Das nennt man Timing – auch wenn’s ein zufälliges war: Nachdem das Umwelt-Bundesamt gestern angeregt hat, den Verkauf konventionell betriebener Pkw stark einzuschränken und ab 2020 nur noch Elektro-Autos zuzulassen, dreht Generali mit der Autostudie 2016 den Spieß heute um. Denn die Österreicher planen so viele Autokäufe wie nie zuvor. Zwar ist der Zuspruch für Hybrid gestiegen, doch 49% bevorzugen nach wie vor den Diesel, 29% den Benziner.
Während das Umwelt-Bundesamt (UBA) also eine heiße Diskussion entfachte – u.a. mit der Idee einer Strafsteuer auf Diesel – und damit adäquate Reaktionen der Auto- Importeure und des ÖATMC hervorrief, hat Versicherer Generali seine neueste Autostudie ausgepackt. Und wie zu erwarten, verhält sich das Ergebnis der Befragung von mehr als 2.000 heimischen AutofahrerInnen diametral zu den UBA-Vorstellungen. Generali-Vorstand Walter Kupec: „Knapp jeder zweite Österreicher plant einen Autokauf innerhalb der nächsten drei Jahre. Der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen zur Generali-Autostudie.“ Und dabei handelt es sich für 78% der Befragten um Fahrzeuge, die ausschließlich über einen Verbrennungs-Motor verfügen. Auto-Kaufberatung.at veröffentlicht alle relevanten Infos dazu (siehe auch Grafiken unten).
Mit dem eigenen Auto unabhängig unterwegs sein
Die Österreicher schätzen vor allem die Freiheit, die ihnen ihr Auto vermittelt: 91% der Befragten geben an, dass sie mit dem Auto unabhängig sind, für weitere 72% ist es sehr wichtig, ein eigenes Auto zu besitzen. Wenn in Zukunft selbstfahrende Autos am Markt sind, möchten 69% ihr Auto dennoch lieber selbst steuern – nicht zuletzt deshalb, weil Autofahren für 69% der Befragten Spaß macht. Mit 78% können und wollen mehr als drei Viertel der Autofahrer auf ihr Auto in Zukunft nicht verzichten – ein in den letzten Jahren unverändert hoher Wert.
Eine deutliche Mehrheit der Autolenker geht davon aus, dass Autofahren in Zukunft teurer (72%), umweltfreundlicher (64%) und sicherer (60%) werden wird. 62% haben ihr Fahrverhalten zuletzt geändert: Ein Drittel fährt Sprit sparender, 30% reduzieren bzw. verbinden Fahrten und 23% gehen mehr zu Fuß. 84% der Befragten sind bereit, auch einen finanziellen Beitrag für die Umwelt zu leisten. 55% würden – unabhängig davon, ob aktuell ein Autokauf geplant ist – auf ein Fahrzeug mit Alternativ-Antrieb umsteigen.
Neuer Spitzenwert: 47 Prozent planen Autokauf
Mit 47% plant knapp jeder zweite Autobesitzer die Anschaffung eines Autos innerhalb der kommenden drei Jahre. Das ist der höchste Wert, der im Rahmen der Generali-Autostudie jemals erhoben wurde. 2012 planten lediglich 17% einen Autokauf, 2015 waren es 44%.
Für ihr nächstes Auto wollen die Österreicher im Vergleich zum Vorjahr auch mehr Geld ausgeben: 30% der Befragten würden bis zu maximal 10.000 Euro investieren (2015: 37%), weitere 40% bis zu 20.000 Euro (2015: 37%) und 18% bis zu 30.000 Euro (2015: 16%).
Der Gebrauchtwagen steht mit 40% wieder an oberster Stelle auf der Wunschliste der Österreicher, gefolgt vom jungen Gebrauchten (Vorführwagen, nicht älter als sechs Monate bzw. Tages-Zulassung) und einem Neuwagen mit jeweils 30%. Je älter der Autokäufer, desto eher greift er zu einem Neuwagen: Bei den Über-60-Jährigen planen 45% den Kauf eines Neuwagens, aber nur 19% den eines Gebrauchtwagens. Bei den Unter-30-Jährigen wollen 17% einen Neuwagen und 57% einen Gebrauchtwagen.
Hybrid-Autos gewinnen an Zuspruch
Bei der bevorzugten Antriebsart liegt der Diesel-Motor mit 49% vor dem Benziner mit 29%. Für ein Auto mit Alternativ-Antrieb will sich mehr als ein Fünftel der Befragten entscheiden, wobei hier der Fokus vor allem auf Hybrid-Antrieb (Benzin und Elektro) liegt. Der Zuspruch für Hybrid-betriebene Fahrzeuge ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen – von 5% 2011 auf 18% 2016. Bei den 50- bis 59-Jährigen beabsichtigen sogar schon 24% die Anschaffung eines Hybrid-Autos.
