Fekters neues Feindbild

Im Frühjahr wechselte Maria Fekter vom Innen- ins Finanzministerium. Und kam damit vom Regen in die Traufe. Denn dort muss sie einen „Asylanten“ dulden, der beim Fiskus nicht wirklich beliebt ist: den Dacia Duster als Fiskal-LKW. Kleinunternehmer haben den Preisbrecher aus Rumänien dagegen ins Herz geschlossen. Er bietet konkurrenzlos viel Auto für kleines Geld, ohne dass man ernsthafte Nachteile in Kauf nehmen müsste.

Dacia Duster Fiskal dCi 110 DPF 4x4 Ambiance Seit einem Jahr ist das Rumänen-SUV Dacia Duster, das von Konzernmutter Renault vertrieben wird, auch als zweisitzige LKW-Version mit verblechten Seitenfenstern erhältlich. In der frontgetriebenen Basisversion wird das vom Spezialisten Hödlmayr aufbereitete Arbeitstier als 105-PS-Benziner zu einem Nettopreis von sagenhaften 11.062 Euro offeriert.

Was der Fiskal-Duster schon zum Startpreis mitbringt, ist – neben seinem stämmigen Auftritt mit aufgeblähten Radkästen und breiter Spur – eine ordentliche Portion Transporttalent: Das Ladevolumen des knapp 4,32 m langen Allrounders beträgt bis zu 1.636 Liter, die Nutzlast immerhin bis zu 425 Kilo. Vorzüge, die sich auch in der Lieferzeit widerspiegeln: Wer den Klein-LKW ordert, muss auf ihn nach Angaben eines großen Dacia-Händlers drei bis vier Monate warten.

Datenblatt
Motor 8V-Vierzyl.-Turbodiesel, 1.461 ccm, Partikelfilter, Euro 5
Leistung 81 kW/110 PS bei 4.000/min
Spitze 168 km/h
Testverbrauch 7,2 l/100 km
Normverbrauch 5,6 l/100 km
CO2 145 g/km
L/B/H 4.315/1.822/1.695 mm (Nutzlast 420 kg)
Leergewicht 1.349 kg
Gesamtgewicht 1.844 kg
Preis EUR 14.773,13 exkl. Steuern („Ambiance“) plus EUR 180,- Auslieferungspauschale
Stand: August 2011

Doch auch beim Duster sollte der Fokus nicht allein auf dem Anschaffungspreis liegen. Auto-Kaufberatung.at stand ein allradgetriebenes Fiskal-Modell mit dem 110 PS starken Top-Diesel und der mittleren Ausstattungslinie Ambiance zur Verfügung. Netto-Listenpreis: 14.773 Euro. Und dieser Mehrpreis bringt’s!

Der 1,5-Liter-Selbstzünder erweist sich als erstaunlich durchzugskräftig und elastisch. Wozu auch die kurze Übersetzung des angenehm zu schaltenden Sechsgang(!)-Getriebes beiträgt, das aus gutem Grund den Allrad-Versionen vorbehalten ist. Die erste Fahrstufe wurde nämlich extrem kurz ausgelegt, was offroad zwar sinnvoll ist, onroad aber der Gewöhnung bedarf.

Im Klartext: Mit Asphalt unter den Rädern empfiehlt sich der erste Gang nur zum Anfahren auf Steigungen. In der Ebene hält er auf, weil man gar nicht so schnell raufschalten kann, wie man den Vortrieb nutzen könnte. Und bei leichtem Gefälle legt man ohnehin gleich den zweiten Gang ein.

Im Gelände freilich profitiert man von der kurzen Ersten, weil sie praktisch das Reduktionsgetriebe ersetzt, das ja nur echte Offroader besitzen. Entsprechend gemächlich vermag der 4×4-Duster durch die Botanik zu pflügen, wobei er dank guter Bodenfreiheit, günstiger Böschungswinkel und im starren 50:50-Allradmodus sogar relativ schweres Terrain problemlos bewältigt.

Auf befestigtem Untergrund wiederum kann man sich je nach Erfordernis für puren Front- oder traktionsabhängigen Allradantrieb entscheiden. Wählen lässt sich dies ganz einfach über einen Drehschalter, wie wir ihn vor vielen Jahren erstmals beim Nissan X-Trail schätzen lernten. Eine effiziente, bedienungsfreundliche 4×4-Technologie, die uns noch heute so begeistert, wie sie es damals getan hat.

