrigens auch beim Crash-Verhalten zur Spitze gehört. Dass man auch relativ Sprit sparend durch das Gelände pflügen kann, soll der Range Rover Sport Hybrid beweisen. Wenn es für Forstwege reicht, wird sich da auch der NX von Lexus keine Blöße geben. Ein Racer wie der RC F hingegen bevorzugt eher Asphalt.
Ein ganz anderes Kaliber ist der preisgünstige Mazda2 mit anerkannten „Zuverlässigkeits-Genen“. Dazu gibt’s, wir hier beschrieben, die Europa-Premiere des Mazda6 Sport Combi mit Allrad-Antrieb. Damit nicht genug, wird der MX-5 aus der Drift Challenge Austria versteigert, schon rennfertig für die nächste Saison. Rufpreis: 2.000 Euro. Und hier nochmals, weil man kaum die Blicke von ihm lassen kann, der Mercedes AMG GT, der nach Paris jetzt in Wien ein Publikums-Magnet sein wird. Für die umweltbewusste Klientel empfiehlt sich dagegen, die B-Klasse Electric Drive genauer in Augenschein zu nehmen. Und eine ernsthafte Konkurrenz für die Ferien-Messe in den Hallen daneben ist der luxuriöse Marco Polo auf V-Klasse-Basis.
Am Mini-Stand wird man diesmal ein bisserl mehr Platz für den neuen Fünftürer benötigen, der von der – natürlich – dreitürigen Power-Version John Cooper Works flankiert wird, die auf der VAS ihre Europa-Premiere hat. Wie Mitsubishi das Interesse der Messe-Besucher wecken wird, ist kein Geheimnis mehr. (NACHTRAG: Ford Austria gab heute Abend bekannt, dass man für alle Pkw-Modelle die NW-Garantie auf fünf Jahre erweitert hat. Solche Nachahmer lassen wir uns gefallen!) Darüber hinaus dürfte die neue Tiefpreis-Limousine Attrage kostenbewusste Kunden anlocken. Nissan stellt seine Messe-Highlights auf der eigenen Website ausführlich vor. Erwähnenswert sind die tadellosen Crash-Bewertungen der jüngsten Modelle, wie hier am Beispiel des X-Trail zu lesen. Bei Opel wiederum erwartet man sich staunende Besucher-Ohs für den neuen Corsa.
Sportlich wird’s auf dem Peugeot-Stand zugehen, wofür die beiden Austria-Premieren 208 GTI 30th und 308 GT (als 205-PS-Benziner) Sorge tragen. Ebenfalls Premiere in der Alpen-Republik hat der facegelifte 508 RXH, der erstmals mit einem 180-PS-Diesel ohne E-Motor offeriert wird. Umso mehr setzt man am Porsche-Stand aufs Doppel-Herz, wo unter anderem der Cayenne S E-Hybrid ausgestellt wird. Den zweiten Schwerpunkt bilden die GTS-Modelle, bei denen wohl das neue 911 Carrera GTS Cabrio primärer Blickfang sein wird. Diese Rolle wird bei Renault zweifellos der neue Espace einnehmen. Wenngleich sie farbenfrohe Twingo-Modelle sicher streitig machen, sofern sie nicht vom großen Trafic Passenger verdeckt werden, der seit Kurzem lieferbar ist. Zusätzliche Verlockungen sind ein Gewinnspiel sowie ein ähnliches Dankeschön an Käufer wie bei Dacia.
Auch die „echte“ Welt-Premiere (ohne „fast“) kommt aus dem VW-Konzern – der 280 PS starke Seat-Power-Kombi Leon ST Cupra. Er ist quasi das Pendant zum Golf R Variant mit 300 PS, Allrad-Antrieb und DSG, der im Frühjahr startet. Mehr dazu in der kleinen Foto-Galerie unten. Ebenfalls sehenswert ist der noch taufrische Seat Leon X-Perience. Erst recht kräftig abspielen dürfte es sich am Skoda-Stand, wo der neue Fabia (Kurzheck & Combi) sowohl sein Österreich- als auch Markt-Debüt gibt. Konkret am 17. Jänner. Das ist jener Tag, an dem bei der Simply-Clever-Show im TV auch zwei Fabia-Modelle zu gewinnen sind.
Ebenfalls als Pendant, nämlich zum Twingo, präsentiert sich der neue smart auf der VAS. Smarter Vorzug: Ihn gibt es klarerweise nicht nur als Viersitzer (forfour), sondern auch als unschlagbar quirligen, zweisitzigen City-Flitzer (fortwo). Kurz vor der Markt-Einführung steht die Österreich-Premiere bei Subaru, der Rallye-erprobte WRX STI. Bis zum Frühjahr dauert es noch beim neuen Outback und beim Forester mit 147-PS-Boxer-Diesel und CVT-Automatik. Für diesen Zeitraum ist auch der Markt-Start der wichtigsten Messe-Neuheit von Suzuki geplant, der nächsten Vitara-Generation.
Mit einem Generationswechsel kann zudem Toyota auf der VAS aufwarten, wo Prius+ II seine Europa-Premiere begeht. Die weiteren Modell-Neuheiten sowie der Promi-Event (Autogramm-Stunde mit Alex Wurz) finden sich auch im vorigen Link. Der folgende Link wird zum zweiten Mal aufgerufen, diesmal jedoch für den Golf GTE. Als ihn Auto-Kaufberatung.at vor knapp einem Jahr beschrieb, stand dessen Preis noch nicht fest. Exakt 39.140 Euro sind für das PiH-Modell zu berappen. Natürlich wird der Messe-Stand von Volkswagen vor Gölfen nur so überquellen. Einer, der herausstechen sollte, ist der „hochgelegte“ Golf Alltrack. Noch höher ist freilich der umfassend erneuerte Touareg und deutlich tiefer der dynamisch designte Passat, der unter seinesgleichen bereits einen Test-Sieg nach dem anderen absolviert.
Last but not least hat VW in seinem großen VAS-Refugium noch zwei Schmankerln zu bieten: Zum einen die Vorführung der schlauen DI-Box, über die auf diesem Portal berichtet wurde. Und zum anderen den Multivan Alltrack – eine Art T6-Studie, die es nun auch bis nach Wien geschafft hat. Wird auch Zeit, denn der Serien-T6 scharrt schon mit den Hufen: Ab dem Sommer soll er den guten „alten“ T5 ersetzen.