All jene, die beim nächsten Auto zu einem Diesel- oder Benzin-Fahrzeug tendieren, geben als Grund gegen ein Hybrid- oder Elektro-Auto zu 55% den hohen Preis an, 22% ist die Reichweite bei E-Autos zu gering, 15% empfinden die Technik noch nicht ganz ausgereift, und 11% beklagen die geringe Anzahl an Lade-Stationen. (Anm.: In Wien dürfte sich hier endlich etwas bewegen.)
Autofahren wird sicherer
Die in neuen Fahrzeugen vermehrt vorzufindenden Sicherheits-Features haben nach Meinung der Österreicher einen positiven Einfluss: 57% fühlen sich mit den eingebauten Sicherheits- und Warn-Einrichtungen im Auto sicherer, 54% rechnen mit sinkenden Unfallzahlen. Folgende Gadgets und Systeme haben in den letzten Jahren großen Zuspruch erfahren: Die Nutzung einer Freisprech-Einrichtung ist seit 2012 von 44% auf 63% gestiegen, die elektronische Einpark-Hilfe von 24% auf 41%, der Tempomat von 22% auf 26% und das Kurvenlicht von 15% auf 22%.
Die Bereitschaft, für zusätzliche Assistenz- und Sicherheits-Systeme mehr Geld auszugeben, liegt bei 55%. Von Jahr zu Jahr wichtiger wird auch die Bedeutung der vernetzten Mobilität – insbesondere die intelligente Stau-Vermeidung (87%), das Notruf-System e-Call (82%) und die Gefahren-Erkennung inklusive aktivem Eingreifen in schwierigen Situationen (79%). Stetig steigt außerdem der Zuspruch zur Rettungsgasse – zuletzt von 52% auf 57%.
Mehrheit für Gesundheits-Tests im Alter
Eine eindeutige Meinung haben die befragten Österreicher zum Thema Autofahren im hohen Alter: Zwei Drittel sprechen sich für verpflichtende Gesundheits-Tests aus, um die Fahrtauglichkeit im hohen Alter zu überprüfen. Bei den Unter-30-Jährigen liegt die Zustimmung dafür sogar bei 79%. Mit zunehmenden Alter sinkt sie: Bei den Über-60-Jährigen sprechen sich aber dennoch 42% für verpflichtende Gesundheits-Tests aus.
Kilometer- und CO2-abhängige Abgaben polarisieren
Hinsichtlich kilometer- und CO2-abhängiger Abgaben herrscht bei den Österreichern Uneinigkeit: 44% sprechen sich für eine km-abhängige Autobahn-Maut aus, 36% dagegen. Für eine km-abhängige Versicherungs-Prämie sind 42%, dagegen 34%. Für eine km-abhängige Kfz-Steuer sind ebenso 42% und 36% dagegen. Den geringsten Zuspruch findet die CO2-abhängige Kfz-Steuer mit 37% Dafür- und 35% Dagegen-Stimmen.
Zum Nachweis der gefahrenen Kilometer würden 38% der Befragten ein von der Werkstatt auszufüllendes Formular an die Versicherung weiterleiten. 34% könnten sich vorstellen, dass eine fix im Auto installierte GPS-Box die Kilometer-Anzahl automatisch an die Versicherung übermittelt. Den geringsten Zuspruch erhält ein installierter Fahrzeug-Stecker, der in Verbindung mit einer App die Kilometer-Leistung aufzeichnet, die dann entweder vom Kunden selbst (27%) oder automatisch von der App (24%) an die Versicherung gesendet wird. 43% der Autofahrer haben insgesamt Bedenken, persönliche Daten zum eigenen Fahrverhalten als Berechnungs-Basis für die Kfz-Steuer bzw. Prämie weiterzugeben.
Autofahrer wünschen sich Assistance-Leistungen
71% der Auto-Besitzer befürworten es, wenn sich ihre Versicherungen nicht nur um die Schaden-Erledigung und Kosten-Erstattung kümmert, sondern auch umfassende Notfall- und Hilfe-Leistungen – so genannte Assistance-Leistungen – anbieten. Mit 75% schätzen besonders Unter-30-Jährige diesen Service. 67% der Autofahrer gehen davon aus, dass Versicherungen auf ein kompetentes und zuverlässiges Netzwerk an Kfz-Dienstleistern wie Werkstätten oder Abschleppdienst zurückgreifen können. 31% der Befragten würden für ein inkludiertes Kfz-Assistance-Paket eine höhere Versicherungs-Prämie bezahlen. Auch hier zeigen junge Autolenker unter 30 Jahren ein signifikant höheres Interesse (40%).
Die wichtigsten Notfall-Leistungen rund ums Auto sind für die Österreicher:
► Leistung nach österreichischem Schadenersatz-Recht bei unverschuldetem Verkehrs-Unfall mit einem europäischen Unfall-Gegner (92%);
► Insassen-Schutz für alle verletzten Insassen inklusive Lenker (87%);
► Ersatzwagen und Abschleppen bzw. Bergen nach einer Panne oder einem Unfall (79%);
► Pannenhilfe (72%);
► Schaden-Meldung rund um die Uhr mittels einer App (69%).