Asiens Autobauer haben Europa als Objekt der Begierde entdeckt. Da macht Mitsubishi keine Ausnahme, wie zumindest der neue Outlander beweist: Leichter wurde er, handlicher, komfortabler und natürlich sparsamer. Sollte er auch so zuverlässig wie das Vormodell sein, ergibt das eine Melange, die den Geschmack der Österreicher punktgenau trifft. Und faire Preise versüßen ihn noch. Hier ist der Neue ganz der Alte geblieben.
Auf dem SUV-Markt spielt die Musik. Und mit dem Outlander der dritten Generation kann auch Mitsubishi die Instrumente neu stimmen. Lange genug hatte der empfehlenswerte, vielen Autokäufern aber zu konventionelle Vorgänger in seinem Segment die zweite Geige gespielt. Dabei hat sich der SUV-Markt seit der Jahrtausend-Wende so rasant wie kein zweiter hier zu Lande entwickelt.
„Noch im Jahr 2000 betrug der SUV-Anteil magere 1,36 Prozent vom gesamten Kfz-Markt“, erklärt Mitsubishi Österreich-Pressechef Ing. Friedrich Sommer. „Doch in den darauf folgenden zwölf Jahren hat sich der Anteil fast verzehnfacht. Im ersten Halbjahr des heurigen Jahres belief er sich schon auf 10,4 Prozent.“ Ein Trend, den freilich nur Gegner des SUV bedenklich finden. Weil sie es pauschal als Sprit saufendes Schlachtschiff verdächtigen. Auch eine Form der Realitäts-Verweigerung.
„In Wirklichkeit haben solche Benzinfresser keine Bedeutung mehr“, meint Sommer. „Die Zuwächse sind allein aufs Segment der Kompakt-SUV zurückzuführen.“ Welches man dem nicht ganz so kompakten Outlander zumindest ökonomisch zuordnen kann: In der fünfsitzigen Allrad-Version mit 150 PS starkem Diesel wird ihm ein CO2-Normwert von beispielhaften 138 Gramm attestiert. Kein Wunder, dass sich derart gemäßigte SUVs als echte Alternative zu klassischen Kombis etablieren. Natürlich auch wegen ihrer praktischen Vorteile wie dem bequemen Zustieg und der erhöhten Sitzposition.
Also eine begrüßenswerte Entwicklung? Durchaus. Schon deshalb, weil sich ein SUV der menschlichen Statur einfach besser anpasst und damit jener Devise widersetzt, die ein halbes Jahrhundert lang mehrere Auto-Generationen geprägt hat – nämlich tiefer, breiter, schneller. Hinzu kommt bei den meisten SUV-Versionen das Sicherheitsplus eines effizienten Allrad-Systems, das erst bei Traktionsverlust eingreift, um die Antriebskraft blitzschnell neu zu verteilen. Je kleiner das Modell, desto öfter wird es aber auch als reiner Fronttriebler gekauft.
Apropos neuer Allrad-Antrieb: „Dessen Weiterentwicklung fand beim Outlander vor allem im Bereich der Elektronik statt“, wie Mitsubishi-Produktmanager Mag. Peter Ranner erläutert. „Jetzt werden auch Drehmoment, Lenkwinkel, Längs- und Quer-Beschleunigung gemessen, was zu einem noch präziseren Lenk-Verhalten führt.“
Bei der Probefahrt gefiel das lediglich 1,6 Tonnen schwere Testexemplar (die Begründung dafür folgt im nächsten Absatz) tatsächlich durch seine ebenso zielgenaue wie leichtgängige Lenkung. Vor allem aber durch sein gutes Handling, das um Klassen besser als beim Vormodell ist. Wir wollen jedoch nicht vorgreifen. Unsere persönlichen Eindrücke schildern wir in der Foto-Galerie.
Bemerkenswert beim neuen Outlander (wie bei so vielen Nachfolge-Modellen, die heuer vorgestellt wurden): Dank intelligenten Leichtbaus konnte das Gewicht der nunmehr noch steiferen Rohkarosse gleich um 100 Kilo reduziert werden! Zweite wesentliche Maßnahme, um den Sprit-Verbrauch zu senken: Das aerodynamisch optimierte Blechkleid glänzt mit einem deutlich verringerten Luftwiderstand.