Weniger begeisternd: ESP gibt’s inklusive Ledervolant nur gegen Aufpreis (netto 410 Euro) und lediglich in Kombination mit dem getesteten dCi 110-Triebwerk. Beim Ambiance-Modell muss außerdem „bis auf weiteres“ (Dacia-Info) das so genannte Modularitätspaket um netto 250 Euro dazugekauft werden, wofür man in den Genuss einer Höhenverstellung von Lenkrad und Fahrersitz kommt. Macht in Summe netto 660 Euro fürs ESP. Ebenfalls optional: Klimaanlage samt MP3-Radio um netto 750 Euro.

Trotzdem ist das Preis-Leistungsverhältnis des Duster unschlagbar. Zumal er auch durch guten Federungskomfort und saubere Verarbeitung gefällt. Kleine Schrullen wie eine „altgallische“ Hupenbedienung im Blinkerhebel oder eine nach Geländeeinsätzen spinnerte Tankanzeige seien ihm deshalb verziehen. Der Gesamteindruck zählt. Und der hat voll überzeugt.

SENIOREN SPECIAL  (Erklärung siehe Rubrik „Über uns“)

„Von diesem Dacia bin ich echt angetan“, gesteht unser Seniortester. „Und das nicht nur mit einem Seitenblick auf die Preisliste. Wenn ich an den Renault-12-Verschnitt denke, den uns die Rumänen Ende der 1970er Jahren zugemutet haben – da liegen Welten dazwischen!“ Wobei: „Schon vor ein paar Jahren, als ich mit dem ersten Logan rumgegondelt bin, war mir klar, das wird die erste wirklich erfolgreiche Billig-Marke.“ Übrigens: Der geräumigere Logan Van ist der zweite steuerbegünstigte Klein-LKW im Dacia-Stall.

Und weiter: „Natürlich setzt das Auto keine Maßstäbe. Aber in der Testzeit, die mir zur Verfügung stand, hab’ ich kaum nennenswerte Schwachstellen bemerkt. Was ihr da für ein Theater macht wegen der kurzen ersten Fahrstufe beim Allradler, verstehe ich nicht. Ein erster Gang ist eben zum An-Fahren da! Ich will ja keine Beschleunigungsduelle gewinnen mit dem Gefährt.“

Allerdings: „An nur manuell verstellbare Außenspiegel will ich mich nicht mehr zurückgewöhnen müssen. Das ist mir beim rechten Spiegel zu mühsam. Dass es die elektrischen Spiegel nicht optional, sondern ausschließlich beim Topmodell Lauréate gibt, ist deshalb für mich ein Minuspunkt.“ Außerdem: „Als Beifahrer hat mich das kleine Wischerfeld auf der rechten Seite gestört, zumal ich auch die Leistung der Scheibenwischer bei starkem Regen als zu schwach empfunden habe. Bei Nachtfahrten besonders unangenehm.“

Als besonders angenehm empfand der Senior dagegen „das tolle 4×4-System in dieser Fahrzeug-Preisklasse. Im Grunde kann man ja auf den Frontantriebs-Modus verzichten. Es genügt, die elektronische Allradautomatik einzustellen, weil sie die Hinterräder aktiviert, sobald’s erforderlich ist. Das wiederum ist ein klarer Sicherheitsgewinn, wenn es in Strömen schüttet. Vielleicht mehr als das fehlende ESP, das ja erst eingreift, wenn’s brenzlig wird.“

Und die narrische Kraftstoff-Anzeige? „Die fällt für mich“, schmunzelt der Senior, „eher unter die Kategorie ,peinlich’. Alte Hasen, die in grauer Vorzeit ja nach Gefühl tanken mussten, werden das Auffüllen nicht vergessen. Außer sie leiden mittlerweile unter Alzheimer. Aber im Ernst: Bei diesem Preis meckere ich nicht über jede Kleinigkeit. Dafür ist dieser Dacia in der Summe seiner Eigenschaften zu gut geraten.“

Website des Importeurs: www.dacia.at

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