Er hat sich nie ein Blatt vor den Mund genommen und tut das bei seiner jüngsten Studie schon gar nicht: Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer teilt kräftig aus. Empfänger: die deutsche Auto-Industrie. Und in gewisser Weise auch wir Autofahrer und unser Kaufverhalten. „Weil bei den alternativen Antrieben nichts vorangeht und hohe Benzinpreise nicht zum Umdenken bewegen.“ Zum Schluss gibt’s noch eine (scheinbare) Sensation.
Erst vor wenigen Tagen hat Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Chef des Zentrums für Automotive Research (CAR) an der Uni Duisburg-Essen, für Aufregung gesorgt. „Weil er für die Autobranche die größte Krise seit 18 Jahren heraufbeschwört“, meinen Kritiker – die offenbar die Realität noch nicht so ganz eingeholt hat: Europa-Minus bei den Neuwagen-Zulassungen per Ende Februar: immerhin neun Prozent.
Und leider ist es so, dass Dudenhöffers Warnschüsse nur selten (oder nicht immer, je nach Sichtweise) ihr Ziel verfehlen: Anfang November 2008 prognostizierte er aufgrund „der Finanzkrise und einsetzenden Rezession“ für die – deutsche – Auto-Industrie die schwersten Zeiten seit der Ölkrise 1973. Womit er zwar wegen der eindeutigen Vorzeichen nicht allein stand. Trotzdem hing ihm damals mancher Branchen-Insider das „Buhmann“-Mäntelchen um. Das er ein Jahr darauf allerdings zu Recht trug, als er der deutschen Auto-Nation gleich ein „grausames Jahr 2010“ voraussagte.
Wie schnell sich das Blatt drehen kann, zeigt auch die aktuelle Studie der renommierten Management-Beratung Oliver Wyman, die vorige Woche noch frohlockte: „Gerade einmal drei Jahre nach dem Krisenjahr 2009 zeigt sich die Automobil-Branche überraschend schnell von ihrem historischen Tief erholt.“ Nun sprechen die internationalen Zahlen der ersten beiden Monate des heurigen Jahres zwar eine andere Sprache. Doch die Frage, ob damit die große Trendwende bevorsteht, trauen sich derzeit nur Lobbyisten laut zu beantworten – was je nach Zugehörigkeit freilich ziemlich unterschiedlich ausfällt.
Um die Monate Jänner und Februar 2012 dreht sich auch Dudenhöffers Bewertung der Auto-Situation in Deutschland, die aus seiner Perspektive jener in Österreich nahe kommen kann. Auto-Kaufberatung.at gibt die Meinung des Auto-Experten wider – vollinhaltlich, aber kommentarlos:
Steigende Benzinpreise bewegen Autofahrer nicht zum Umdenken
Die Benzin- und Dieselpreise steigen, aber die alternativen Kraftstoffe und Antriebsarten kommen in Deutschland trotzdem nicht voran. So wurden auch in den ersten beiden Monaten des Jahres 2012 immer noch 99 Prozent aller Neuwagen in Deutschland als Benziner oder Diesel in den Markt gebracht.
Wir treten mit den alternativen Antrieben auf der Stelle. Es bewegt sich so gut wie nichts im deutschen Automarkt, wenn es um alternative Antriebe geht. Es scheint, als wären alternative Antriebe eher für die Automobil-Messen statt für den Markt gemacht. Die einseitige Ausrichtung auf die klassischen Kraftstoffe Benzin und Diesel scheint zementiert. Erst ist Gas als Antrieb gescheitert, jetzt dümpelt der Hybrid vor sich hin, und das Elektroauto kann man derzeit so gut wie ganz abschreiben.
Gerade mal 4.248 Neuwagen von 434.493 neu zugelassenen Pkw in den ersten beiden Monaten des Jahres wurden entweder mit Erdgas (CNG), Flüssiggas (LPG), als Ethanol-Fahrzeug oder Elektroauto bzw. Hybrid zugelassen. Die Deutschen schimpfen zwar über hohe Benzin- und Dieselpreise, aber Reaktionen beim Autokauf scheint das nicht hervorzurufen.
Wurden im Jahr 2006 noch 11.552 Neuwagen mit Erdgas gekauft, waren es im Jahre 2011 gerade mal 6.296 Pkw (vgl. Tabelle 2 – Anm.: siehe Foto-Galerie). In den ersten beiden Monaten wurden 581 Pkw mit Erdgas-Antrieb neu zugelassen. Auf das Jahr 2012 gerechnet, werden es weniger als 5.000 sein. Erdgas bleibt bei den Autokäufern links liegen.
Die Alternative, die Wachstumsraten zeigt, ist zwar Flüssiggas. Aber auch hier wird nicht der ganz große Umschwung zu erwarten sein. Mit viel Glück erreichen wir zum Jahresende etwa 15.000 Flüssigkeitsgas-Pkw von 3,1 Millionen verkauften Pkw. Das wäre leicht über der Zahl aus dem Jahr 2008. Tabelle 2 zeigt, dass es auch bei den anderen Kraftstoffen und Antriebssystemen nur im Schneckentempo, wenn überhaupt, vorangeht.