Doch nicht nur beim Gewicht, auch bei den Außenmaßen übt sich der Newcomer in Zurückhaltung: Mit 4.655 x 1.800 x 1.673 mm (L/B/H) ist er zehn Millimeter kürzer, so breit wie bisher und ein Alzerl niedriger als sein Vorgänger. Auch der Radstand ist unverändert geblieben (hier zum Vergleich die technischen Daten des alten und neuen Modells, wo sich auch Preise und Ausstattung finden). Trotzdem hat der Innenraum an Volumen gewonnen – vor allem bei der Laderaum-Länge und der Ellbogen-Freiheit in der dritten Reihe des Siebensitzer-Modells.
Etwas irritiert hat uns, dass Mitsubishi Österreich den 2.0-Benziner mit stufenloser CVT-Automatik und Allrad-Antrieb als „neue Kombination“ beim Outlander kommuniziert. Denn auf der Preisliste des Vormodells scheint diese Kombination ebenfalls auf (damals noch beim 2.4-Benziner). Des Rätsels Lösung, so Friedrich Sommer: „Stimmt, in der alten Preisliste war dieses Modell vertreten, in Österreich wurde es aber nie verkauft. Das wird jetzt natürlich anders sein, weil der neu entwickelte Zweiliter-Benziner ungleich sparsamer ist als das frühere Aggregat.“
Spezialitäten des Hauses: Was wird womit kombiniert und was (leider) nicht?
Ungleich überschaubarer als früher ist jedenfalls die Motoren-Palette. Für den neuen Outlander gibt es lediglich die beiden bisher erwähnten Triebwerke, wobei sowohl der frische 2.0-Benziner als auch der überarbeitete 2.2-Diesel jeweils 150 PS leisten. Auffallend dabei: In der Allrad-Version mit CVT-Getriebe begnügt sich der Benziner mit einem Norm-Verbrauch von 6,5 Litern, womit er das Modell mit Frontantrieb und manueller Fünfgang-Schaltung um 0,3 Liter unterbietet.
Über ein Start-Stopp-System (heißt bei Mitsubishi „Auto Stop & Go“) verfügen übrigens beide Benzin-Modelle, ebenso wie die Diesel-Varianten mit Sechsgang-Schaltung, die sich im Norm-Mix mit unglaublichen 5,3 bis 5,4 Litern begnügen. Auf die Start-Stopp-Technik verzichten müssen allerdings die Selbstzünder mit der neu entwickelten Sechsgang-Automatik, deren Markt-Einführung erst im Jänner 2013 erfolgt.
Dafür sind die Diesel-Automatik-Versionen in anderer Hinsicht privilegiert: Sie allein können mit dem so genannten Safety Pack ausgerüstet werden. Bei der Top-Ausstattung Instyle ist es ohnehin serienmäßig, bei der Ausstattung Intense+ kann es zum Aufpreis von 2.000 Euro geordert werden. Dieses Sicherheits-Paket beinhaltet einen Spurhalte-Assistenten, eine automatische Distanz-Regelung, die bis 180 km/h funktioniert, und einen Notbrems-Assistenten.
„Aber nicht irgendeinen Notbrems-Assistenten“, wie Peter Ranner betont: „Unser System ist im Gegensatz zu vielen anderen bei jeder Geschwindigkeit aktiv!“ Freilich: „Automatisch zum Stillstand kommt das Fahrzeug nur bis maximal Tempo 30. Aber darüber hinaus kann ein Aufprall zumindest abgemildert werden.“
Bleibt die Frage, weshalb das nur mit Automatik kompatible Safety Pack nicht auch beim Benziner mit dem stufenlosen CVT-Getriebe offeriert wird? Antwort von Mitsubishi Österreich-Boss Mag. Gregor Strassl: „Vorerst werden wir das Safety Pack beim Benziner nicht anbieten, weil der Diesel ohnehin das Volumen-Modell werden wird.“ Offenbar will man abwarten, wie sich der Verkauf des CVT-Benziners entwickelt.
Stand: Oktober 2012
Website des Importeurs: www.mitsubishi-motors.at