„AutoBild“, Europas größte Autozeitschrift, nimmt’s mit der Punktevergabe bei Vergleichstests anscheinend nicht allzu genau. Zu diesem Schluss kommt man unweigerlich nach Studium eines aktuellen Berichts, in dem sich offenkundig Fehler eingeschlichen haben – die von der Redaktion aber eisern negiert werden. Die Testkandidaten: BMW 325d, Citroën C5, Mercedes C 250 CDI, Peugeot 508 und Volvo S60.
Bei „AutoBild“, so erweckt man den Eindruck, ist man um Objektivität bemüht. In der Ausgabe 15/2011 trat man dafür auch den Beweis an: „Der Vorwurf ist hart“, war da im Editorial zu lesen: „Unsere Testredakteure trügen die VW-Audi-Brille, heißt es immer wieder in unzähligen Mails, Telefonaten und Briefen…“
Die Gegenmaßnahme des Redaktionsteams war von Erfolg gekrönt. Man setzte Leser ans Steuer mehrerer Testexemplare der Golf-Klasse. Und siehe da: Der Namensgeber lag „am Ende nach Punkten tatsächlich noch weiter vorn“ als bei der Bewertung durch die Fachredakteure. Eine überzeugende Vorstellung.
Ganz und gar nicht überzeugend ist dagegen die Vorstellung, die „AutoBild“ beim eingangs erwähnten Vergleichstest geliefert hat, zu dem unter anderem ein Dreier-BMW und ein Peugeot 508 antraten. Die Crux dabei: Man attestiert dem bekanntlich nicht gerade raumökonomischen Bajuwaren ein besseres Platzangebot im Fond als dem deutlich größeren Franzosen. Zumindest bei der Vergabe der Punkte. Und genau die fehlen dem Peugeot in der Endabrechnung, um jenen Platz zu ergattern, den dafür der BMW einnimmt – nämlich den zweiten. Außerdem erscheinen manche Maßangaben nicht wirklich schlüssig.
Kann passieren, sollte man meinen, in Anbetracht der zahlreichen Testberichte, die „AutoBild“ seinen Lesern allwöchentlich bietet. Zumal im Text über den Dreier-BMW dessen Raumangebot sehr treffend kommentiert wird: „Die hinteren Plätze zwingen Passagiere in eine eingedrehte Haltung, und vor allem der Einstieg in den engen Fond gelingt nur mit einer gewissen körperlichen Anstrengung.“
Also ist klar: Der Peugeot 508 muss sich nicht mit Platz drei begnügen. Was Auto-Kaufberatung.at veranlasste, als normaler „AutoBild“-Konsument aufzutreten und mit folgendem Leserbrief um Richtigstellung zu ersuchen:
„Einer überrascht alle!“ titelt Auto Bild – und überrascht selber am meisten: indem man den Peugeot 508 in der Länge fast auf Golf-Format schrumpft (Maßangaben auf Seite 26). Was bei der Bewertung des „Platzangebots hinten“ auch noch konsequent durchgezogen wird: Dem großen Peugeot werden ganze vier Punkte zugestanden, während der knapp geschnittene Dreier-BMW deren sechs erhält. Das kann ja wohl nicht ernst gemeint sein. Ergo bitte fair bleiben und den BMW auf Platz drei verschieben, den Peugeot auf Rang zwei hieven!
Die – verblüffende – Antwort von „AutoBild“ ließ nicht lange auf sich warten:
Bei der Längenangabe des Peugeot 508 hat sich in der Tat ein Übertragungsfehler eingeschlichen. Das Fahrzeug hat eine Außenlänge von 4.792 mm. Auswirkungen auf die Bepunktungen des Innenraumes hat dieser Druckfehler naturgemäß keine. Der 508 erhält im Vergleich zum 325d beim Fondplatzangebot weniger Punkte, da er – wie man auch an den Messwerten ablesen kann – enger geschnitten ist.
Stimmt. An den „Messwerten“ ist dies tatsächlich nachzulesen. Aber nicht nachvollziehbar. Damit war das Maß – im wahrsten Wortsinn – für uns voll. Denn „geschützte Plätze“ (in diesem Fall für BMW) haben in einem Medium, dessen Test-Ergebnisse oft genug der Vermarktung dienen, nichts zu suchen.
Auto-Kaufberatung.at begab sich deshalb quasi auf Spurensuche in jüngeren „AutoBild“-Ausgaben. Was wir dabei entdeckten, ist leider mehr als widersprüchlich. Die folgende Bilder-Galerie mit vielen Faksimiles informiert anschaulich darüber.
PS: Im nächsten Heft von „AutoBild“ soll der Peugeot 508 neuerlich bei einem Vergleichstest antreten – gegen andere französische Kombis seiner Klasse. Mal sehen, ob sich sein Fond dann immer noch in der Vier-Punkte-Kategorie bewegt.