Deutsche Autobauer kaum mit alternativen Antrieben im Verkauf
Marktführer bei den alternativen Antrieben ist übrigens Dacia. Also das übliche Vorurteil, dass alternative Antriebe nicht zu bezahlen sind, scheint nicht ganz zu stimmen. Dacia hat in den ersten beiden Monaten des Jahres 736 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben verkauft. Allein der Dacia Duster wurde 270-mal in den ersten beiden Monaten als Flüssiggasvariante verkauft. Insgesamt verkaufte Dacia damit in diesem Zeitraum knapp fünfmal so viele alternative Antriebe wie VW. VW hat in den ersten beiden Monaten des Jahres lediglich 155 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben verkauft, davon gerade mal acht VW Golf.
Insgesamt haben die Importeure in Deutschland in den ersten beiden Monaten 82 Prozent aller alternativen Antriebe verkauft. Die deutschen Autobauer Audi, BMW, Mercedes, Porsche, Ford, Opel und VW spielen offensichtlich nicht in der Liga der alternativen Antriebe. BMW hatte null Pkw-Zulassungen mit alternativen Antrieben in den ersten beiden Monaten, Porsche zwölf, Audi 14, Mercedes 15, Ford 43, Opel 86 und VW, wie erwähnt, 155.
Bei den deutschen Premium-Herstellern scheinen alternative Antriebe eher ein Hobby zu sein, wenn man die Pkw-Zulassungen der ersten beiden Monate und der Vorjahre betrachtet. Betrachtet man die Richtung der Pkw-Zulassungen bei dem deutschen Autobauern mit alternativen Antrieben, so geht der Trend eher nach unten als nach oben.
Fazit: Die Diskussion über hohe Benzinpreise erscheint damit wie eine Art Sturm im Wasserglas. Man schimpft, aber bleibt in seinem Verhalten so wie bisher. Das war übrigens auch bei der CO2-Debatte der Fall. Nie hat die Automobil-Industrie ihr Selbstverpflichtungsziel von 140 Gramm CO2 pro Kilometer für das Durchschnitts-Fahrzeug erreicht. Erst als die EU-Kommission das Ziel 130 Gramm CO2 pro Kilometer fixiert hatte, ist die größte Innovationswelle der Autoindustrie in Gang gesetzt worden. In fünf Jahren wurde der Treibstoffverbrauch um fast 25 Prozent beim Durchschnitts-Neuwagen gesenkt.
Nicht die hohen Treibstoffpreise bewirken also das Umdenken, sondern die Rahmen-Richtlinien der Politik. Manchmal braucht man Regeln, um Dinge voranzubringen. Hohe Treibstoffpreise scheinen eher wenig bis gar nichts zu bewirken. (Ende)
Ja oder nein? Treibstoff-Einsparungen von bis zu 14 Prozent bei PKW und Bussen
Nicht nur mit hohen Spritpreisen kann man immer rechnen, sondern erfreulicherweise auch mit dem Innovationspotenzial österreichischer Spezialisten: Die Firma New Generation Bio in Burgkirchen (OÖ) hat einen Metallstift entwickelt, mit dem sich tatsächlich Sprit sparen lassen soll. Das bescheinigt jedenfalls der TÜV SÜD Middle East.
Und so verliefen die Tests nach Angabe der Burgkirchner: „Drei Fahrzeuge gingen auf vier identische Messfahrten über jeweils 70 Kilometer mit Tempomat, teils mit dem Spritsparstift BE-FuelSaver, teils ohne. Die Tests wurden von der TÜV-Niederlassung in Dubai durchgeführt, weil zum Zeitpunkt der Untersuchung (Jänner) in Europa noch ungeeignete Temperatur-Verhältnisse herrschten“, erklärt Ing. Herbert Renner, Geschäftsführer von New Generation Bio. Immerhin habe es Minusgrade im zweistelligen Bereich gegeben.
Fazit der Messung, so Renner weiter: „Der BE-FuelSaver reduziert signifikant den Verbrauch bei PKW und Bussen, die Einsparungen liegen mit mehr als 14 und zwölf Prozent deutlich über der ermittelten Messtoleranz von 2,5 Prozent.“
Der wenige Zentimeter lange Metallstift besteht aus rostfreiem Stahl (Nirosta), der direkt im Tank eines Kraftfahrzeugs installiert oder in einer angepassten Version an den Brenner einer Heizung montiert wird. Laut Hersteller verbessert er sowohl in Fahrzeugen als auch bei Öl- und Gasheizungen oder in Holzbrenn-Systemen die Verbrennung und reduziert damit den Ausstoß von toxischen Gasen sowie Feinstaub und Ruß. New Generation Bio gibt eine „mehr als zehnjährige“ Funktionsgarantie. Privatkunden erhalten eine 60-Tage-Geld-zurück-Garantie.
Die Crux daran: Der BE-FuelSaver befindet sich schon seit geraumer Zeit auf dem Markt, wobei er von neutralen Testern teilweise durchaus gut beurteilt wurde. Mag sein, dass er mittlerweile auch noch Optimierungen erfuhr, die aber den ÖAMTC – brandaktuell – nicht überzeugen konnten.
Wer auf der Strecke bleibt, ist wieder mal der Autofahrer. Weil er nur ahnen kann, welchen Prüfern er vertrauen soll – jenen vom „1001 und einer Nacht“-TÜV oder von „unserem“ Club. Zumal immer der Gedanke aufkommt: Wenn’s so einfach wäre, mit Staberln Treibstoff zu sparen, warum greifen dann die Autobauer nicht selber diese Idee auf?