Boomendes SUV-Segment? Geht es nach Deutschlands Autokunden, hat es sich scheinbar bald ausgeboomt. Seit 2003 befragt im großen Nachbarland der Tankstellen-Marktführer Aral die Autofahrer nach ihren Präferenzen, um die Erwartungen und Ansprüche potenzieller Käufer zu ermitteln. Das heurige Ergebnis hat es in sich: Zwar bleiben die deutschen Autofahrer in Kauflaune, beim Kaufverhalten zeigen sich aber zum Teil neue Trends.
Lassen wir einmal dahingestellt, inwieweit sich die deutsche Aral-Studie (sechs an der Zahl wurden innerhalb der letzten zehn Jahre erstellt) auf den österreichischen Kfz-Markt übertragen lässt – interessant ist sie allemal. Demnach planen 26 Prozent der deutschen Autofahrer und Autofahrerinnen in den nächsten eineinhalb Jahren die Anschaffung eines Neu-, Jahres- oder Gebraucht-Wagens. Damit, so heißt es, werde der sehr hohe Wert von 2011 abermals bestätigt.
Getragen wird dieser Trend überwiegend von den Frauen, zumal ihr Anteil von zuletzt 23 auf aktuell 26 Prozent gestiegen ist. Bei den Männern dagegen sinkt das Kaufinteresse leicht von 28 auf 26 Prozent. Dabei müsse sich der Autohandel darauf einstellen, so die Studien-Autoren, dass die Käufer verstärkt nach Gebrauchten Ausschau halten. Deren Anteil ist von sechs auf nunmehr acht Prozent gestiegen. Neuwagen büßen mit einem Anteil von zehn Prozent und Jahreswagen mit acht Prozent jeweils einen Prozentpunkt ein.
Volkswagen steht bei den potenziellen Autokäufern weiterhin hoch im Kurs und liegt damit seit dem Studienbeginn im Jahr 2003 permanent an der Spitze. Aktuell planen 18 Prozent der Befragten den Kauf eines VW. Als Zweitplatzierter hat Opel acht Prozentpunkte Rückstand auf den Branchen-Primus, legt aber mit dem Anteil von zehn Prozent um einen Prozentpunkt zu. Auf dem dritten Platz folgt mit Ford (acht Prozent) ein weiterer Volumen-Hersteller. Unter den Premium-Anbietern etablieren sich Audi, BMW und Mercedes einträchtig bei gleichen Marktanteilen: Jeweils sieben Prozent der Befragten wollen demnächst bei den deutschen Edelmarken einkaufen. Die eindeutigen Verlierer der aktuellen Erhebung sind die Importeure japanischer Autos: Vor zwei Jahren waren noch 16 Prozent der Befragten an einem japanischen Fahrzeug interessiert, jetzt sind es nur noch neun Prozent.
Eine Premiere in der Aral-Studie: Erstmals nach zehn Jahren Erhebung rangiert die klassische Limousine nicht mehr ganz oben in der Käufergunst. Nur noch 25 Prozent der Befragten interessieren sich fürs Stufenheck. Der neue Favorit ist der Kombi mit einem Anteil von 28 Prozent. Ein weiterer Gewinner ist das Kleinwagen-Segment: Vor zwei Jahren gaben sich nur 17 Prozent der Befragten mit einem Stadtflitzer zufrieden, jetzt sind es bereits 26 Prozent. Jüngere Fahrzeug-Segmente wie Van und Geländewagen samt SUV sind ebenso wie Cabrios deutlich weniger gefragt. (Anm. d. Red.: Eine eher grobe Unterteilung, zumal z.B. nicht zwischen großen und kompakten SUV unterschieden wird. Außerdem haben die Befragten diesem Segment schon bei der vorigen Aral-Studie weniger Gunst erwiesen, wie im oben stehenden Balken-Diagramm ersichtlich ist.)
Bei der Bezahlungsart für das nächste Auto setzt sich der seit 2005 eingeschlagene Kurs fort. Soll heißen: Die Finanzierung nimmt bei Neu-, Jahres- oder Gebraucht-Wagen stetig an Bedeutung zu. Vor acht Jahren wurde in Deutschland nur rund jedes zehnte Auto finanziert, inzwischen ist es mit 56 Prozent mehr als jedes zweite. Mit Bargeld will nur noch rund ein Drittel der Käufer im Autohaus bezahlen – vor zehn Jahren waren es noch zwei Drittel.
Auch das Thema Elektro-Auto wurde in der Studie nicht ausgespart – mit einem klaren Trend: Den Befragten zufolge wird dem E-Mobil zwar ein großer Beitrag zum Umweltschutz zugetraut, doch weder bei der unmittelbaren Kaufentscheidung noch in absehbarer Zukunft ist die Akzeptanz unter den potenziellen Käufern besonders groß. Nur 27 Prozent von ihnen können sich überhaupt vorstellen, ein Elektro-Auto zu kaufen. Das ist ein Prozentpunkt weniger als vor zwei Jahren. Im Vergleich zur ersten Erhebung dazu (das war vor vier Jahren) sind es sogar neun Prozentpunkte weniger. Die Barriere heißt nach wie vor „Mindest-Reichweite“. Für fast die Hälfte der Befragten geht unter 350 Kilometern gar nichts.
In der Zusammenfassung entwickelten die Studien-Teilnehmer ein klares Bild ihres Wunsch-Autos: Der nächste Wagen soll ein Kombi sein, wird von einem Benzin(!)-Motor angetrieben und ist – natürlich – in Schwarz oder Silber lackiert. (Anm.: An dieser Farbwahl wird sich so bald wohl nichts ändern, zumal viele Käufer ganz pragmatisch den besseren Wiederverkauf ins Kalkül ziehen.) Der Favorit unter den Marken ist nach wie vor Volkswagen. Darüber hinaus verrät die deutsche Studie, wie das eigentliche Trend-Auto aussieht: Demzufolge handelt es sich um „einen Kleinwagen der Marke Opel mit Diesel-Antrieb“. Welcher das sein könnte, vermag selbst der „erste Mensch“ zu erraten…
Detaillierte Informationen zu allen Umfrage-Ergebnissen finden sich in den Balken-Diagrammen.